Der Digital Services Act greift weiter um sich und versucht, die digitale Welt zu einem sichereren Ort für alle zu machen. Jetzt hat die EU-Kommission eine zweite Gruppe sogenannter „sehr großer Onlineplattformen“ oder VLOPs (englisch „very large online platforms“) benannt. Die Gruppe beinhaltet dabei nur drei Einträge, die jedoch thematisch verbunden sind. So handelt es sich um die drei Pornoportale Pornhub, Stripchat und XVideo. Welche Folgen die Benennung jetzt für Porno-Enthusiast:innen mit sich bringt, fassen wir hier zusammen.
In vier Monaten muss eine Altersverifikation vorstehen
Das Thema Jugendschutz auf Seiten mit pornografischen Inhalten ist schon länger im Gespräch. So ist es hierzulande vor allem die Landesmedienanstalt NRW, die den Feldzug gegen die Pornoportale führt. Bisher zeigten sich deren Bestrebungen nur mäßig erfolgreich. Die jetzt durch die EU-Kommission bestimmten Regulierungen können dabei als große Unterstützung gewertet werden.
Die drei Portale wurden dabei ausgewählt, da sie den für die VLOPs gesetzten Schwellenwert von durchschnittlich 45 Millionen monatlichen Nutzer:innen innerhalb der EU erreichen. Insgesamt steigt die Liste der so betitelten Plattformen damit auf 22 an. Die Kommission gewährt den Pornoportalen jetzt eine Frist von vier Monaten, bis die folgenden Maßnahmen umgesetzt sein müssen:
- Die Erstellung eines jährlichen Risikobewertungsberichts, welcher die spezifischen, systemischen Risiken in Bezug auf die Verbreitung illegaler oder Grundrechte-bedrohender Inhalte konkret unter die Lupe nimmt.
- Die Ergreifung von Maßnahmen, um derartige Risiken zu mildern (beispielsweise Moderation, Anpassung der Nutzungsbedingungen oder der Algorithmen).
- Die Einführung von Altersverifikationsmethoden, um den Schutz Minderjähriger zu gewährleisten.
- Die Gewährleistung externer Prüfmechanismen hinsichtlich der Einhaltung sämtlicher Verpflichtungen und Risikominderungsmaßnahmen.
- Eine Archivierung und Offenlegung sämtlicher geschalteter Werbeanzeigen.
- Den Zugriff auf öffentlich verfügbare Daten für Forschende.
- Halbjährliche Transparenzberichte, die etwaige Moderationsentscheidungen offenlegen.
- Errichtung einer Compliance-Funktion und deren jährliche, unabhängige Prüfung.
EU-Kommission bietet Unterstützung bei der Umsetzung an
Die umfangreiche Liste an neuen Verpflichtungen wird die Portale dabei vor gehörige Herausforderungen stellen. Doch eine Nichteinhaltung scheint auch keine Option, denn bei dieser würden Bußgelder in Höhe von bis zu sechs Prozent des globalen Jahresumsatzes drohen. Um die Durchsetzung zu erleichtern, zeigt sich die Kommission jedoch bereit, bei der Suche nach geeigneten Lösungsansätzen unterstützend beizustehen.
Denn so einfach wie es im oben stehenden Auflagenkatalog gelistet ist, ist die Lösung tatsächlich nicht. Das Thema Pornografiekonsum ist in unserer Gesellschaft mit einem hohen Maß an Tabu belegt. Das hat zur Folge, dass viele Menschen sich davor scheuen, sich bei derartigen Portalen ein Nutzungskonto anzulegen, oder gar mit einem Ausweisdokument zu verifizieren. Zu groß die Angst vor einem Leak und damit dem unfreiwilligen Teilen geheimer Vorlieben.
Was, wenn Nutzer:innen einfach zur Konkurrenz wechseln?
Schaut man sich um, scheint auch der Rest der Welt die Problematik noch nicht abschließend geklärt zu haben. In Großbritannien machte jüngst ein Vorschlag die Runde, wonach eine KI einen Gesichtsscan auswerten und anhand dessen das Alter bestimmen sollte (siehe Infokasten). Findet die Auswertung kein eindeutiges und sicheres Ergebnis, würde in einem nächsten Schritt ein Altersnachweis über ein Ausweisdokument, Bestätigung seitens einer Bank oder gar des Mobilfunkanbieters folgen.
Fakt ist, dass jedwede Form der Verifikation Rückschlüsse auf ein Nutzungskonto und dessen konsumierte Inhalte zulassen würde. Folglich könnten Cyberkriminelle die bestehenden Ängste der Nutzer:innen ausnutzen.
Würden Pornhub, Stripchat und XVideos jetzt die geforderte Verifikation einführen, wäre eine denkbare Folge, dass viele Nutzer:innen den Portalen schlicht den Rücken kehren und zu kleineren Portalen wechseln. Die Frage ist, wie die EU-Kommission die Einstufung der VLOPs zukünftig angesichts schwankender Nutzungszahlen handhaben will.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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