Massiv gestiegene Strompreise haben in den vergangenen Monaten und Jahren Verbraucher und Unternehmen stark belastet. Nach dem militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 erlebte Deutschland einen Preisschock im Strom- und Gassektor. Um die Energiekrise zu bewältigen, griff der Staat mit Pauschalen, Preisbremsen und anderen Maßnahmen ein.
Mittlerweile haben sich die Preise wieder eingependelt, im Großhandelssegment sind sie gar auf Vorkrisenniveau gesunken. Dennoch zahlen viele Verbraucherinnen und Verbraucher noch immer zu viel. Laut dem Chef des Vergleichsportals Verivox, Daniel Puschmann, könnte das unter anderem an der Bevölkerung selbst liegen.
Viele deutsche Haushalte nutzen Wechsel-Chancen nicht
„Wie viel aktuell für Strom gezahlt wird, hängt von dem Wechselwillen der Verbraucherinnen und Verbraucher ab“, zitiert die WirtschaftsWoche den Experten aus dem hauseigenen Podcast „Chefgespräch“. „Je nachdem, in welchem Tarif sich der Kunde befindet und wann dieser abgeschlossen wurde“, könne sich demnach ein Wechsel lohnen.
Allerdings nehmen viele Deutsche die Möglichkeit eines Wechsels offenbar gar nicht wahr: Jährlich würden demnach lediglich zehn Prozent der deutschen Haushalte ihre Stromlieferverträge wechseln. Das heißt im Umkehrschluss, dass eine Vielzahl privater Haushalte teure Tarife alter Verträge bezahlt, statt von günstigeren Neukundentarifen zu profitieren.
Vermehrte Wechsel könnten sich positiv auf das Preisniveau auswirken
Von einem Wechsel des Tarifs würden nach Einschätzung Puschmanns nicht nur die Kundinnen und Kunden selbst profitieren – auch für das grundsätzliche Preisniveau könnte sich eine vermehrte Wechselbereitschaft der Deutschen positiv auswirken.
Ähnlich sieht das dem Bericht zufolge auch Mathias Mier, Branchenexperte bei der Forschungseinrichtung Ifo-Institut: Da die Beschaffungspreise für Strom zurückgegangen sind, die sinkenden Kosten aber teils nicht an die Bestandskundschaft weitergegeben werden, „verdient sich irgendjemand eine goldene Nase“. Indem Verbraucherinnen und Verbraucher nicht auf veränderte Marktbedingungen reagieren, „kann sie die Stromfirma schröpfen ohne Ende“, so Mier weiter.
Auf Bequemlichkeit allein seien die niedrigen Quoten beim Tarifwechsel allerdings nicht zurückzuführen. Dem Energieexperten zufolge wüssten viele Bürgerinnen und Bürger schlicht und ergreifend nicht, dass sie die Möglichkeit haben, sich mit einem Wechsel günstigere Tarife zu sichern.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
Kommentar schreiben