Videos erfreuen sich bei Internet-Usern großer Beliebtheit. Mit YouTube und Co. fanden Videos eine enorme Verbreitung und immer mehr Unternehmen wollen sich diese Beleibtheit zunutze machen, um Produkte zu promoten. Dass sich mit Produktvideos und einem entsprechend gut konzipierten Videomarketing der Umsatz des eigenen Online-Shops steigern lassen kann, ist dabei kein Geheimnis. Wir haben mit Henryk Boeck, Geschäftsführer von Branchenblick.tv, darüber gesprochen, was ein gutes Videomarketing ausmacht und wie Produktvideos zur Suchmaschinenoptimierung genutzt werden können.

Filmrolle und Laptop

(Bildquelle Multimedia: cybrain via Shutterstock)

OnlinehändlerNews: Welche Produkte eignen sich besonders für den Einsatz von Produktvideos?

Henryk Boeck:
Im Grunde sind Videos immer geeignet, um ein Produkt vorzustellen. Aber es gibt Produkte, die sind erklärungsbedürftiger als andere. Ein Infrarot-Heizstrahler beispielsweise ist komplexer als ein Lederfußball. Außerdem spielt natürlich die Größe eine Rolle: Je größer ein Produkt ist, umso aufwendiger ist in der Regel auch die Produktion eines Videos. Ein gutes Produktvideo informiert den Kunden sachlich und strukturiert über die Funktion und Beschaffenheit eines Produktes und berührt ihn gleichzeitig auf emotionaler Ebene, begeistert ihn für das Produkt und baut Sympathie und Vertrauen zum Händler auf. Typische Produkte sind technische Geräte wie Ventilatoren, Infrarot-Heizstrahler oder Fahrräder, aber wir haben auch schon Produktvideos über Teesorten und Genussmittel umgesetzt. Eigentlich kann man Produktvideos für jedes Produkt einsetzen. Es kommt darauf an, dass Konzept und Umsetzung des Videos zum Produkt passen.

Wie läuft eine Produktvideo-Produktion ab?

Am Anfang steht bei uns immer die kostenlose Beratung. Wir wollen zuerst wissen, was der Auftraggeber für Vorstellungen und Ziele mit seinen Produktvideos hat. Schließlich kennt niemand seine Produkte besser als der Händler selbst. Wir geben dem Kunden einen Überblick über die verschiedenen Bestandteile wie Sprecher, Animationen oder andere gestalterische und technische Aspekte und er wählt dann aus oder überlässt uns die gesamte Konzeptionierung seiner Videos. Anschließend erstellen wir ein schriftliches Konzept, damit der Auftraggeber eine Vorstellung bekommt, wie das fertige Produktvideo einmal aussehen wird. Meist gibt es an dieser Stelle noch kleinere Korrekturen an Text oder Fakten. Wenn der Auftraggeber das Konzept abgenommen hat, sendet er uns seine Produkte per Post zu und wir beginnen mit dem Dreh in unserem Studio. In der Regel dauert das ca. 1-2 Tage. Anschließend geht der Clip in die Postproduktion, wo er geschnitten wird und Sprechertexte, Animationen und Grafiken hinzugefügt werden. Sobald das Video fertig ist, stellen wir den Clip nur für den Kunden sichtbar online bereit und er nimmt ihn ab. Anschließend kann das fertige Video runtergeladen werden. Wenn wir mit der strategischen Vermarktung des Videos beauftragt wurden, wird der Clip suchmaschinen-optimiert und in den entsprechenden Kanälen zur Veröffentlichung gebracht. Zu guter Letzt bekommt der Händler seine Produkte per Post zurück. Das geht schnell und unkompliziert und der Auftraggeber hat so gut wie keinen Aufwand mit der Videoproduktion.

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Inwiefern können Produktvideos zur Optimierung der Sichtbarkeit in Suchmaschinen eingesetzt werden?

Studien zum Nutzungsverhalten von Videos (wie die der ARD) belegen recht eindeutig, dass User und Onlinekunden Videoinhalte bevorzugen. Die Vorteile liegen auf der Hand, denn Videos informieren schneller und direkter und unser Gehirn verarbeitet visuelle Reize ca. 60.000-mal schneller als Textinhalte. Es ist weniger anstrengend, sich ein Video anzusehen, als eine Artikelbeschreibung zu lesen. Das wissen auch die großen Suchmaschinen und passen ihre Ranking-Verfahren an das Nutzerverhalten an. Konkret bedeutet das, dass Suchmaschinen Videoinhalte unter bestimmten Voraussetzungen bevorzugt behandeln und dem User außerdem durch Filter die Wahl lassen, sich auch gezielt Videoinhalte zu einem Suchbegriff anzeigen zu lassen. Momentan gibt es aus unserer Sicht zwei effektive Verfahren, um diese Entwicklung vorteilhaft im SEO (oder VSEO)-Bereich zu nutzen.

Entweder arbeitet man mit der größten Suchmaschine der Welt und lädt seine Videos auf YouTube hoch. Hier gibt es zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten, und wenn man die kennt und richtig nutzt, taucht man mit seinen Videos in den Suchergebnissen ziemlich weit vorn auf. Weil YouTube kostenlos ist und sowohl als Videoplattform als auch als soziales Medium sehr gut funktioniert, hat man hier meist auch die größten Reichweiten und Vermarktungsmöglichkeiten. Nachteilig ist, dass man quasi keinen eigenen Content generiert, sondern YouTube den Inhalt hat. Potenzielle Kunden müssen also erst von YouTube per Link auf Ihren Shop geleitet werden. Dabei kann man viele User verlieren. Das ist nur ein Punkt, warum man eine Videomarketing-Strategie sehr überlegt anlegen muss. Ein zweiter Weg ist externes Videohosting. Wir arbeiten in diesem Bereich mit einem Partner zusammen und bieten mit VSEO-ShopClip verschiedene Tarife an, um Produktvideos suchmaschinen-optimiert zu hosten. Der Vorteil ist, dass der Videoplayer werbefrei und ständig verfügbar ist. Außerdem wird der jeweilige Shop als Quelle des Videos erkannt und der Kunden gelangt beim Aufrufen des Videos direkt in den Shop und nicht zu YouTube. Die Verwaltung und Suchmaschinenoptimierung ist hier bereits inklusive. Welche Strategie man wählt, hängt immer auch von den Zielen ab und sollte individuell mit dem Videodienstleister beraten werden. Auch die Conversion-Rate ist dabei zu beachten, wenn Kunden Produktvideos anschauen, bleiben sie länger auf der Shopseite und verbessern damit die Conversion-Rate und letztlich auch das Ranking.

Worauf müssen Online-Händler bei gutem Videomarketing achten?

Zunächst sollte man entscheiden, ob man sich selbst in den Videobereich einarbeiten will oder sich einen kompetenten Partner sucht. In einigen Fällen lohnt sich der kosten- und zeitintensive Aufbau einer eigenen Videoredaktion, aber für eine geringere Anzahl an Videos sollte man sich eher professionelle Unterstützung holen. Egal ob man Produktvideos selbst produziert oder beim Fachmann anfertigen lässt, die Qualität ist das wichtigste Kriterium. In unserer stark visuell dominierten Welt haben wackelige Bilder oder schlechte Vertonungen sehr negative Auswirkung auf die Außenwahrnehmung eines Online-Shops. Der Kunde verbindet häufig die Qualität der Produktvideos mit der Zuverlässigkeit und Qualität des Shops. Wenn man sich für eine externe Videoproduktion entscheidet, sollte man darauf achten, dass dieser Partner sich auf Produktvideos und die technischen Anforderungen im Online-Handel eingestellt hat. Nicht jeder Videograph macht auch automatisch gute Produktvideos oder kann bei der Integration der Videos und dem richtigen Videomarketing beraten. Es ist empfehlenswert sich detaillierter in das Thema einzuarbeiten. Im Videomarketing liegt eine Menge Potenzial, vor allem für kleinere und mittelgroße Shops, weil sie mit cleverem Videomarketing Wettbewerbsnachteile gegenüber großen Händlern ausgleichen können. Das Zeitfenster dafür wird allerdings kleiner und man sollte nicht zu lange warten, um mit Videomarketing zu starten.

Kurz gesagt, gutes Videomarketing erkennt man an professionellen Videos, innovativen Konzepten und daran, wie aktuell die Maßnahmen sind, die zur Vermarktung betrieben werden. Wie alle Bereiche in der Digitalwirtschaft ist auch dieser Bereich sehr dynamisch und unterliegt ständigen Veränderungen. Wer die Zeit selbst nicht hat, um sich damit zu beschäftigen, sollte diesen Bereich eher einer Videoagentur übertragen.

 

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Welche Auswirkungen können Produktvideos auf den Umsatz haben?

Seriöse Studien tun sich schwer mit konkreten Aussagen zum Verhältnis zwischen Videomarketing und Umsatz. Vielleicht auch, weil Videomarketing noch nicht so etabliert ist und deshalb wenig valide Werte liefert. Man geht davon aus, dass 80 % der Kunden, die ein Video angeschaut haben, danach auch das Produkt kaufen. In Auswertungsgesprächen mit Kunden bekomme ich ähnliche Rückmeldungen. Belegbar ist aber, dass sich die weltweiten Ausgaben für Videomarketing seit 2013 beinahe verdoppelt haben. Jeder Unternehmer weiß, dass sich Höhe des Werbebudgets umsatzabhängig ist. Daraus kann man auch Rückschlüsse ziehen, denn Unternehmen heben ihr Budget für einzelne Werbemaßnahmen ja nur an, wenn sie auch positive Effekte haben. Positive Auswirkungen auf den Umsatz durch Produktvideos entstehen aber auch durch bessere Erlebbarkeit der Produkte, emotionale Berührung, direktere Informationsvermittlung und natürlich auch durch verminderte Retourenquoten. Man muss diese Auswirkungen langfristig betrachten und im Gesamtzusammenhang sehen.

 

Über Henryk Boeck

Henryk Boeck
© Henryk Boeck

Henryk Boeck ist Inhaber von Branchenblick.tv. Er verantwortet neben dem Videomarketing und dem Content Management die Konzeption und Produktion der Produktvideos. Vor der Gründung von Branchenblick.tv war er für die PR und Werbung eines Onlinehandelsunternehmens tätig.