Man weiß nie, wann der Anruf, die Mail oder der Brief ankommt – das Leipziger StartUp Thadeus Roth zieht Menschen mit Geschichten in den Bann. Wir haben eine solche Geschichte erlebt und waren vier Wochen im Limbus.
© Händlerbund
Thadeus Roth ist ein Leipziger StartUp mit einem ganz besonderen Ziel: Es will das Leben seiner Kunden spannender gestalten – für einen gewissen Zeitraum. Das Unternehmen bietet Erlebnisgeschichten und sogenannte Bonbons. Bei den Bonbons handelt es sich um musikalische Grüße, Glückwünsche oder auch Scherzanrufe – die angebotenen Erlebnisgeschichten tragen die Titel „Blut am Pflug“, „Limbus“ und „Lavendel“ zur Auswahl.
Was sich genau dahinter verbirgt, erklärt Thadeus Roth auf seiner Website kaum. Es liegt schließlich an dem Spieler, die Geschichten zu erleben. Wir haben eine solche Geschichte – den „Limbus“ – ausprobiert und wurden über den Zeitraum von mehreren Wochen Teil einer komplexen Story, die sich stückchenweise vor uns aufgebaut hat.
Alles begann mit einem Anruf...
Der erste Anruf von Thadeus Roth erfolgte wenige Tage nach dem Start der Geschichte. Samstag früh um 10 Uhr klingelte das Telefon, angerufen von einer unbekannten Nummer. Dass es sich dabei um den Beginn der Geschichte handelte, kam mir erst mitten im Anruf. Und über die nächsten Wochen sollten mehr Anrufe folgen.
Zusätzlich erreichten uns auch einige E-Mails. Diese sind dabei nicht immer direkt als zum Spiel gehörig erkennbar – die ersten zwei E-Mails habe ich zunächst sogar als Spam eingestuft, da hier in meinem Namen ein Ring bei einer Auktion gewonnen wurde. Unwahrscheinlich, da ich weder von dem Auktionshaus in der Schweiz je gehört hatte, noch auf irgendeinen Ring geboten hatte. Kurz darauf traf der erstandene Ring per Post ein – und damit erschienen auch die eingangs als Spam eingestuften Mails in neuem Licht.
Dann meldete sich eine gewisse Barbara, die mich vor einem Unglück warnte. „Ich bin Teil der Familie, aus der dieses Unglück gekommen ist und deshalb habe ich eine Verantwortung für Sie“, schreibt sie. Doch was genau ist ihr und ihrer Familie wiederfahren? Die Geschichte wurde immer verworrener. Geister, Flüche, das Böse im Auktionshaus - unser Abenteuer sorgte für angeregte Überlegungen in unserer Redaktion.
Was ist Spiel, was Realität?
Laut Dennis Levin, Geschäftsführer von Thadeus Roth, ist genau dieser Effekt der Unklarheit gewünscht. Natürlich bestehe das Risiko, dass Spieler die E-Mails einfach als Spam ansehen. Doch durch das Zusammenspiel aus Anruf, E-Mail und Post soll das wieder aufgelöst werden – und obendrein die Grenze zwischen Spiel und Wirklichkeit verschwimmen. Teil des Spiels oder nicht? – Das ist die Frage, die die Spieler sich stellen müssen.
Die Geschichten, die Thadeus Roth erzählt, basieren dabei auf realen Geschichten, die mit fiktiven Charakteren angereichert werden. So schafft es das Unternehmen, Brücken in die Realität zu schlagen und die Grenze weiter verschwimmen zu lassen.
Virales Marketing für Geschäftskunden bieten
Thadeus Roth schafft es, die Spieler mit seinen Geschichten in den Bann zu ziehen. Aber hier will das Leipziger Jungunternehmen noch lange nicht schlussmachen: Thadeus Roth will auch für Geschäftskunden attraktiv sein. Das Prinzip Suddenlife Gaming bleibt dabei erhalten.
Nach Angaben des Unternehmens fesselte eine solche Aktion für den Bremer Tatort insgesamt 16.000 aktive Mitspieler über 10 Tage. Mit dem Hashtag #rettetjana und zehntausende von Anrufen, SMS und Mails wurde der Tatort beworben – am Ende suchten am Sonntagsabend die Spieler im Bremen nach Spuren und Beweisen.
Ein weiteres bisher durchgeführtes Projekt fand auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) statt. Hier lotste Thadeus Roth Besucher der Messe spielerisch zu dem Stand eines StartUps. Dazu wurden persönliche Nachrichten auf Post-Its mit wählbaren Telefonnummern im Messegeschehen verteilt.
"Der Rest liegt bei Ihnen"
Durch die Gestaltung der Spiele und Rätsel regt Thadeus Roth den Austausch zwischen den Spielern an und erreicht eine virale Marketing-Wirkung. Gerade der hohe Grad an Interaktivität kann zweifellos dafür sorgen, dass das Unternehmen und der Werbekunde lange im Gedächtnis bleibt.
Zuletzt lag es bei unserem Abenteuer an uns, das Rätsel zu lösen und die Geschichte zu Ende zu bringen. „Denn ich habe getan, was in meinen Kräften steht“, schreibt Barbara. „Der Rest liegt bei Ihnen.“
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