Ein Schokoriegel soll schon so manches Gemüt vor der Eskalation bewahrt haben. Doch die klassischen Produkte sind voller Zucker, umhüllt von Plastik – und manche gehören gar zu Unternehmen mit fragwürdigen Handelspraktiken.
Statt sich nun auf nur eins dieser Probleme zu konzentrieren, versucht The Nu Company gleich an allen Fronten zu kämpfen: Die Schokoladen-Produkte sind vegan, zuckerreduziert, aus fairem Handel, ohne Plastikverpackung, klimafreundlich – und für jeden Verkauf wird auch noch ein Baum gepflanzt. Bei Schokolade gibt es keine Kompromisse, findet The Nu Company.
Mit dem Do-It-Yourself-Set zur perfekten Rezeptur
Das Unternehmen wurde 2016 von Christian Fenner, Thomas Stoffels und Mathias Tholey gegründet. Alle drei studierten zu dem Zeitpunkt im Ingenieurwesen, hatten gute Karriereaussichten. Doch das hobbymäßige Interesse an Ernährung sowie die Frustration über sinnentleerte Konzern-Meetings führten die drei schließlich gemeinsam in die Experimentierküche, wo sie an der Rezeptur für die ersten Schokoriegel tüftelten.
Der erste Firmenname macht dabei das ursprüngliche Hauptanliegen der drei noch deutlicher: Nutritious Solutions GmbH. Denn vor allem Thomas und Mathias wollten aufgrund persönlicher gesundheitlicher Probleme in erster Linie ein Produkt kreieren, welches das Glücksgefühl eines guten Schokoriegels mit guten Nährwerten kombiniert.
„Beim Tüfteln mit einem Schokoladen-Do-It-Yourself-Set entstand schließlich die neuartige Kombination aus Hanfsamen, Biokakao und Kokosblütenzucker. Schnell wurde klar, dass wir nicht alleine sind mit dem Wunsch nach weniger zuckerhaltigen und künstlichen Snack-Alternativen. Mit der steigenden Nachfrage reifte auch die Geschäftsidee und der Wunsch, einen positiven Impact für den Planeten zu leisten“, erzählt Fenner zur Firmengründung.
„Wir müssen aufhören, unseren Planeten zu verprassen.“
Dass die Produkte der Nu Company mehr erreichen sollten, als mit ihren Inhalten zu glänzen, stand für das Team von Anfang an fest. Denn als Unternehmen wirtschaftlich zu denken und Kosten zumindest decken zu können, ist nur die eine Seite der Medaille. Wie Fenner weiterhin anmerkt, könne man „wenn es um unsere Erde geht, keine Kompromisse mehr machen. Wir müssen aufhören, unseren Planeten zu verprassen.“
Und so hat es sich The Nu Company zum Ziel gesetzt, nicht nur an das hier und jetzt, sondern vor allem an die Zukunft zu denken. Der Wunsch nach schnellen Profiten ist ihrer Ansicht nach alles andere als zeitgemäß und geht zu oft auf Kosten des Planeten.
Ein „Schokoriegelgipfel“ für ein Reinheitsgebot
Ein großes Projekt im Rahmen dieser ganzheitlichen Bestrebungen ist dabei das durch The Nu Company geforderte „Schokoladen-Reinheitsgebot“. Um dieses auch anderen Mitbewerbern nahezulegen, lud das Unternehmen 2021 die elf größten Schokoladenproduzenten zum „Schokoriegelgipfel“ nach Leipzig ein.
Mit einer groß angelegten öffentlichen Aktion versendete man Einladungsschreiben an Nestlé, Ferrero und Co. Gefolgt sind diesen immerhin einige kleinere Unternehmen wie Halloren und Tony’s Chocolonely, aber etwa auch Bahlsen. Fenner zeigt sich erfreut über dieses erste Gipfeltreffen: „In vielen Diskussionspunkten waren wir uns schnell einig und ziehen auch gemeinsam an einem Strang. Doch in einigen Punkten sind die Standpunkte sehr unterschiedlich. Dennoch ist es wichtig, in einen Dialog zu treten.“
Das Event soll dabei keine Eintagsfliege bleiben und sich als regelmäßiges Branchentreffen etablieren. Die öffentliche Resonanz über das Engagement des Unternehmens war jedenfalls durchaus positiv.
Das steht im „Schokoladen-Reinheitsgebot“
Mit dem Reinheitsgebot, im Firmensprech auch „Nu Rules“ genannt, möchte das Unternehmen Grundregeln für eine ethische und nachhaltige Produktion aufstellen. Im Konkreten lauten diese Regeln:
- Zuckerreduktion
- Plastikfreiheit
- Pflanzliche Alternativen
- Natürliche und verständliche Zutaten
- Fairer Handel
- Klimafreundlichkeit
Als gutes Vorbild geht die Nu Company in allen diesen Punkten voran und möchte Mitbewerber dazu animieren mitzuziehen, anstatt sich auf vermeintlichen Alleinstellungsmerkmalen auszuruhen. Das schlägt sich natürlich aber auch im Preis der Produkte wieder.
Doch laut Fenner geht der Plan auf, denn die Kunden kaufen mit ihren Produkten viel mehr als nur einen Schokoriegel: von der kompostierbaren plastikfreien Umverpackung, über den fair gehandelten Kakao aus ökologischer Landwirtschaft, den Verzicht auf tierische Zusätze bis hin zur Aufforstung, welche man mit jedem Kauf unterstützt. „Verbraucher:innen können mit jeder Kaufentscheidung einen echten Unterschied in puncto Klimaschutz machen“, sagt Fenner.
Schokolade ist längst kein reiner Impulskauf mehr
Man kennt es: Man geht hungrig einkaufen und vor der Kasse lauern einem dann reihenweise süße Versuchungen auf und warten darauf, mitgenommen zu werden. Schokoriegel leben stark von solchen Impulskäufen. Auch für The Nu Company liegt hier der stärkste Umsatz. Doch mit exklusiven Online-Angeboten wie „Online-Only-Drops“ konnte sich das Unternehmen auch im E-Commerce gut positionieren.
Da die Marke viel von ihrem Marketing und der dadurch bestärkten Community lebt, hat sich hier eine regelrechte Fan-Kultur ergeben. So erfahren Fans über die Social-Media-Kanäle der Nu Company zuerst von neuen Produkte oder Rezepturen und können diese sogar testen – noch bevor sie in den stationären Handel kommen.
Neben dem B2C-Geschäft steht aber auch ein gut laufendes B2B-Geschäft sowie ein stetig wachsender internationaler Handel. So liegen die Produkte der Nu Company seit letztem Jahr sogar in Filialen der zweitgrößten britischen Supermarktkette Sainsbury’s sowie in den niederländischen Geschäften von Albert Heijn. In Zukunft möchte sich The Nu Company auf diesen Märkten zunächst fest etablieren, bevor weitere Expansionen in Angriff genommen werden.
Kommentar schreiben