Das Kommen und Gehen in der Branche ist groß: Jeden Monat gibt es neue wichtige Personalzugänge, während bekannte Experten und Expertinnen ihren Stuhl räumen, um andere Wege zu beschreiten. Im Format „Stühlerücken“ fassen wir die wichtigsten personellen Umbrüche der vergangenen Wochen zusammen.
Die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen, aber auch gesellschaftliche Themen spiegelten sich in den letzten Wochen auch beim Wechsel in den Führungsetagen wider. So gab es viel Aufhebens um Verena Bahlsen, die ihre eigene Überforderung eingestand und ging. Währenddessen ereignete sich bei Disney eine überraschende Rückkehr und der Puma-Chef wird zum Hoffnungsträger für Konkurrent Adidas. Doch zunächst – wie gehabt – ein Blick in die Werbewelt.
Wolfgang Joop macht sich für Tierwohl stark
Als Modedesigner entwarf Wolfgang Joop in den 80ern auch Pelzmäntel – dass die Verarbeitung dieses Materials jedoch eng mit Tierleid verknüpft ist, konnte er nicht ausblenden und hörte auf, Fleisch zu essen. Nun ist er, abgelichtet von Starfotografin GABO, auf einem aktuellen Kampagnenmotiv der Tierrechtsorganisation Peta zu sehen – und setzt sich auch auf diese Weise für Tiere und Umwelt ein.
„Der Natur sind unsere Natur, unsere Existenz, unsere Kultur, unser Entdecker-Geist, unsere Abenteuer nur zum Schaden, zum bitteren Nachteil geworden. Massentierhaltung und Massenmord in der Lebensmittelindustrie schamlos weitergeführt – verdient kein gestammeltes ‚Aber …‘. Nein, man muss keine Pelze tragen und wir müssen kein Fleisch essen“, erläutert er in einem Interview zum Motiv-Launch.
Verena Bahlsen gesteht Überforderung ein
Verena Bahlsen hat sich zum 1. November aus dem Familienunternehmen des bekannten Keks-Herstellers zurückgezogen und ihre Rolle als „Chief Mission Officer“. Sie war seit 2018 in der Unternehmensführung aktiv, seit Januar 2022 war sie Teil des vierköpfigen Management-Teams, das nach dem Weggang von Phil Rumbol die Leitung übernommen hatte. Doch künftig will sie sich nur noch als Gesellschafterin „neuen Projekten außerhalb von Bahlsen widmen“, wie das Handelsblatt sie zitiert.
So weit, so gut. Doch hatte die 29-Jährige in diesem Zusammenhang auch eine öffentliche Erklärung zu ihrem Rückzug auf LinkedIn abgegeben. Darin sagte sie unter anderem, dass sie eine Panikattacke hatte oder in Meetings viel geweint habe. „Ich war manchmal kalt und hart, wenn ich sanft hätte bleiben sollen“, räumte sie ein.
Für dieses emotionale Posting hagelte es sowohl Anerkennung – für Authentizität und das Zugeben der eigenen Überforderung – als auch Kritik. So ist sie als junge Unternehmerin Teil der ohnehin als „verweichlicht“ wahrgenommenen Generation Z, gleichsam aber auch bekennende Kapitalistin, die in reichen Verhältnissen lebt und einen solchen Schritt damit leicht vollziehen könne.
Ab Januar wird nun jedenfalls Alexander Kühnen den Chefposten bei Bahlsen übernehmen. Er war zuvor als Vertriebs- und Marketingexperte für Unilever tätig und leitete dort das Schweizgeschäft.
Deichmann setzt auf Wachstum
Deichmann will hierzulande noch weiter wachsen. Für die entsprechende strategische Ausrichtung hat der Schuhhändler nun einen eigenen Verantwortlichen bestimmt: Falk Deckstein wird der „Head of Expansion“ für den deutschen Markt, berichtet Fashionunited. Der 44-Jährige war seit 2009 für das Immobilienunternehmen ECE tätig, zuletzt verantwortete er dort den Bereich Fashion & Shoes von ECE Marketplaces. Deckstein wird direkt an Kai Szopinski, den Bereichsleiter für Expansion, berichten.
Disney: Bob Iger übernimmt wieder
Für den Unterhaltungskonzern lief es zuletzt nicht ganz so rund. Zwar läuft das Streaming-Geschäft, doch die Kosten sind hoch – trotz Preiserhöhung im Sommer. Der bis dato amtierende CEO Bob Chapek hatte daraufhin Einsparungen und Stellenstreichungen veranlasst. Jetzt trat Chapek, nach knapp drei Jahren in der Chefposition jedoch zurück und es übernimmt ein alter Hase: Bob Iger, der bereits zuvor 15 Jahre lang bei Disney an der Spitze stand. Für nunmehr zwei Jahre soll er den Konzern jetzt erneut leiten und aus der Krise führen: „Der Aufsichtsrat ist zu dem Schluss gekommen, dass Bob Iger in einer zunehmend komplexen Phase der Transformation der Branche die besten Voraussetzungen mitbringt, um das Unternehmen durch diese entscheidende Phase zu führen“, teilte laut Spiegel Aufsichtsratschefin Susan Arnold mit.
Adidas hofft mit Puma-Chef auf bessere Geschäfte
Im neuen Jahr wird auch die Konzernspitze von Adidas Zuwachs erhalten: Der amtierende Vorstandschef des Sportartikelherstellers, Kasper Rorsted, wird dann von Björn Gulden abgelöst. Der norwegische Ex-Fußballprofi hatte zuletzt neun Jahre lang die Geschäfte von Konkurrent Puma verantwortet und dort kürzlich seinen Abschied verkündet. „Ich habe noch sehr viel Energie für eine operative Rolle für die nächsten fünf bis zehn Jahre, aber das wäre für Puma zu lange gewesen“, sagte Gulden Reuters zufolge. Der Wechsel erfolge vertragsbedingt aber wohl nicht sofort – vorübergehend wird daher vermutlich Finanzvorstand Harm Ohlmeyer Adidas leiten.
Björn Gulden wird es nicht ganz leicht haben: So schwächelt das Geschäft in China, wegen hoher Bestände in den Lagern unterbietet man sich zudem mit Nike bei den Preisen. Auch das Ende der Kooperation mit Kanye West („Ye“) bringt Gewinneinbuße mit sich. Mit seinem Branchen-Know-how soll Gulden das Ruder nun herumreißen. Bei Puma übernimmt indes der bisherige CCO Arne Freundt den Chefposten.
Neue Köpfe für Tech und Digitales bei Douglas und Etsy
Gleich mehrere Firmen haben Veränderungen rund um Technik und Digitalisierung vorgenommen. So wird etwa bei Douglas ab Januar 2023 Philipp Andrée den Posten des Chief Digital Officer (CDO) übernehmen. Dafür gibt er seine Tätigkeit als Geschäftsführer Digital & Marketing bei Tchibo ab und verstärkt nach dem Weggang von Tina Müller das Fürhungsteam um Sander van der Laan bei dem Beauty-Händler. Andrée soll den Digitalkurs fortsetzen und weiterentwickeln, teilt Douglas mit.
Etsy plant indes Neuerungen in der Technologiesparte: Rachana Kuma wird zum 1. Januar CTO des Selfmade-Marktplatzes. Sie ist seit 2014 im Unternehmen und folgt auf Mike Fisher, der u. a. künftig mehr Zeit mit seiner Familie und anderen Interessen verbringen wolle. Die Beförderung Kumars sei laut CEO Josh Silverman „Beweis für ihre Führungsqualitäten, ihre herausragende Erfolgsbilanz und die Unterstützung, die sie sich bei Etsy erarbeitet hat“, wie es im offiziellen Statement heißt.
„Mr. Netz“ verlässt die Telekom
Einen Abgang verzeichnet indes die Deutsche Telekom: Walter Goldenits, deutscher Technikchef des Unternehmens, geht nach sechs Jahren überraschend und auf eigenen Wunsch. „Herausragend sind seine Leistungen rund um den schnellen Roll-out von 5G sowie den Glasfaserausbau in Deutschland. Walter ist unser Mister Netz“, lobte Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan. Abdurazak Mudesir übernimmt zum 1. Januar 2023 zusätzlich zu seinen internationalen Aufgaben und seiner Rolle als CTO die Position des Technikchefs.
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