Der Bedarf an Fachkräften in IT-Berufen ist besonders hoch. Angaben des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) zufolge gab es 2022 bundesweit durchschnittlich 67.924 offene Stellen im Bereich der Informationstechnik – so viele wie seit 2010 nicht mehr. Das hat spürbare Konsequenzen für den IT-Sektor, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Demnach spüren zwei Drittel der IT-Führungskräfte hierzulande negative Auswirkungen auf die eigene Geschäftsleistung durch einen Mangel an qualifizierten Talenten, ergab die Befragung der Personalberatung Keller West, der Kommunikationsagentur Eureka Box und des Marktforschers Sapio Research unter 200 Verantwortlichen aus dem deutschen IT-Sektor. 

Hohe psychische Belastung und steigende Kosten

Die Folgen für die Unternehmen seien demnach vielseitig und kritisch: Projekte würden verspätet beendet, gab knapp jede vierte von zehn Führungskräften an. Jeweils rund ein Drittel erklärte, dass man wegen des Personalmangels keine neuen Produkte oder Dienstleistungen mehr auf den Markt bringen könne sowie Geschäftsanfragen mit hoher Priorität nicht effektiv bedienen könne. Bei 30 Prozent der Firmen erhöhen sich durch den Personalmangel somit auch die Betriebskosten. Bei einem Viertel werden beispielsweise Projekte abgeliefert, die das eigentliche Budget überstiegen haben. 

Ebenso leidet die Gesundheit der eigenen Angestellten: Demnach beklagen 24 Prozent der IT-Verantwortlichen, dass bestehende Mitarbeitende an Burnout leiden. Und auch das treibt letztlich die Kosten für Betriebe in die Höhe. 

IT-Branche bleibt zuversichtlich

Um den Problemen entgegenzuwirken, haben etwa zwei Drittel der IT-Verantwortlichen Änderungen bei den Einstellungen vorgenommen. Beispielsweise bieten 63 Prozent der Firmen nun auch Lehrstellen an oder haben deren Anzahl erhöht. Etwa die Hälfte setzt auf Weiterbildungen. Mit Blick auf Talente aus dem Ausland bieten 45 Prozent der Führungskräfte Visa oder ein Recht auf Arbeit an. In Bezug auf die Qualifikation wird zudem verstärkt auf Fähigkeiten gesetzt, 37 Prozent der Firmen habe die Notenwendigkeit eines entsprechenden Abschlusses beseitigt.  

Weiterbildung und Schulungen seien von entscheidender Bedeutung: „Die Qualität der Ausbildung und die Verfügbarkeit von Unterstützung für die kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung werden zu einem wichtigen Instrument bei der Rekrutierung und Bindung von Mitarbeitern. Mitarbeiter auf allen Ebenen sind sich bewusst, dass es wichtig ist, ständig zu lernen und neue Fähigkeiten zu entwickeln“, erläutert Alex Gerritsen, Partner und Leiter DACH bei Keller West. „Neben den grundlegenden Schulungsanforderungen raten wir Unternehmen, ihre Mitarbeiter überall dort lernen zu lassen, wo ihre Interessen sie hinführen. Die Technologie schreitet so schnell voran und es ist fast unmöglich vorherzusagen, welche Fähigkeiten das Unternehmen in zwölf Monaten benötigen könnte.“

Darüber hinaus könne es seiner Ansicht nach helfen, Einstellungsprozesse effizienter zu gestalten. Dafür sei es wichtig, den Markt genau zu kennen, Rollen sehr genau zu beschreiben und mit Blick auf das Gehalt attraktive Konditionen zu bieten.  

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Trotz der Schwierigkeiten bewertet die Branche die fachlichen Fähigkeiten, Motivation und Softskills von Berufseinsteigern sowie Fachleuten auf mittlerer Ebene weitgehend sehr positiv. „Im Laufe des Jahres 2023 gab es viele Unkenrufe über die deutsche Wirtschaft und Skepsis hinsichtlich der Fähigkeit des Landes zur digitalen Transformation. Im Gegensatz zu dieser Negativität zeigen unsere Untersuchungen, dass die deutsche IT-Branche weitaus zuversichtlicher ist, was ihre Stärken und Fähigkeiten zur Bewältigung der Anforderungen der Zukunft angeht“, so Gerritsen. 

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