Infolge der Corona-Pandemie geraten Menschen mit Behinderungen verstärkt in die Gefahr der Langzeitarbeitslosigkeit: 80.000 der potenziellen Arbeitskräfte, und damit etwa die Hälfte derjenigen, die derzeit ohne Erwerbstätigkeit sind, sind seit über einem Jahr arbeitslos. Das seien fünf Prozent mehr als im Vorjahr, wie die Erhebungen des bereits zum 10. Mal durchgeführten „Inklusionsbarometer Arbeit“ der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes zeigen.
Langzeitarbeitslosen mit Behinderung gelingt seltener die Rückkehr in den Job
Insgesamt haben sich die Arbeitslosenzahlen für Menschen mit Behinderung im Vergleich zu den u. a. durch die Corona-Pandemie beeinflussten Jahre stabilisiert. Dennoch ist es gerade für jene, die seit Längerem keiner Tätigkeit nachgehen, noch einmal schwieriger geworden, Arbeit zu finden.
„Der in ganz Deutschland erneut gestiegene Anteil an langzeitarbeitslosen Menschen mit Behinderung ist alarmierend – dieser Missstand verfestigt sich mehr und mehr. Ohne eine drastische Verstärkung der Inklusionsbemühungen wird die Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren kaum aufzuheben sein“, betont Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.
Mehr Flexibilität durch Digitalisierung
Doch obwohl für zahlreiche Firmen eine gesetzliche Pflicht dazu besteht, Personen mit Behinderung zu beschäftigen, kommen nur 40 Prozent dieser gesetzlichen Aufforderung nach. Demnach bestehe für 173.000 Unternehmen in Deutschland die gesetzliche Pflicht, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung zu vergeben. Mehr als ein Viertel der Betriebe hat aber gar keine Angestellten mit Behinderung – „sie entziehen sich gänzlich ihrer Verpflichtung und zahlen stattdessen die volle Höhe der sogenannten Ausgleichsabgabe“, teilt die Aktion Mensch weiter mit.
„Die Entwicklung der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt hängt entscheidend von der Beschäftigungsbereitschaft der Unternehmen ab. Doch trotz zunehmender Personalengpässe ignorieren viele das Potenzial von Arbeitnehmer*innen mit Behinderung“, erläutert Prof. Dr. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institutes. Dabei seien die Erfahrung positiv: 80 Prozent der Betriebe gaben an, dass sie zwischen Beschäftigten mit und ohne Behinderung keine Leistungsunterschiede wahrnehmen würde. 89 Prozent der Angestellten mit Behinderungen erklärten zudem, dass sie gemäß der eigenen beruflichen Qualifikationen eingesetzt würden, bestehende Arbeitsverhältnisse seien stabil.
Gerade der Trend hin zum Mobile Office, der mehr ortsunabhängiges Arbeiten ermöglicht, ebenso wie eine zunehmend digitale Barrierefreiheit würde es längst leichter machen, die Rahmenbedingungen für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt verbessern und zu mehr Teilhabe führen.
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