Die 40-Stunden-Woche steht erneut auf dem Prüfstand: Jetzt rief der Ärzteverband Virchow Bund, eine Vereinigung, die 12.0000 niedergelassene und ambulante Ärztinnen und Ärzte vertritt, seine Mitglieder hierzulande dazu auf, künftig nur noch vier Tage in der Woche zu arbeiten. Mittwochs sollen die Praxisräume geschlossen bleiben – bei vollem Lohnausgleich, so die Idee.
Mit kürzeren Arbeitszeiten gegen den Kostendruck
Begründet wird der Vorstoß vor allem mit den hohen Kosten für Arztpraxen, ausgelöst durch Inflation und hohe Energiepreise. Demgegenüber müssten die Ärztinnen und Ärzte gegen „ein budgetiertes Finanzierungssystem und die Streichung von Geldern“ angehen, zitiert die Tagesschau die Vereinigung. Und der Bundesvorsitzende des Virchow Bunds, Dirk Heinrich, sagte demnach: „Für uns ist deshalb klar: Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden – deshalb müssen wir unsere Leistungen einschränken“.
Neben diesen wirtschaftlichen Aspekten soll das Modell die Attraktivität für die Berufsgruppe an sich erhöhen und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken, insgesamt aber auch zu weniger Bürokratie beitragen.
Die gesetzlichen Krankenkassen lehnten derartige Argumentationen ab – mit der Begründung, dass das zusätzliche Honorar der Ärzteschaft in diesem Jahr ohnehin rund eine Milliarde betrage und jährlich ansteige.
Vier-Tage-Woche in verschiedenen Branchen erprobt
In Großbritannien wurde das Konzept einer verkürzten Wochenarbeitszeit bereits großflächiger getestet: An einer Studie der Organisation 4 Day Week Global nahmen dort im vergangenen Jahr 70 Firmen aus verschiedenen Branchen teil – und zogen bereits nach den ersten drei Monaten mit 32 Wochenstunden ein positives Fazit. In der finalen Auswertung Ende November verbuchte die Organisation die Aktion als Erfolg.
„Unternehmen, die ihren Mitarbeitern einen zusätzlichen freien Tag pro Woche ohne Lohneinbußen gewährten, verzeichneten höhere Einnahmen und weniger Fehlzeiten und Kündigungen. Die Arbeitnehmer fühlten sich weniger gestresst und ausgebrannt und berichteten über eine höhere Lebenszufriedenheit“, hieß es. „Die 4-Tage-Woche hat unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter verändert. Die Mitarbeiter sind konzentrierter, engagierter und helfen uns, unsere Ziele besser zu erreichen als zuvor“, sagte etwa Jon Leland, CEO der Crowdfunding-Plattform Kickstarter, die sich an dem Pilotversuch beteiligte.
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Auch hierzulande testen bereits einige Firmen ein solches Konzept, darunter etwa der Modehändler Gerry Weber. In der Politik indes werden Konzepte zu reduzierten Arbeitszeiten gegen Fachkräftemangel gänzlich konträr diskutiert. So brachte etwa der ehemalige Vizekanzler der Bundesrepublik, Sigmar Gabriel, den Vorschlag ein, diesem mit mehr Arbeitsstunden entgegenzuwirken. Auch weitere deutsche Wirtschaftsexperten befürworten deshalb einer 42-Stunden-Woche. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) plädierte indes Mitte des letzten Jahres für mehr Überstunden, „um den Wohlstand zu sichern“. Für diesen Vorschlag erntete er massive Kritik.
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der arbeitet schon jeden tag viel länger, am wochenende noch lehrgänge usw .
dazu der ganze papierkram, der immermehr personal erfordert, das nicht an untersuchungen teilnehmen kann.
trotzdem nimmt er sich wirklich für jeden zeit und hört auch zu.
aber vielleicht würde das dann zu größerem streß und weniger untersuchungsze it in den 4 tagen führen.
am spritzen topgewinn durch corona und das testen nimmt er nicht teil, wie der arzt meiner eltern.
da irgendwann mal dran zu kommen ist mit viel gedult und stundenlangen warteschleifen am telefon nur zu erreichen.
selbst blutentnahme kann dann mal 2 std dauern.
als fahrer sitzt man dann auf dem überfüllten parkplatz die zeit fest.
daher ist es fraglich für welche ärzte das mit den 4 tagen wirklich zu machen ist.
in krankenhäusern sehe ich das sowieso nicht.
die sind jetzt schon nur noch am überstunden machen. mehr können die nicht leisten.
sonst sind sie schneller selbst patient und fallen auch noch aus.
macht den papierkram weniger, führt endlich wieder eine krankenkasse für alle ein.
siehe frankreich, da ist jeder für ca 65.- versichert und bekommt bessere leistungen.
vor allem jeder die gleiche.
wir deutschen zahlen für ca 400 wasserköpfe milliarden, die nicht für heilung ausgegeben werden kann.
dazu milliarden für die werbung der einzelnen kassen.
das geld könnte man alles den ärzten und personal geben.
dann hat jeder bürger was davon.
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