Beschäftigte sollen bei stationären Händlern auch die Gestaltung der Digitalisierung mitreden können. Dieses zentrale Element war das Anliegen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die nun mit der Modekette Hennes & Mauritz einen Tarifvertrag vereinbart hat, der eine Mitgestaltung sicherstellen solle.
„Die digitale Technik muss im Interesse der Beschäftigten gestaltbar sein. Durch den Tarifvertrag werden dafür die Beteiligungsrechte des Gesamtbetriebsrates erweitert und ein Digitalisierungsbeirat gegründet, der aus Vertreter*innen von ver.di und H&M besteht und eigene Vorschläge sowie Vorschläge der Belegschaft zur Gestaltung des Zukunftskonzepts einbringen kann“, erklärt Verhandlungsführer Cosimo-Damiano Quinto von Verdi.
Eine Einigung wurde nach 14 Verhandlungsrunden erzielt. Der sogenannte Digitalisierungstarifvertrag ist der erste im Handel und gilt für die bundesweit 14.300 Beschäftigten von H&M, heißt es in der Gewerkschaftsmitteilung.
Digitalisierung des Arbeitsalltags in H&M-Geschäften und Kündigungsschutz
Im Detail einigten sich H&M, deren deutscher Gesamtbetriebsrat (GBR) sowie Verdi darauf, „an der Digitalisierung des Arbeitsalltags in H&M Stores“ zu arbeiten und auf eine „Prozessbeschleunigung der Einführung digitaler Produkte und Tools“, wie Fashionunited aus einer Mitteilung des Modeanbieters zitiert.
Wie Verdi weiter mitteilt, sollen die Beschäftigten ab Anfang 2023 in ausgewählten Digitalisierungs-Testfilialen besonders beteiligt werden, „um die menschengerechte Gestaltung der neuen Arbeitsweisen zu beurteilen und Anforderungen an die Weiterentwicklung zu stellen“. Hinzu komme im Zuge von Digitalisierungsprozessen ein besonderer Kündigungs- und Abgruppierungsschutz für Filialmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Ziel sei es, das Personal durch die tariflichen Regelungen verstärkt zu qualifizieren, um sie vor einer möglichen Dequalifizierung zu schützen.
Auch werde es sechs zusätzliche tarifliche, halbjährliche Sonderzahlungen für alle Mitarbeitenden in den Stores geben, teilweise in Abhängigkeit von der Umsatzentwicklung. Die Laufzeit des Digitalisierungstarifvertrags beträgt 36 Monate. Leiharbeit solle es nur ausnahmsweise geben.
Neuer Maßstab zum Umgang mit Digitalisierung im Handel
Der schwedische Modehändler zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. „Ich freue mich sehr über den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen: Wir erreichen damit einen Meilenstein in der Zusammenarbeit mit Verdi und unserem GBR und bereiten den Weg für eine digitale Zukunft im Omnichannel“, so Maximilian Schüssler, Country Sales Market Manager Deutschland/Niederlande bei H&M „Der Digitalisierungstarifvertrag ist in dieser Form außerordentlich und setzt im Einzelhandel einen neuen Maßstab.“ Das Unternehmen sei sich gerade auch in der anbahnenden Rezession seiner sozialen Verantwortung für die Belegschaft bewusst – und schaffe „ein langfristig attraktives Arbeitsumfeld“.
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