Um die Inflation auszugleichen, wurden 2022 Gehälter angehoben. Dadurch änderte sich für viele allerdings auch der Steuertarif: Wer mehr Lohn erhielt, musste mehr Einkommenssteuer zahlen. Während die Inflation also die Gehaltserhöhung auffraß, erhielt der Staat mehr Einnahmen. Viele Menschen hatten unterm Strich also weniger Geld zur Verfügung. Durch diese sogenannte kalte Progression seien jedem Privathaushalt im letzten Jahr durchschnittlich 325 Euro mehr Kosten entstanden. „Das entspricht 0,7 Prozent ihres verfügbaren Jahreseinkommens“, teilt aktuell das ifo-Institut mit.
Höhere Steuerlast trifft vorrangig obere Mittelschicht
Insgesamt beliefen sich die Belastungen für Steuerzahlende den Berechnungen zufolge auf 10,9 Milliarden Euro. Der Staat habe auf diese Weise wiederum Mehreinnahmen von 9,3 Milliarden Euro erhalten.
Vor allem die obere Mittelschicht, zu der Personen mit einem Jahreseinkommen von rund 60.000 Euro zählen, hätten im Verhältnis zum durchschnittlichen Jahreseinkommen die höchste Steuerlast zu tragen. Wer in Bezug auf das eigene Einkommen zu den obersten zehn Prozent gehört, zahlte etwa 0,9 Prozent des Jahreseinkommens – also etwa 1.000 Euro mehr Einkommenssteuern.
Neues Gesetz soll Steuerbelastung reduzieren
Im Januar lag die Inflationsrate mit 8,7 Prozent weiterhin auf einem hohen Niveau. In diesem Jahr soll das neue Inflationsausgleichsgesetz die Steuerbelastung der Haushalte durch die kalte Progression nahezu ausgleichen. Dies „kompensiert aber nicht die verbleibende Steuerbelastung durch die Inflation des Vorjahres 2022“, erläutert ifo-Präsident Clemens Fuest.
Sein Forschungskollege und Co-Autor der aktuellen ifo-Studie, Florian Dorn, empfiehlt, dass die kalte Progression nicht ausschließlich durch einen Inflationsausgleich eingeschränkt werden sollte. Stattdessen sollte der Ausgleich über ein Wachstum der nominalen Einkommen erreicht werden.
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