Die deutsche Wirtschaft ist durch den Ukraine-Krieg und die Energiekrise schwer gezeichnet. Auch für das kommende Jahr gibt es kaum Aussicht auf Besserung. Während die Kaufkraft der Deutschen in den ersten Monaten des aktuellen Jahres noch einen kleinen Aufschwung verzeichnete – wohl auch durch die während der Corona-Pandemie zurückgelegten finanziellen Mittel – haben sich die Konsumaussichten nun sehr stark eingetrübt. Durch die hohe Inflation wird sich dies auch in den kommenden Monaten nicht ändern. Das ifo Institut stellt in einer Prognose von Ende September in Aussicht, dass der private Konsum bis Sommer 2023 stark zurückgeht und sich erst in der zweiten Jahreshälfte erholen wird. 

„Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Krise auf den Energiemärkten führen zu einem spürbaren Einbruch der deutschen Wirtschaft“, bestätigt Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Sprecher der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose. „Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die im kommenden Jahr weiter ansteigen dürften, sorgen für deutliche Kaufkraftverluste.“

Inflationsrate von über acht Prozent in 2023

Auch bei der Inflation sehen die Experten keine Entspannung in der nahen Zukunft. Während die Werte mit über zehn Prozent in den vergangenen Wochen dafür gesorgt haben, dass die Inflation im Jahr 2022 mit einer durchschnittlichen Rate von 8,4 Prozent auf einem Höchststand seit Gründung der Bundesrepublik rangiert, werden sich die Teuerungen im kommenden Jahr wohl noch einmal erhöhen. Für 2023 sagen die Experten eine Teuerungsrat im Jahresschnitt von 8,8 Prozent voraus, erst 2024 soll sich die Inflation wieder beruhigen. 

Auch die Herbstprognose von Wirtschaftsminister Habeck lässt wenig Raum für Optimismus. In einem Artikel der Tagesschau aus dem Oktober prognostiziert die Bundesregierung ein Wachstum der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr von 1,4 Prozent, im kommenden Jahr dürfte diese allerdings um 0,4 Prozent schrumpfen. Auch in diesem Bereich macht die Regierung erst im Jahr 2024 Hoffnung auf Besserung. Dann soll es ein erneutes Wachstum von 2,4 Prozent geben. „Wir erleben derzeit eine schwere Energiekrise, die sich immer mehr zu einer Wirtschafts- und Sozialkrise auswächst“, so Habeck. Die schlechten Zahlen „kann man nicht wegreden“. Allerdings sieht der Wirtschaftsminister auch positive Entwicklungen in der aktuellen Krisenpolitik, denn laut Habeck hätten die Zahlen auch „schlechter sein können“.

Die Wirtschaftsweisen blicken allerdings nicht ganz so pessimistisch in die Zukunft. Zwar sagen auch sie eine Rezession voraus, allerdings dürfte diese nach Meinung der Experten mit einem Minus von 0,2 Prozent etwas milder ausfallen als von der Bundesregierung prognostiziert. 

Firmen rechnen mit Wirtschaftseinbruch

Ganz düster blicken deutsche Unternehmen in die Zukunft. Laut einer bundesweiten und branchenübergreifenden IHK-Konjunkturumfrage unter mehr als 24.000 Betrieben rechnen 52 Prozent damit, dass sich ihre Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern werden. „Die Unternehmen befürchten, dass das Schlimmste noch kommt“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben zu den Studienergebnissen bei n-tv. Lediglich acht Prozent gehen im kommenden Jahr von einer Besserung aus, der schlechteste Wert, den der Deutsche Industrie- und Handelskammertag seit Beginn ihrer Erhebungen im Jahr 1985 gemessen hat. „Selbst in den Zeiten von Corona und der Finanzmarktkrise lag der Anteil der Optimisten bei mehr als zehn Prozent“, betont der Geschäftsführer. Konkret erwartet der DIHK für das kommende Jahr einen Konjunktureinbruch von rund drei Prozent.