Seelische Leiden unter Arbeitnehmern in Deutschland und den daraus resultierenden Fehltagen haben im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres enorm zugenommen. Wie die KKH Kaufmännische Krankenkasse jetzt bekannt gab, wurden in den ersten sechs Monaten 303 Ausfalltage pro 100 Versicherte gemeldet, die auf psychische Belastungen zurückzuführen sind. Das entspricht einem Wachstum von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 2022 waren es nach Angaben der Krankenkasse noch 164 Fehltage im ersten Halbjahr, 2021 sogar nur 137. Im Gesamtjahr 2022 wurden 339 Fehltage pro 100 Versicherten wegen Depressionen, Anpassungs- oder Angststörungen registriert.
„Diese Entwicklung ist alarmierend, denn wir haben schon jetzt fast das Niveau des gesamten Jahres 2022 erreicht“, wird die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick bei der Tagesschau zitiert.
Arbeitsunfähigkeitsquote ebenfalls zugenommen
Krankschreibungen wegen seelischer Leiden haben nach Angaben der KKH ebenfalls deutlich zugenommen. Die Zahl der Krankschreibungen im Verhältnis zu den berufstätigen Mitgliedern stieg im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 32 Prozent. „Der besonders starke Zuwachs bei den Fehlzeiten deutet darauf hin, dass es zunehmend schwere, langwierige Fälle von psychischen Erkrankungen gibt“, sagt Antje Judick. Die Entwicklung ist zunehmend besorgniserregend, besonders auch mit Blick auf die Angestellten, die solche Fehltage der Kollegen abfedern müssen und ihrerseits einen Burnout oder andere Erkrankungen dieser Art entwickeln können.
Wiederkehrende Depressionen und depressive Episoden machten im ersten Halbjahr mit durchschnittlich 112 beziehungsweise 71 Tagen die längsten Fehlzeiten aus. Die Hauptgründe für psychisch bedingte Krankschreibungen liegen aktuell mit 41 Prozent bei akuten Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. Beschäftigte in sozialen Berufen, wie der Alten- und Krankenpflege, sind hiervon besonders häufig betroffen. „Dies zeigt, dass immer mehr Arbeitnehmer unter ungewöhnlichem Druck, großen Belastungen und Dauerstress stehen“, so Judick.
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