Walmart ist nahezu flächendeckend vertreten und beherrscht weitestgehend den Markt – zwar nicht in Deutschland, aber in den Vereinigten Staaten. Doch obwohl das Unternehmen ein Urgestein des stationären Handels ist, muss sich auch Walmart auf die Digitalisierung und die Veränderung der Marktumstände einstellen. Der größte digitale Konkurrent ist wohl (und da steht Walmart nicht allein) Amazon. Um gegen den Online-Riesen anzukommen, will die US-Kette nun mit einem eigenen Prime-Programm kontern.
(Bildquelle Walmart Filiale: Niloo via Shutterstock)
Mit stationärem Handel kennt sich Walmart aus. Schließlich kann das 1962 gegründete US-Unternehmen auf viele Jahrzehnte der eigenen Geschäftstätigkeit zurückblicken. Doch der Druck aus der digitalen Welt geht auch an diesem lokalen Riesen nicht vorbei. Und so hat sich Walmart etwas einfallen lassen, um dem Hauptkonkurrenten Amazon etwas entgegenzusetzen – gekämpft werden soll mit den gleichen Waffen: Einem Premium-Programm, das Kunden bindet und somit langfristige Umsätze garantieren soll.
Prime-Programm von Walmart ist günstiger als bei Amazon
Wie Internet Retailer berichtet, plant Walmart schon bald die Umsetzung eines eigenen Prime-Konzepts. Doch anders als bei Amazon (wo die Jahresmitgliedschaft bei knapp 100 Dollar liegt), soll die preiswerte Variante von Walmart nur 50 Dollar im Jahr kosten. Im Mittelpunkt des neuen Kundenbindungsprogramms ist eine kostenlose Lieferung innerhalb von maximal drei Tagen. Dies gelte (ebenfalls wie bei Amazon) jedoch nicht für das gesamte Sortiment, sondern nur aus bestimmt Produkte.
Bei Walmart soll es rund eine Million „Prime-Artikel“ geben, die jeweils zu den meistverkauften Produkten innerhalb einer Kategorie zählen: Berücksichtigt werden dabei Segmente wie Spielzeug, Leben und Wohnen, Elektronik, Sportartikel oder auch Bekleidung. Nur zum Vergleich: Bei Amazon sind es über 20 Millionen Prime-Einzelteile, was natürlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass Amazon ein Online-Anbieter ist und nicht auf herkömmliche Raumgrenzen des stationären Handels achten muss.
Walmart: Kunden sollen Prime-Projekt vor Start erproben
Doch bevor Walmart mit seiner eigenen Prime-Lösung in Angriffsposition geht, soll der neue Service umfassend auf Tauglichkeit erprobt werden. Dazu sollen ausgewählte Kunden und nur auf Einladung schon in diesem Sommer an einem Test teilnehmen können. Welche Märkte genau an dem „Prime-Experiment“ teilnehmen werden, wurde nicht mitgeteilt.
Für Walmart ist das Prime-Programm eine neue Art und Weise für die eigenen Kunden zu sorgen. „Wir haben von den Kunden gehört, dass sie sich einen Versand wünschen, der vorhersehbar und zugleich erschwinglich ist“, kommentierte ein Walmart-Sprecher. Dabei ist das ganze Online- und Liefer-Terrain für die US-Kette kein Neuland: Das Unternehmen ist gerade dabei, die eigenen Möglichkeiten im Bereich Online-Lebensmittel sowie der taggleichen Lieferung auszuloten.
Prime-Service: Kann Walmart wirklich mit Amazon mithalten?
Doch obwohl Walmarts Prime-Alternative günstiger ist als das Amazon-Original, muss dies den Erfolg des neuen Programms nicht garantieren. Denn Amazon hat aus seinem anfänglichen Premium-Liefer-Service ein umfassendes Wohlfühl-Paket geschnürt: Angefangen bei der kostenfreien Schnell-Lieferung, über ein integriertes Filme- und Serien-Streaming, einen Online-Speicher für Fotos bis hin zum E-Book-Verleih ist alles dabei. Gegen ein solches Sammelsurium an Kunden-Diensten ist – besonders aus dem stationären Bereich – nur schwer anzukommen. „Prime ist so viel mehr als nur der Versand“, bestätigt Einzelhandelsanalyst Matt Nemer.
Außerdem gäbe es das grundlegende Problem, dass Amazon mit dem Prime-Versand nach Schätzungen extrem hohe Verluste macht. Es schwebt sogar die Zahl von einer Milliarde US-Dollar im Raum. Natürlich kann der Konzern solche Verluste durch steigende Ab- und Umsätze viele Einbußen ausgleichen und trotzdem gewinnbringend arbeiten. Nichtsdestoweniger muss Walmart bei solchen gravierenden Preisspannungen gut planen und ermessen, ob ein entsprechender Service finanziell tatsächlich tragbar ist.
Gefährdet das Walmart-Programm Online-Händler?
Ein letzter Gedanke zu diesem Thema, den Ecommerce Bytes diesmal aufwirft, ist jener, ob Walmart mit seinem Prime-Programm auch andere, kleinere Online-Händler gefährdet. Natürlich will das US-Unternehmen schweres Geschütz gegen Amazon auffahren. Doch jede „Revolte“ gegen den Online-Handel steigert gleichzeitig auch immer den Druck auf die kleinen und mittelständigen Unternehmen.
Neben dem neuen Premium-Service dürfte Walmart nämlich noch mit einer neuen Preispolitik bei den Kunden punkten: Man habe sich vorgenommen, alle Preise an die des Online-Handels anzupassen. Ein weiterer Aspekt, an dem kleinere Anbieter zu knaupeln haben könnten.
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