Wer kennt sie nicht, die lässigen Stellengesuche, in denen das Outfit des Bewerbenden keine Rolle mehr spielt. Phrasen wie „Come as you are“ sind nicht selten darin zu lesen – und gemeint ist nicht der Nirvana-Song aus den 90ern, sondern die Idee, dass jede Person so sein und sich so kleiden kann, wie sie ist oder mag.
Im Arbeitsalltag jedoch zeigt sich die deutsche Unternehmenslandschaft – abseits notwendiger Vorschriften für die Arbeitskleidung, die beispielsweise der Sicherheit oder Hygiene dienen – in Sachen Dresscode tatsächlich reichlich bieder: Eine Studie des 2018 gegründeten Start-ups und Herrenmode-Labels Papas Shorts aus Berlin hat jetzt ergeben, dass kurze Hosen einfach nicht salonfähig sind.
Kurze Hosen? – Niemals!
Eine von Papas Shorts durchgeführte Umfrage ergab: Nur 25,7 Prozent der Befragten tragen zur Arbeit ein kurzes Beinkleid und finden das auch völlig okay. Aber: „Wir hätten ehrlich gesagt mit weniger deutlichen Ergebnissen gerechnet“, sagen die Geschäftsführer Tom Apel und Robert Frackowiak zur Umfrageauswertung. „Wir hätten eigentlich vermutet, dass die Zahl derjenigen, die hier einen lockereren Stil pflegen oder pflegen können, deutlich höher ist.“ Fehlanzeige: Die Mehrheit findet Shorts im Beruf nämlich nicht angebracht: Fast jeder Zweite (48,9 Prozent) gab an, niemals in Shorts zur Arbeit zu gehen – unter anderem, weil ein Dresscode gelte.
Besonders nach Corona, „wo ja beispielsweise auch die Jogginghose zu einem angesagten Kleidungsstück avanciert“ sei, hätte man sich etwas mehr Lässigkeit erhofft. „Aber offenbar gibt es in Deutschlands Arbeitswelt doch noch sehr viel alte Etikette“, so Apel und Frackowiak. Etwa ein Zehntel ist im Übrigen auf bestimmte Berufskleidung angewiesen – und die Vorschriften können auch ganz schön streng sein.
Immerhin: Wenn’s richtig heiß ist, holen 13,8 Prozent der Männer doch die kurze Hose aus dem Schrank.
Es gibt immer einen Dresscode
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Wahl der Kleidung im Arbeitskontext viel mit der Wahrnehmung zu tun hat. Kleidung weckt in uns bestimmte Assoziationen – mit ihnen verbinden wir Macht, Geschlecht, Status oder Alter und damit wiederum bestimmte Eigenschaften, schrieb die Zeit 2016 nach Sichtung zahlreicher Studien zur Wirkungsweise von Kleidung. Passt das, was wir tragen, nicht zum Anlass, fühlen wir uns schneller unwohl und erbringen – mit Blick auf den beruflichen Kontext – sogar schlechtere Leistungen. Beispielsweise konnten Frauen, die einen Bikini trugen, Mathematikaufgaben schlechter lösen. Nicht verwunderlich, da nicht selten sexistische Kommentare zum Beispiel über die Kleidung fallen, erst recht, sobald Frau mehr Haut zeigt: Einer Studie der Fondation Jean-Jaurès zufolge, über die das Magazin Kom.de berichtete, haben es 39 Prozent der deutschen Frauen am Arbeitsplatz erlebt, dass ihre Kleidung oder der Körper kommentiert wurden.
„Jeder Job ist verbunden mit Kleidungsvorschriften. Man richtet sich nach Kollegen, nach dem Chef und wenn es aus dem Ruder läuft, kriegt man auch Sanktionen“, erläutert der Psychologe und Autor Frank Berzbach bei Deutschlandfunk Nova. Es gebe nämlich immer einen Dresscode, auch wenn dieser nirgendwo niedergeschrieben ist. Man sieht das beispielsweise auf Unternehmensfotos: Gruppen von Arbeitnehmer:innen seien dabei oft „erstaunlich ähnlich gekleidet“. Soll heißen: Schon deshalb funktioniert eine „Komm wie du bist“-Philosophie wohl letztlich nicht.
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Das mag der GenZ nicht gefallen, deren Berufsziel mehr und mehr eine 3-Tage-Woche im Remote-Office vom Strand zu sein scheint - oder gleich direkt Influencer oder Content-Creator , wo milliardenfach sinnloses geschaffen wird, um damit Geld zu verdienen.
Erfolgreiche Arbeit bedingt Konzentration auf die Tätigkeit und Produktivität - und die ist in der Regel nicht zu erreichen, wenn Arbeit und Freizeit mehr und mehr verschwimmen.
So ist das Anlegen und Ausziehen der Arbeitsuniform - ganz egal ob sie nun aus strengem Dresscode oder legerer Casual Wear besteht - auch ein Signal: Jett ist Arbeit! Und ziehe ich sie aus - Jetzt ist Feierabend.
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