Mitte Juli wurde das Fachkräfteeinwanderungsgesetz verabschiedet – mit dem Ziel, die Arbeit bei deutschen Unternehmen für qualifiziertes Personal aus dem Ausland attraktiver zu gestalten. Die Regelungen seien bereits „ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärte laut ZDF aktuell der Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger gegenüber der Deutschen Presseagentur. Darüber hinaus fordert die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände jedoch weitere Anstrengungen seitens der Politik. Rückenwind erhält diese Forderung von den Gewerkschaften.
Kritik an Begrüßungskultur, Schnelligkeit und Integration
Schon vor einer potenziellen Einreise gebe es Hürden. So lassen sich in vielen anderen Ländern Einreisedokumente vorab digital einreichen und würden auch schnell bearbeitet werden. „Bei uns wird viel geredet und angekündigt – aber kaum etwas umgesetzt“, kritisiert der Arbeitgeberpräsident hingen zu den derzeitigen Gegebenheiten in Deutschland. Weiter gebe es dann hierzulande Defizite bei der Begrüßungskultur, stellte Dulger heraus. In Ländern wie Kanada werde eine solche „viel offener gelebt“. Ausländische Fachkräfte haben zudem oft Probleme bei der Wohnungssuche sowie bei der Kinderbetreuung.
Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), bekräftigte dies. So würden die Regelungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes erst in einigen Jahren Früchte tragen. Kurzfristig müsse sich deshalb zunächst die Integration in den regulären Arbeitsmarkt verbessern.
Stellschrauben auch bei Fachkräften aus dem Inland
Insgesamt gab es nach Angaben des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung (Kofa) zufolge im Jahr 2022 über 1,3 Millionen Stellen. Rein rechnerisch konnten davon rund 630.000 nicht besetzt werden – der Fachkräftebedarf liege damit auf einem Rekordniveau. Neben Maßnahmen, durch die der deutsche Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver wird, müsse auch die Bildung und Ausbildung inländischer Fachkräfte verbessert werden. „Wir haben inzwischen mehr als 2,6 Millionen junge Erwachsene ohne Berufsabschluss, die dringend qualifiziert werden müssen“, mahnt Fahimi.
Außerdem fehlt es an Kinderbetreuungsmöglichkeiten, wodurch Frauen ein viel zu geringes durchschnittliches Arbeitsvolumen hätten. Damit mehr Vollzeitarbeit möglich sei, plädierte Rainer Dulger für Ganztagsschulen. Weiter betonte er, dass aus Arbeitgebersicht auch die Digitalisierung sowie künstliche Intelligenz Chancen böten: „Viele Fleiß- und Routinearbeiten sollten wir zukünftig von KI-Systemen erledigen lassen.“ Dienstleistungen und Abläufe in der Verwaltung ließen sich idealerweise standardisieren und automatisieren, wodurch sowohl die Beschäftigten entlastet als auch Vorgänge bei den Behörden beschleunigt werden könnten.
Kommentar schreiben