In den letzten Jahren ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen gestiegen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) laut RND/dpa der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mitteilte. So waren im Jahr 2000 rund fünf Prozent der Vollzeit arbeitenden Frauen in leitender Position, im Jahr 2020 ist der Anteil auf rund sieben Prozent gewachsen.
Damit liegen sie nun mit den männlichen Kollegen gleichauf: „Unsere Daten zeigen, dass Frauen, die in Vollzeit arbeiten, in etwa dieselben Chancen auf eine Führungsposition haben wie in Vollzeit arbeitende Männer“, wird die DIW-Soziologin Katja Schmidt zitiert.
Viele Frauen sind in Teilzeit
Dass von Chancengleichheit aber nicht die Rede sein kann, zeigt ein Blick auf weitere Erhebungen und Kennzahlen. Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge waren im Jahr 2021 insgesamt noch weniger Frauen (46,8 Prozent) als Männer (53,2 Prozent) überhaupt am Erwerbsleben beteiligt. Nur knapp jede dritte Führungskraft war weiblich. Das bestätigen auch die Zahlen des DIW.
Rund 34 Prozent der erwerbstätigen Frauen hatten Vollzeitjobs – drei Viertel gehen hingegen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Und genau darin liegt das größte Karrierehindernis für Frauen, so die Expertin Katja Schmidt: „Frauen arbeiten deutlich seltener in Vollzeit, was ihre Chancen auf Führungspositionen insgesamt verringert.“
Der Grund für eine Teilzeitbeschäftigung ist meist, dass Frauen häufiger die Kinderbetreuung übernehmen. Hierzulande arbeiteten 2020 etwa 69,3 Prozent der erwerbstätigen Mütter mit mindestens einem Kind unter 12 Jahren in Teilzeit. Das sind fast doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt, teilt die Statistikbehörde an anderer Stelle mit. Väter reduzieren die Arbeitszeit hingegen selten, die Teilzeitquote liegt für dasselbe Szenario bei 7,6 Prozent.
Mehr Frauen in deutschen Vorständen
In den Vorstandsgremien deutscher börsennotierter Firmen zeigt sich indes ein vorsichtiger positiver Trend: Am 1. Januar 2023 war in 83 von 160 untersuchten DAX-Unternehmen mindestens ein Vorstandsmitglied weiblich, ermittelte die Wirtschaftsberatung Ernst & Young (EY) – das seien immerhin so viele wie noch nie seit Erhebungsbeginn im Jahr 2013. Zwar tue sich etwas, kommentierte EY-Experte Markus Heinen zu den Ergebnissen. Dass immer mehr Top-Managerinnen an der Spitze stünden, sei „enorm wichtig für die Vielfalt und damit letztlich auch für die erfolgreiche Arbeit der Konzerne“.
Allerdings gehe es eher schleppend voran, es bleibe, so Heinen, „bei allem Positiven der Eindruck, dass der Fortschritt schneller gehen könnte und müsste. Aktuell sieht sich in den Vorständen eine Frau sieben Männern gegenüber. Dabei gibt es genug Managerinnen, die sich in Führungspositionen behaupten können.“ Ganz nach oben schaffen es die wenigsten Frauen: Lediglich 9 der 160 Vorstandsvorsitzenden sind Managerinnen. In den Top-DAX-Unternehmen wird am stärksten auf eine Besetzung des Vorstandes mit weiblichen Mitgliedern geachtet, die Hälfte aller neu berufenen Leute sei weiblich, 85 Prozent der Firmen haben mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied. Im SDAX und MDAX trifft das im Schnitt auf etwa jedes vierte von zehn Unternehmen zu.
Auch hier seien klassische Rollenbilder die Ursache für die im Verhältnis seltenere Besetzung von weiblichen Führungskräften: „Denn es geht nicht nur darum, Frauen bessere Karrieremöglichkeiten zu eröffnen. Es geht auch darum, dass Männer verstärkt bereit sind, sich um Haushalt und Familie zu kümmern und eventuell sogar zugunsten der Frau die eigene Karriere hintanzustellen. Das passiert immer noch sehr selten“, erklärt der Fachmann Heinen.
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