Diversität im Allgemeinen in Führungspositionen kann zu mehr Perspektiven und zur verstärkten Berücksichtigung verschiedenster Bedürfnisse beitragen. Das gilt beispielsweise für die Geschlechtervielfalt in Führungsetagen. Doch wie eine aktuelle Studie der Organisation Fidar („Frauen in die Aufsichtsräte“) ergab, hat sich der Anteil von Managerinnen in Aufsichtsräten und Vorständen der großen börsennotierten Unternehmen bislang kaum noch verändert.
Der Auswertung zufolge, für die 160 Firmen der DAX-Familie sowie 19 weitere börsennotierte Unternehmen überprüft wurden, lag der Frauenanteil in Aufsichtsräten zum 1. Januar bei 36,5 Prozent. Im Vergleich zum Mai 2023 beträgt der Anstieg lediglich 0,8 Prozent. In den Vorständen erhöhte sich der Wert minimal von 18,3 auf 18,9 Prozent. „Das Ziel der Parität ist noch in weiter Ferne und bei der aktuellen Veränderungsgeschwindigkeit kaum erreichbar“, kommentiert Fidar-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow laut der Deutschen Presseagentur.
Strengere gesetzliche Maßnahmen gefordert
Laut gesetzlicher Vorgabe muss sich der Aufsichtsrat börsennotierter Unternehmen, in denen die Arbeitnehmer:innen sowie die Anteilseigner:innen jeweils die Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder stellen (paritätische Mitbestimmung), jeweils mindestens 30 Prozent aus Frauen und Männern zusammensetzen. Generell zeigt sich, dass der Anteil von Frauen sowohl in Aufsichtsräten als auch in Vorständen von Unternehmen bereits dann deutlich höher ist, wenn diese Firmen die gesetzlich vorgeschriebene 30-Prozent-Quote zu berücksichtigen haben. Bei etwa 100 der untersuchten Unternehmen läge der Frauenanteil aktuell noch unterhalb der 30-Prozent-Quote: Es gab zwar 38,1 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten, in den Vorständen waren aber nur 20,6 Prozent weibliche Führungskräfte vertreten. Noch geringer fiel der Anteil jedoch bei den restlichen 79 Firmen aus, die nicht unter die Quote fallen.
In erster Linie seien nun die Unternehmen am Zug, so Schulz-Strelow: „Der Ball liegt bei den Unternehmen, Veränderung zu gestalten.“ Diese sollten neben der Festlegung von Zielgrößen für Aufsichtsrat, Vorstand sowie die erste und zweite Managementebene auch eine verbindliche Strategie für alle Führungsebenen, um die gleichberechtigte Teilhabe umsetzen, erklärt sie. Andernfalls müssten gesetzliche Maßnahmen verschärft werden.
Weibliche Führungskräfte scheiden eher aus Vorständen aus
Eine Erhebung des Personalberatungsunternehmens Russell Reynolds bescheinigt den DAX-Unternehmen ebenfalls eine geringe und stagnierende Frauenquote. Generell schieden im vergangenen Jahr neun weibliche Vorstände aus, während nur acht wieder hinzukamen. Doch sieben der in den Vorständen tätigen Frauen hätten ihre Position in weniger als einem Jahr wieder verlassen – bei Männern traf dies lediglich auf 15 Prozent zu, schreibt u. a. die Zeit zu den Studienergebnissen. Anders als bei Männern sie dies keine Frage des Alters gewesen: „Keine (der Frauen) ist durch das Erreichen der Altersgrenze ausgeschieden, bei den Männern spielte hingegen bei 35 Prozent der scheidenden Vorstände das Alter eine Rolle“, wird der Personalexperte Jens-Thomas Pietralla zitiert. Männliche Führungskräfte waren im Schnitt acht Jahre im Amt und durchschnittlich sechs Jahre älter als weibliche.
Um sich im Vorstand als CEO qualifizieren zu können, bräuchten geeignete Kandidat:innen „Erfahrung im operativen Geschäft mit der Leitung einer Region oder der Führung eines Geschäftsbereichs“ – weibliche Führungskräfte mit dieser Qualifikation seien rar, so Pietrallas Einschätzung, wodurch „die klassische Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen im Vorstand erhalten“ bleibe.
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