Wenn ein Baby geboren wird, ist es für alle Beteiligten das schönste, sich zunächst in Ruhe kennenzulernen und einander zu unterstützen. Aus diesem Gedanken heraus verkündete der Softwarekonzern SAP im September letzten Jahres Partner:innen nach der Geburt künftig sechs Wochen bezahlten Sonderurlaub gewähren zu wollen. Diesen sollte es eigentlich jetzt, seit Beginn 2024, geben. Doch wie Golem berichtet, machte das Unternehmen jetzt einen Rückzieher.

Verzögerung mit Verweis auf Bundesregierung 

Wie ein Unternehmenssprecher der Rhein-Neckar-Zeitung gegenüber berichtet habe, sei die Verzögerung der Pläne mit Hinblick auf die Bundesregierung beschlossen worden, so Golem. Denn die Regierung habe ebenfalls eine ähnlich geartete „Familienzeit“ geplant, diese aber bisher nicht zur Umsetzung gebracht. Diese Verzögerung habe SAP nun zum Anlass genommen, die „eigenen Pläne in diesem Bereich ebenfalls zu überprüfen.“

Das Familienzeit-Modell der Bundesregierung steht dabei federführend unter Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Diese hatte zuletzt im November gesagt, den Plan 2023 nicht in die Tat umsetzen zu können, ihn sich dafür aber für 2024 auf die Fahne geschrieben.

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Sonderurlaub ist auch eine Kostenfrage

Ein weiterer möglicher Hinderungsgrund ist jedoch auch der Kostenaspekt. So hatte SAP mit Kosten in Höhe mehrerer Millionen Euro gerechnet, für den Fall, dass rund 700 bis 800 Elternteile das Angebot in Anspruch nehmen. Nicht gerade geringe Kosten, welche das Unternehmen vielleicht nicht mehr bereit war zu stemmen.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch eine personelle Veränderung bei SAP: Der einstige Personalchef Cawa Younosi trat Ende 2023 von seinem Posten zurück. Unter seiner Führung hatte es SAP zu einem der beliebtesten deutschen Arbeitgeber geschafft. Younosi war ebenfalls bekennender Fürsprecher der Partnerzeit. Doch offenbar scheinen gewisse Umbrüche um Konzern stattzufinden. 

Erst vor kurzem machte beispielsweise Vorstandschef Christian Klein damit auf sich aufmerksam, dass er forderte, Mitarbeitende künftig in verschiedene Leistungskategorien zu unterteilen. Younosis Personalpolitik schien dabei deutlich mehr auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ausgerichtet als der derzeitige Kurs. 

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