Jahrzehntelang war das lineare Fernsehen die wichtigste Informationsquelle in Deutschland. 2023 hat sich dies zum ersten Mal geändert. Der aktuellen Mediengewichtungsstudie der Landesmedienanstalten zufolge informierten sich im ersten Halbjahr 52 Prozent der Deutschen über 14 Jahren im Internet über das aktuelle Zeitgeschehen. Das Fernsehen landet mit 50 Prozent knapp dahinter. Insgesamt informieren sich aber weniger Menschen generell in den Medien: Mit 86 Prozent liege der Wert nur knapp über dem Vor-Corona-Niveau. 2022 waren es noch 89 Prozent. Über lokale Ereignisse informiert sich ein knappes Drittel im Internet, gefolgt von Radio, Zeitung und TV. Bei den unter 50-Jährigen nehme die lokal informierende Mediennutzung ab.
Die wichtigste Informationsquelle im Internet ist bei den 14- bis 29-Jährigen Instagram: Ein Drittel nutzt das Bildernetzwerk für Informationen über das Zeitgeschehen. Damit ist Instagram bei der jungen Zielgruppe „Infosieger“, noch vor Google. „Die Ergebnisse des Jahres 2023 bestätigen den bereits in den letzten Jahren erkennbaren Trend in der Mediennutzung. Auch wenn in der Gesamtbevölkerung Angebote von TV-Sendern nach wie vor der wichtigste Zugang zu Informationen zum Zeitgeschehen sind, ist das Internet erstmals die wichtigste Informationsquelle bei gleichzeitig sinkender Informationsnutzung“, so Dr. Wolfgang Kreißig, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten.
Medienkompetenz muss gestärkt werden
Kreißig hält es daher für wichtig, sowohl den Journalismus als auch die Medienkompetenz von Nutzer:innen zu stärken. „Den Zugang zu verlässlichen Informationen und deren Auffindbarkeit zu garantieren, ist und bleibt eine der wesentlichen Aufgaben der Medienanstalten für die nächsten Jahre.“ Das Internet ist für 41,8 Prozent der Bevölkerung das subjektiv wichtigste Informationsmedium. Hier hat es das Fernsehen bereits seit Jahren überholt. Gleichzeitig hat es mit knapp 63 Prozent das größte potenzielle Gewicht bei der Meinungsbildung.
Dies macht eine gute Medienkompetenz umso wichtiger, denn Falschnachrichten und Desinformation sind auf X, Instagram oder Facebook oft nur auf den zweiten Blick zu erkennen und bestätigen im Zweifel bestehende Vorurteile. Bei den genutzten Internetportalen liegen neben Instagram nach wie vor Google und YouTube ganz vorn. Die allgemeine Tagesreichweite von X (früher Twitter) liegt nur noch bei 3,6 Prozent – Tendenz weiter sinkend.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
Kommentar schreiben