Das Software-Unternehmen SAP rückt die psychische Verfassung der eigenen Angestellten in den Fokus: Weltweit erklärte der Konzern den 31. Mai für seine über 100.000 Personen starke Belegschaft zum „Mental Health Day“ und schenkte ihnen einen extra Urlaubstag, meldet t3n.
„Der Tag ist bewusst so gewählt worden, dass alle Mitarbeiter:innen gleichzeitig frei haben. Denn nur so könne gewährleistet werden, dass die Mitarbeitenden wirklich abschalten“, heißt es zur Motivation des Unternehmens. Sie hätten angesichts der Zusatzbelastungen durch die Coronapandemie enormes geleistet.
Es ist bereits das zweite Mal, dass SAP seinen Beschäftigten an diesem Tag freigibt. Weitere Maßnahmen für mehr mentale Gesundheit seien meetingfreier Freitag, an dem beispielsweise keine Konferenzen oder Video-Calls stattfinden. Mit einer eigenen Kampagne schaffe man zudem Bewusstsein und gehe gegen Vorurteile in Bezug auf psychische Krankheiten vor, auch Achtsamkeitstrainings und Meditation werden angeboten. Ziel sei es, die Angestellten zu ermutigen, sich um sich selbst zu kümmern und bewusster mit den Belastungen auf der Arbeit und im Alltag umzugehen.
Zunehmende Fehlzeiten durch psychische Belastung
Während der Coronapandemie fiel eine Trennung von Arbeit und Privatleben deutlich schwerer. Nicht selten traf viele durch Arbeit, zusätzliches Homeschooling oder Kinderbetreuung eine Mehrfachbelastung, zusätzlich zu dem Umgang mit dem Ansteckungsrisiko. Ein mentaler Ausgleich durch Sozialkontakte und/oder Freizeitbeschäftigungen war in der Regel weniger möglich.
Entsprechend gehörten einer Untersuchung der Techniker Krankenkasse im vergangenen Jahr fehlende persönliche Treffen (89 Prozent), die Angst, dass Angehörige oder Freunde an Corona erkranken (60 Prozent), bei Familien mit Kindern zudem Kita- und Schulschließungen (59 Prozent) sowie bei den Berufstätigen mehr Stress am Arbeitsplatz (49 Prozent) zu den Hauptbelastungsfaktoren in der Coronakrise. Die DAK ermittelte mit 276 Fehltagen je 100 Versicherten aufgrund psychischer Diagnosen für 2021 einen neuen Rekordwert: Dieser lag 41 Prozent höher als noch vor zehn Jahren. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte durchschnittlich 39,2 Tage – ebenfalls so lange wie noch nie, heißt es.
Arbeitssucht: Vor allem Führungskräfte sind gefährdet
Ebenso offenbart eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung aktuell die Relevanz von mehr Achtsamkeit im Arbeitsalltag: Vor allem Führungskräfte würden oftmals „suchthaft“ arbeiten würden, also frühmorgens ins Büro und erst spätabends wieder gehen, zu Hause noch einmal Mails checken und stetig an die Arbeit denken. Der Untersuchung zufolge arbeiten 9,8 Prozent der Erwerbstätigen auf diese Weise, weitere 33 Prozent arbeiten exzessiv, aber nicht zwanghaft. 54,9 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten „gelassen“. Zwischen suchthaftem Arbeiten und Führungsverantwortung bestehe „ein statistisch höchst signifikanter Zusammenhang“, erklären die Studienautoren: Führungskräfte sind zu 12,4 Prozent arbeitssüchtig, andere Erwerbstätige zu 8,7 Prozent.
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