Der Arbeitskräftemangel hierzulande ist hoch – und der Effekt werde offenbar noch durch  Regelungen für weniger Arbeitsstunden pro Woche verstärkt. 

So hat sich der Fachkräftebedarf in Deutschland in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Instituts für Arbeit- und Berufsforschung (IAB): Hiesige Betriebe konnten im vergangenen Jahr 45 Prozent der Stellen nicht besetzen, bei Kleinstbetrieben lag dieser Anteil sogar bei 62 Prozent, bei Großbetrieben war es jede vierte Stelle, berichtet die Tagesschau. Eine erneut große Lücke ermittelte das Institut für deutsche Wirtschaft (IW) etwa auch bei technischen, sogenannten MINT-Berufen: Im September fehlten dafür 285.000 Personen. Mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge, also jener zwischen 1955 und 1969 geborenen Menschen, wird sich dieser Effekt noch verstärken. 

Mehr Leute arbeiten Teilzeit

Der Mangel an Arbeitskraft ist aber nicht ausschließlich der demografischen Entwicklung  geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass zunehmend weniger Stunden pro Woche gearbeitet wird. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg seit 1991 um 5 Millionen auf 45 Millionen Personen an. Die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden blieben jedoch auf demselben Niveau, erklärte Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, laut Spiegel bei einer Pressekonferenz in München: „Die 45 Millionen arbeiten so viel wie die 40 Millionen früher.“ So würden inzwischen immer mehr Erwerbstätige auf Teilzeitregelungen setzen. 

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Vollzeitbeschäftigte wünschen sich kürzere Arbeitszeit

Die Menschen möchten auch weniger lange arbeiten, ergab ein ebenfalls kürzlich veröffentlichter Bericht des IAB nach einer Befragung aus dem Jahr 2021: Vollzeitbeschäftigte Frauen würden ihre aktuelle, tatsächliche Arbeitszeit von 40,9 Stunden gern um 6,2 Stunden reduzieren, Männer mit einer durchschnittlichen tatsächlichen Arbeitszeit von 42,3 Stunden wünschen sich 5,5 Stunden weniger. Frauen, die derzeit in Teilzeit arbeiten, wollen indes zwei Stunden mehr arbeiten als noch vor 20 Jahren – insgesamt etwa 25 Stunden.

Dass sich vor allem die jüngeren Generationen weniger Arbeitszeit wünsche, belegte diese Untersuchung nicht – im Gegenteil: „Eine Sonderrolle der angeblich arbeitsunwilligen Generation Z gibt es nicht“, erklärt Enzo Weber, Leiter des Bereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen am IAB. Er sprach sich zudem in dieser Untersuchung dafür aus, dass Arbeitszeiten individuell angepasst werden sollten. „Nicht jedes Arbeitsmodell ist in jeder Lebensphase gleich gut geeignet“, so der IAB-Forscher. Die Möglichkeiten, mehr Arbeitsstunden zu schaffen, sei bei diesen Wünschen zur eigenen Arbeitszeit eher begrenzt. „Wenn aber die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung, Mobilarbeit und Erwerbsanreize verbessert würden, dürften auch die Arbeitszeitwünsche nach oben gehen“, so der Ökonom.

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