Mit dem achtwöchigen Mutterschutz und anteiligen Elterngeld werden Eltern in Deutschland bereits deutlich mehr unterstützt, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Da viele Länder hier noch deutlich hinterherhinken, nutzen immer mehr Unternehmen die finanzielle Unterstützung von Eltern als Benefit zur Mitarbeiterbindung. Als erstes DAX40-Unternehmen führt der Kosmetikkonzern Henkel nun eine weltweite, achtwöchige Elternzeit bei vollem Gehaltsausgleich ein. Wie das Unternehmen betont, richtet sich die Elternzeitregelung dabei nach der Rolle der Betreuungsperson – unabhängig vom biologischen Verwandtschaftsverhältnis oder Geschlecht.
Elternzeit für rund 50.000 Mitarbeitende weltweit
Wenn ein Kind erwartet wird, bedeutet dies für die werdenden Eltern oft viele Umbrüche. Trotz vieler Entwicklungen dahingehend bleibt dennoch oft noch viel von der Arbeit an der Mutter als Hauptbezugsperson hängen. Und da, wo es bereits Elternzeitmodelle gibt, werden Modelle abseits der Kernfamilie aus Mutter und Vater oft benachteiligt.
Derartigen Benachteiligungen möchte Henkel einen Riegel vorschieben: egal ob alleinerziehender Vater, gleichgeschlechtliches Paar, Adoption oder Pflegeelternschaft – arbeitet man bei Henkel, erhält man seit 2024 voll bezahlte acht Wochen Elternzeit, sobald ein Kind ins Leben tritt.
Die rund 50.000 weltweiten Mitarbeitenden des Konzerns verteilen sich dabei auf über 80 Länder. Nicht alle davon bieten Unterstützung für Eltern. Da, wo es bereits Regularien diesbezüglich gibt, passt Henkel das eigene Modell an die hiesigen Gegebenheiten an.
In Deutschland wird das Elterngeld aufgestockt
So wird in Deutschland beispielsweise das bestehende Elterngeld so aufgestockt, dass der oder die Henkel-Angestellte am Ende das vollständige vorherige Nettogehalt bekommt. Davon profitieren hierzulande vor allem Väter. Schließlich war es bisher oft so, dass während die Mutter in Mutterschutz war, das Gehalt des Vaters eine merkbar wichtigere Stellung einnahm. Die Sorge vor finanziellen Einbußen an dieser Stelle hinderte letztlich viele Väter daran, in Elternzeit zu gehen und Mutter und Kind in den intensiven ersten Wochen zu unterstützen.
So kommentiert Sylvie Nicol, Vorstandsmitglied von Henkel: „Mit der Initiative möchten wir werdende Eltern unterstützen und herkömmliche Geschlechterrollen aufbrechen, um jedem die Teilhabe an der Kinderbetreuung zu ermöglichen. Dazu gehört es, auch Väter zu ermutigen, sich in den ersten Wochen ihrer Familie zu widmen – ohne finanzielle Einbußen.“
Elternzeit wird ein zunehmend wichtiger Benefit
Zu Zeiten, in denen der Obstkorb und der kostenlose Unternehmens-Pullover immer weniger Menschen hinterm Ofen vorzulocken wissen, müssen sich Unternehmen immer mehr einfallen lassen, um ihre Mitarbeitenden zu halten. Benefits, die den Mitarbeitenden dabei einen wirklichen Mehrwert im Alltag bieten, werden dabei immer beliebter. Ganz egal ob Mobilitätszuschuss, Fitnessstudio oder eben finanzielle Unterstützung beim Elterndasein.
Mit der Elternzeitregelung setzt Henkel ein wichtiges Zeichen für andere Großunternehmen. Zuvor hatte bereits ein anderer DAX-Konzern über bezahlte Elternzeit nachgedacht. Der Software-Konzern SAP wollte eine solche eigentlich auch 2024 einführen. Vor Kurzem wurde jedoch bekannt, dass diese Pläne bis auf Weiteres ausgesetzt wurden.
Als Begründung für die Verzögerung zog SAP die Verzögerung beim Gesetz für Familienzeit der Bundesregierung heran. Das Gesetz, welches auch Vätern einen Anspruch auf Elternzeit geben soll, soll laut Lisa Paus von den Grünen noch 2024 umgesetzt werden.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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