Der Februar sah für den deutschen Einzelhandel düsterer aus als ursprünglich prognostiziert. Wie das Statistische Bundesamt jetzt mitteilte, wurden 0,5 Prozent weniger umgesetzt als noch im Januar 2023, die Kaufkraftverluste der Verbraucher halten sich hartnäckig. Inflationsbereinigt liegt der Umsatzrückgang sogar bei 1,3 Prozent. Eigentlich hatten Ökonomen mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet, die hohen Lebensmittelpreise machen der Kauflust der Deutschen aber nach wie vor einen Strich durch die Rechnung.
Auch in diesem Jahr dürften laut Experten die Preise deutlich schneller steigen als die Löhne, was für die Beschäftigten zum vierten Jahr in Folge zu Reallohneinbußen führen wird. „Ein Konsum-Comeback verhindern vor allem steigende Nahrungsmittelpreise“, erklärt der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger bei der Taggesschau. „In der aktuellen Magerzeit ist schwer erkennbar, wo eine Konsumwende herkommen soll. Hohe Lohnabschlüsse werden nur kurzzeitig für Erleichterung sorgen, da sie die Preiserhöhungen von morgen sind.“ Ein Lichtblick stellt zumindest der Online-Handel dar, hier ging der Umsatz im Vergleich zum Vormonat um vier Prozent nach oben.
Dennoch blickt der deutsche Einzelhandel wenig optimistisch in die Zukunft und rechnet in diesem Jahr aufgrund der explodierenden Inflation sogar mit dem größten Umsatzrückgang seit der Finanzenkrise im Jahr 2009. Die miese Kauflaune der Deutschen bekommen auch die großen Unternehmen zu spüren. Erst vergangenen Woche musst die Schuhhandelskette Reno Insolvenz anmelden, bei Galeria Karstadt Kaufhof steckt man aktuell noch im Sanierungsplan, wird sich aber wohl von einer ganzen Reiher seiner Häuser trennen müssen und auch beim Online-Modehändler Zalando wurden deutliche Einbrüche beim Gewinn vermeldet.
Nun hoffen die Händler auf das bevorstehende Ostergeschäft und darauf, dass die Feiertage ein klein wenig Entspannung in der angespannten wirtschaftlichen Lage bringen.
Rückgang bei Heiz- und Spritkosten
Aktuell gehen die Preise für Benzin wieder deutlich zurück und auch bei den Energiekosten spüren die deutschen Verbraucher zumindest ein wenig Entspannung. Im März lagen die Spritpreise zum ersten Mal seit Beginn des Ukraine-Krieges wieder unter dem Niveau des Vorjahres. Wie der ADAC laut der FAZ vermeldet, stand Benzin der Marke E10 im bundesweiten Durchschnitt bei 1,76 Euro, der Diesel bei 1,72 Euro. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind das Preisrückgänge von 30 bzw. 42 Cent. „Die erwartete Normalisierung schreitet voran, und ich glaube, dass sie auch noch weitergehen wird“, so ADAC-Kraftstoffmarktexperte Jürgen Albrecht.
Auch die Energiekosten sind erstmals seit zwei Jahren wieder gesunken, so eine Analyse des Vergleichsportals Verivox. Die aufs Jahr hochgerechneten Ausgaben für Heizung, Strom und Kraftstoff im Zeitraum von Januar bis März gingen um durchschnittlich 18 Prozent zurück. Grund waren unter anderem die staatlichen Energiepreisbremsen aber auch der Preisrückgänge auf den Rohstoffmärkten sorgten dafür, dass die deutschen Verbraucher derzeit mit deutlich weniger Energiekosten rechnen müssen.
Galeria-Angestellte sollen dauerhaft Lohneinbußen hinnehmen
Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof verlangt von seinen Mitarbeitern jetzt dauerhaft auf noch mehr Lohn zu verzichten. Die soll die Konzernspitze nach Angaben des Manager Magazins jetzt in den Tarifverhandlungen eingefordert haben. „Das Management sieht für die kommenden drei Jahren keine Entwicklung beim Entgelt und keine Rückkehr zu den regionalen Flächentarifverträgen vor“, heißt es von Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Die Gewerkschaft selber sieht diesen Schritt als „respektlos“ an, bereits in der Vergangenheit hätten die Galeria-Beschäftigten jährlich auf 5.500 Euro verzichtet, um für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu sorgen. Ein weitere Verzicht auf Lohn würde die Existenzsicherung der Angestellten gefährden, so die Einschätzung von Schäuble.
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