Eine Ära geht zu Ende: Die Trennung zwischen dem Online-Unternehmen Ebay und seinem bisherigen Tochterunternehmen Paypal ist nun offiziell. Genau der richtige Zeitpunkt, um einen kurzen Abriss über die Historie dieser Zusammenarbeit zu geben.eBay-Schild

(Bildquelle eBay-Schild: Denis Radovanovic via Shutterstock)

Online-Auktionshaus sichert sich Bezahlanbieter

Am 08. Juli 2002 erwarb Ebay den Zahlungsanbieter Paypal für etwa anderthalb Milliarden Dollar. Dieser Kauf kam nicht von ungefähr, denn der Dienst stellte bereits vorher für einen Großteil der Ebay-Kunden eine zuverlässige Methode dar, Rechnungen zu begleichen. Der Erwerb erwies sich relativ schnell als wahrer Glücksgriff, denn bereits ein Jahr später macht der Umsatz von Paypal rund ein Fünftel des Gesamtgeschäfts Ebays aus.

Auch im weiteren Verlauf änderte sich dies nicht grundlegend. Ganz im Gegenteil: Paypal bildete mehr und mehr einen – wenn nicht sogar den Grundpfeiler – Ebays. Doch der Payment-Markt gewann insgesamt immer mehr an Bedeutung. Und mit ihm wuchs auch die Konkurrenz.

Neue Ausrichtung von Paypal als Sicherung der Zukunft?

Für viele stellte diese Entwicklung den Grund dar, die Ausrichtung Paypals umzulenken. Durch die enge Kooperation mit Ebay musste sich der Bezahldienst an viele Restriktionen halten, die ein weiteres Wachstum erschwerten. Das hat sich mit der angekündigten Trennung geändert. Dan Schulman, künftiger Geschäftsführer von Paypal, betonte diesbezüglich mittlerweile, dass er mit Geschäftsführern aus dem Kreditkarten- und Mobil-Bereich in Kontakt stehe – Unternehmen, die sich wegen der Konkurrenz zu Ebay bislang nicht zu einer Kooperation mit Paypal bereit erklärt hatten und nun potenzielle Partner seien, wobei auch bis zum heutigen Tag noch keine konkreten Namen genannt wurden.

Diese Ansicht, sich von den enggestrickten Fesseln zu lösen und unabhängiger agieren zu müssen, setzte sich letztendlich auch durch. Insbesondere der amerikanische Multimilliardär und Großinvestor Carl Icahn drängte die Führungsriege von Ebay über Monate zu diesem drastischen Schritt und konnte letztendlich seinen Willen durchsetzen. Am 30. September 2014 gab Ebay die Ausgliederung von Paypal in ein eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen bekannt. Seitdem wird auch über den Ausstieg von Ebay-Chef John Donahoe spekuliert, wobei dies bisher nicht offiziell bestätigt wurde.

Auf offizieller Seite wurde die Trennung wie folgt begründet: „Die Schaffung zweier unabhängiger Unternehmen verschafft Ebay und Paypal die beste Position, um ihre jeweiligen Wachstumspotenziale im sich schnell verändernden globalen Handels- und Bezahlumfeld bestmöglich zu nutzen und ist der beste Weg zur Schaffung von nachhaltigem Shareholder Value.“

Genaue Vorbereitung der Abspaltung

Daraufhin wurde alles von Ebay unternommen, um sich auf den Tag der Abspaltung vorzubereiten. Dazu gehörten allerdings auch Entlassungen: Im Januar 2015 verloren etwa 2400 Mitarbeiter ihren Job, was sieben Prozent der Gesamtbelegschaft ausmachte. Für diesen Stellenabbau und den Umbau insgesamt veranschlagte Ebay zwischen 350 und 400 Millionen Dollar für das gesamte Jahr. Bei jeder Gelegenheit wurde erklärt und betont, wie gut die Vorbereitung der Trennung vonstatten ginge.

Der Umsatz zu Beginn des Jahres 2015 konnte sich wiederum sehen lassen, denn Ebay präsentierte ein Wachstum von vier Prozent auf 4,45 Milliarden Dollar. Der Gewinn lag bei einem Plus von 626 Millionen Dollar. Kaum zu vergleichen mit dem Vorjahr, als ein Verlust von immensen 2,33 Milliarden Dollar aufgrund von Steuerausgleichen im Ausland verbucht werden musste. Doch einen Wermutstropfen gibt es: Wie in den Jahren zuvor stellte Paypal das Zugpferd für Ebay dar, denn während der Bezahldienst ein Wachstum von vierzehn Prozent aufweisen konnte, musste der Online-Marktplatz einen Umsatzrückgang von vier Prozent hinnehmen.

Die Zukunft beider Unternehmen

Am 20. Juli 2015 soll Paypal nun als eigenständiges Unternehmen an die Börse gehen, wobei alle Ebay-Aktionäre ebenso viele Paypal-Aktien erhalten wie sie Ebay-Aktien halten und der Zukunft des Unternehmens tendenziell gelassen entgegensehen. Mit der Abspaltung steht es dem Payment-Anbieter nun frei, auch mit anderen Unternehmen zu kooperieren, die beispielsweise als Konkurrenz von Ebay angesehen werden. Kooperationen, die aufgrund der ansteigenden Bedeutung des Payment-Marktes inklusive neuen Anbietern wie Apple und Google wohl notwendig sein werden, um weiterhin mit positiven Zahlen überzeugen zu können. Ebay wiederum steht es frei, zukünftig auch auf andere Zahlungsanbieter zu setzen.

Eine abrupte und endgültige Trennung wird zumindest innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht vollzogen, denn Ebay habe zugestimmt, dass in dieser Zeit 80 Prozent der Bruttowarenverkäufe über Paypal abgewickelt werden soll. Wenn dieser Wert unterboten wird, verpflichtet sich Ebay zur Zahlung einer Wiedergutmachung. Bei einer Überschreitung des Prozentsatzes muss Paypal Ebay eine Provision für die guten Geschäfte auszahlen.

Bei der Trennung beider Unternehmen handelt es sich also eher um einen langsamen Abschied und nicht um ein schlagartiges Auseinandergehen. Bleibt abzuwarten, ob es Ebay schafft, auch ohne sein Zugpferd konkurrenzfähig zu bleiben.