Bis zum 28. Oktober muss die Übernahme von Twitter durch Elon Musk abgeschlossen sein, so will es der richterliche Beschluss. Musk habe nun in einer Videokonferenz mit Geldgebern versichert, dass er diese Deadline halten will. Die Banken, die den Tesla-Chef dabei mit insgesamt 13 Milliarden Dollar unterstützen wollen, müssten laut Bloomberg nur noch letzte Details klären. Ist der Deal nicht bis Freitag, 17 Uhr (23 Uhr Mitteleuropäische Zeit) abgeschlossen, würde der Deal vor Gericht landen, so die Süddeutsche.
Es wäre das Ende eines endlosen Hickhacks. Schon im April wollte Elon Musk den Kurznachrichtendienst eigentlich übernehmen, wegen Unklarheiten bei Fake-Accounts zog er das Angebot im Juli wieder zurück. Twitter klagte auf die Einhaltung des Kaufvertrags und nachdem ein Gerichtsverfahren zur Klärung des Streits angesetzt wurde, erneuerte Musk sein Kaufangebot im Oktober. Aber nur unter der Bedingung, dass das Gerichtsverfahren eingestellt werde. Dies wiederum lehnte Twitter ab. Das Gerichtsverfahren wurde von der Richterin ausgesetzt und mit der Frist bis zum 28. Oktober belegt. Sollte es bis Ende der Woche nicht zur Übernahme kommen, kommt es zum Prozess.
Stirbt Twitter?
Unterdessen kommen Informationen ans Licht, die Elon Musk eigentlich am Deal zweifeln lassen müssten. Der Nachrichtenagentur Reuters liegen interne Dokumente vor, denen zufolge die aktivsten und größten Twitter-Accounts immer weniger Aktivität zeigen. Die Zahl der sogenannten „Heavy Tweeters“ sei stark zurückgegangen. Weniger als zehn Prozent der gesamten monatlichen Nutzer sorgen demnach für 90 Prozent aller Tweets und die etwa die Hälfte des weltweiten Umsatzes. Die Aktivität dieser Accounts gehe aber stark zurück. Die zehn Top-Accounts mit den meisten Followern – darunter Barack Obama, Rihanna oder Cristiano Ronaldo – twittern nur noch selten, wie kürzlich etwa Elon Musk per Tweet darstellte. Musk wiederum ist durchaus einer der aktiveren Groß-Accounts.
Auch die Art der Inhalte habe sich in den letzten beiden Jahren verschoben. News, Sport und Unterhaltung – besonders interessant für Werbetreibende – verlieren an Bedeutung, während der Bereich „NSFW“ (Not safe for work) stark zugenommen habe. Twitter ist eines der wenigen sozialen Netzwerke, das pronografische Inhalte erlaubt. Auch der Bereich Kryptowährungen lege zu, der aber für Werbetreibende bislang ebenfalls kaum von Bedeutung ist.
Passenderweise arbeitet Twitter laut T3n derzeit offenbar an einer Wallet-Funktion für Kryptowährungen, um dem wachsenden Stellenwert des Themas Rechnung zu tragen. Auf Anfrage von Reuters zu den Dokumenten antwortete Twitter eher ausweichend: „Wir führen regelmäßig Untersuchungen zu einer Vielzahl von Trends durch, die sich je nach dem, was in der Welt geschieht, weiterentwickeln. Unser Gesamtpublikum hat weiter zugenommen und erreichte im zweiten Quartal 2022 238 Millionen mDAU“. Die Abkürzung „mDAU“ steht für „Monetizable Daily Active Users“, also monetarisierbare täglich aktive Benutzer.
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