Immer wieder wurde in jüngster Zeit die Privatsphäre zahlreicher Konsumenten im Internet missachtet. Mal sind Kreditkartendaten ausgespäht worden, mal wurde unerlaubt das Verhalten der Nutzer getrackt. Das EU-Parlament stimmt heute über eine neue Datenschutzverordnung ab. Der Verband Ecommerce Europe hat ein Positionspapier formuliert, da er künftig Einbußen in der Branche fürchtet.
Der Interessenverband für Online-Händler auf EU-Ebene „Ecommerce Europe“ hat heute ein Positionspapier an die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes adressiert. Darin hat der Verband im Namen der E-Commerce-Branche zehn konkrete Forderungen an die Parlamentarier formuliert. Mit dem Positionspapier möchte Ecommerce Europe Einfluss auf die Abstimmung über Datenschutzbestimmungen in Europa nehmen. Die Vertreter des Online-Handels fürchten durch verstärkten Datenschutz künftig finanzielle Einbußen im E-Commerce.
Datenschutz versus Umsatz
„Ecommerce Europe unterstützt den Schutz persönlicher Daten“, schreibt der Verband in einer Stellungnahme. Aber der Aufbau von Datenschutz im Internet solle Hand in Hand mit dem Aufbau eines sicheren und vertrauensvollen E-Commerce-Marktes im Internet gehen, so der Verband. Ecommerce Europe erinnert die Parlamentarier daran, wie wichtig der Online-Handel in Europa sei: 312 Milliarden Euro seien im Jahr 2012 insgesamt durch den Online-Handel in Europa umgesetzt worden.
Eine der Hauptforderungen des Verbandes: Nicht alle Daten sollten als persönlich eingestuft werden. Ecommerce Europe stört sich daran, dass dem Online-Handel durch einen verstärkten Datenschutz im Sinne der Konsumenten, Informationen über die Nutzer verloren gehen. „Je nach Kontext und Risikobereich, muss definiert werden, was als persönliche Daten gilt“, fordert der Verband. Nicht alle persönlichen Informationen sollten automatisch als persönliche Daten gelten. Mit dem neuen Datenschutzbestimmungen befürchtet der Verband, dass es künftig für Online-Händler schwerer werden dürfte, personalisiertes Marketing zu betreiben.
Tracking für den E-Commerce
„Marketing in Webshops sollte für Online-Händler weiterhin möglich bleiben“, fordert Ecommerce Europe von den Parlamentariern und bezieht sich damit auf das Tracking im Marketingbereich. Das Tracking an sich sei für die Konsumenten nicht schädlich und würde nach Ansicht des Verbandes auch keine Bürgerrechte verletzen. Es sei vielmehr ein entscheidendes Marketing-Tool und könne sogar für Konsumenten von Vorteil sein. Deshalb fordert Ecommerce Europe von den Parlamentariern auch in diesem Bereich den Datenschutz nicht strenger zu regulieren.
Das sogenannte Recht auf Vergessen im Internet und die Idee des Dataportability sieht der Verband als „überflüssig“ an. Was für Bürgerrechtler fundamentale Forderungen darstellt, ist dem Online-Handel aus Sicht von Ecommerce Europe ein Dorn im Auge. Das Recht auf Vergessen möchte der Verband offenbar aus den Datenschutzverordnungen gelöscht sehen. Die Dataportability, also die Idee, dass jeder Nutzer erfahren kann, welche Daten von ihm auf welchen Netzwerken wie Facebook gespeichert sind, würde der Verband einschränken. „Das führt zu vermehrten Kosten und dient nicht den fundamentalen Bürgerrechten“, heißt es in der Stellungnahme.
Nicht im Sinne der Verbraucher
Inwiefern die EU-Parlamentarier auf die Forderungen des Verbandes achtgeben, wird sich zeigen. Ob die Argumentationen von Ecommerce Europe vor allem aus Verbrauchersicht standhaft sind, ist aber stark zu bezweifeln. Schließlich kommen die Forderungen nach mehr Datenschutz nicht von ungefähr und dass ein transparenter Umgang mit den Daten der Konsumenten sich auch auf deren Markenbindung und Konsumwilligkeit niederschlägt, hat selbst Facebook-Chef Mark Zuckerberg erkannt.
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