Inflation, hohe Preise, schwierige Wirtschaftslage – Unternehmen und Führungskräfte löschen derzeit zahlreiche Brände, um auch in Zukunft arbeiten bzw. Arbeitsplätze schaffen zu können. Doch die finanziell wenig rosigen Aussichten führten nicht zuletzt auch zu Kündigungen und weiteren Sparmaßnahmen. Der Fokus der Führungsetage liegt derzeit also etwas weniger auf den Bedürfnissen der einzelnen Mitarbeitenden, sondern beim Erhalt der Firma.
So verständlich diese Strategie aus Arbeitgebersicht erscheint, sie hat ernsthafte Konsequenzen: So habe knapp ein Fünftel der Beschäftigten in Deutschland bereits innerlich gekündigt. Nur noch 13 Prozent der Angestellten habe eine hohe emotionale Bindung zum eigenen Arbeitgeber. Dies sei der niedrigste Wert seit dem Jahr 2012, wie jetzt der Gallup Engagement Index 2022 zeigt. Die seit 2001 jährlich durchgeführte Erhebung vermittelt laut Businessinsider ein Stimmungsbild des hiesigen Arbeitsmarktes und gilt als repräsentativ für Erwerbstätige ab 18 Jahren.
Angestellte fühlen sich weniger gesehen
Nur ein Viertel der Angestellten ist aktuell mit den eigenen Führungskräften zufrieden. In Coronazeiten, also in den Jahren 2020 und 2021, erreichte die emotionale Bindung mit je 17 Prozent indes einen Höchstwert. Ursache dafür sei gewesen, dass sich viele Betriebe intensiv mit der Situation ihrer Angestellten auseinandergesetzt und oft individuelle bzw. entgegenkommende Lösungen geschaffen hatten. Das sei inzwischen jedoch anders: „Die Führungskräfte sind derzeit vor allem mit Krisenmanagement beschäftigt, die Mitarbeiter sind wieder etwas vom Aufmerksamkeitsradar verschwunden“, erläutert Marco Nink, Director of Research & Analytics bei Gallup EMEA.
Fachkräftemangel erzeugt hohe Kosten
So führt die innere Kündigung und sinkende emotionale Bindung auch zu einer höheren Wechselbereitschaft: 81 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind der Ansicht, dass sie jetzt ihren Job wechseln sollten. Anderen Studien zufolge ist etwa der Wechselwille bei weiblichen Führungskräften besonders hoch.
Angesichts des Fachkräftemangels sind dies für viele Firmen keine guten Nachrichten. Gallup zufolge führen das sogenannte Quiet Quitting und die hohe Wechselbereitschaft zu hohen Produktivitätseinbußen – und diese wiederum erzeugen für die deutsche Wirtschaft jährliche Kosten zwischen 118,1 und 151,1 Milliarden Euro.
In der Konsequenz bedeutet dies, dass Unternehmen in Mitarbeiterbindung und Loyalitätsprogramme investieren sollten. Wichtige Aspekte sind eine faire Vergütung, hohe Flexibilität bei den Arbeitszeiten sowie vor allem Wertschätzung und Sinnhaftigkeit bei der eigenen Tätigkeit.
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