Eine starke Erholung der aktuellen Wirtschaftslage lässt weiter auf sich warten. Damit jedenfalls rechnet der Sachverständigenrat Wirtschaft. Das gesetzlich einberufene Gremium besteht aus fünf Experten und Expertinnen und berät die Bundesregierung in Wirtschaftsfragen. Die sogenannten Wirtschaftsweisen haben nun ihr Frühjahrsgutachten zur Konjunkturentwicklung vorgestellt.
Demnach befindet sich Deutschland immerhin nicht mehr in einer Rezession – jedoch in einer Stagnation. Denn die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) fällt in diesem Jahr den Erwartungen nach sehr gering aus – es soll lediglich um 0,2 Prozent wachsen. Im nächsten Jahr soll das BIP mit 0,9 Prozent ebenfalls nur wenig ansteigen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr sank das BIP um rund 0,3 Prozent – nach Steigerungen von 3,2 Prozent im Jahr 2021 und einem Plus von 1,8 Prozent im Jahr 2022:
Einkommen sollen steigen
Allerorten sieht es derzeit schwierig aus – die Nachfrage sei gesamtwirtschaftlich schwach, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung. „Die privaten Haushalte konsumieren aktuell noch zurückhaltend, die Industrie und die Baubranche verzeichnen nur geringfügig neue Aufträge“, führt dazu der Wirtschaftsweise Martin Werding aus. Doch er erwartet auch, „dass die deutsche Wirtschaft im Verlauf des Jahres 2024 etwas an Fahrt gewinnt“.
So werden die Realeinkommen wohl „deutlich“ steigen – und damit dürfte auch der private Konsum wieder zunehmen, was einer positiven Konjunkturentwicklung insgesamt zugutekäme. Gleichzeitig sollen auch die Preise langsam wieder fallen: Für 2024 wird mit einer Inflationsrate von 2,4 Prozent und für 2025 mit 2,1 Prozent gerechnet.
Der Krieg in der Ukraine und der Nahostkonflikt bleiben jedoch Unsicherheitsfaktoren, vor allem die Ausweitung des letzteren könnte die Energiepreise steigen lassen, heißt es.
Bessere Finanzierungsbedingungen für Unternehmen
Auch der Welthandel und die globale Industrieproduktion sollen wachsen: „Im laufenden und im kommenden Jahr werden die deutschen Exporte vom steigenden Welthandel profitieren“, erklärte Wirtschaftsexpertin und Ratsmitglied Veronika Grimm. Dennoch gebe es vor allem für die Exportfirmen einen starken Wettbewerb, während Arbeitskosten steigen und auch die Energiepreise noch erhöht sind.
Der Wirtschaftsrat rechnet jedoch aufgrund einer Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank mit besseren Bedingungen für Finanzierungen für Unternehmen. Mit einer Senkung der Leitzinsen wird noch in diesem Sommer gerechnet. Dies könne auch die privaten Investitionen ankurbeln, meint Ratsmitglied Ulrike Malmendier.
Am Arbeitsmarkt bleibt es jedoch schwierig, denn durch den demografischen Wandel werden Arbeitskräfte knapper, während die durchschnittlichen Arbeitszeiten zurückgehen. „Unternehmen fällt es zunehmend schwer, offene Stellen zu besetzen. Gleichzeitig verzichten viele Unternehmen trotz einer schlechten wirtschaftlichen Lage darauf, Beschäftigte zu entlassen.“ Mittelfristig würden vor allem der demografische Wandel und das damit zurückgehende Arbeitsangebot die Aussichten auf Wachstum schwächen.
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