Eine kategorische Einstufung in Leistungsklassen. Davon träumt der SAP-Chef Christian Klein derzeit und will das aus den USA stammende System auch hierzulande auf seine Belegschaft anwenden. Diese soll wahlweise in die Kategorien „Performer“, „Achiever“ oder „Improver“ eingeteilt werden. Bevor das System in Deutschland jedoch eingeführt werden kann, muss dem auch der Betriebsrat zustimmen.
SAP-Chef wünscht mehr Leistungsdenken
Grundsätzlich betrachtet ist Leistungsdenken erst einmal nichts Negatives. Und wer gutes leistet, kann und sollte hierfür auch belohnt werden dürfen. So sieht der derzeit zwischen Betriebsrat und Konzernspitze debattierte Plan vor, die sogenannten „Performer“ für ihre gute Leistung auch mit zusätzlichen Boni zu belohnen.
In die zweite Gruppe, die „Achiever“ werden, wie die Süddeutsche mutmaßt, höchstwahrscheinlich die meisten Mitarbeitenden fallen. Es handelt sich um jene, die das Soll erfüllen, aber nicht unbedingt über das Ziel hinaus denken. In die unterste Kategorie, die „Improver“ fallen jene mit Verbesserungsbedarf. Hier sollen Weiterbildungsmaßnahmen für eine Verbesserung sorgen.
Es fällt schnell auf: wirklich lohnen tut sich das Ganze nur für die an der Spitze. So kommentiert auch Andreas Hahn, Vorsitzender des europäischen SAP SE Betriebsrates, dass das System vor allem „das wenige Geld auf noch weniger Personen (...) verteilen“ würde. Für alle anderen könnte die Einordnung vor allem zusätzlichen Druck bedeuten. Druck, welcher in vielen Fällen eher zu einem Leistungsnachlass als einer Steigerung führen kann. Druck, der teils auch zu Kündigungen seitens der Arbeitnehmenden führen könnte.
Grundsatzdebatte rund um Arbeitskultur
Im Kern steht dabei eine Grundsatzdebatte rund um die Arbeitskultur. So sehen vor allem US-Konzerne wie Amazon oder Microsoft die „Winning Kultur“ als das Nonplusultra an. Doch auf der anderen Seite stehen jene, die angesichts schlechter Leistungen zuerst auf das Umfeld schauen. So kann diese letztlich auch auf temporäre private Probleme oder aber einen schlechten Führungsstil zurückgehen.
Um in Sachen Führung auch wieder etwas Kontrolle zurückzugewinnen, plant der Konzern weiterhin eine Präsenzpflicht für drei Tage pro Woche einzuführen. Derzeit arbeitet ein großer Teil der Belegschaft noch im Homeoffice, was man damit ändern wolle.
Betrachtet man die aktuellen Umbrüche bei SAP ist es vor allem spannend anzumerken, dass der einstige SAP-Personalchef, Cawa Younosi vor kurzem seinen Rücktritt öffentlich machte. Unter ihm wurde SAP zu einem der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands und er zeigte sich stets mitarbeiterorientiert. Es scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen, dass Youssoni mit dem jetzt eingeschlagenen Kurs nicht mitgehen wollte.
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