Trotz guter Geschäftszahlen in puncto Umsatz brach die Aktie von Twitter um bis zu 10 Prozent ein. Der Grund: Interimschef Jack Dorsey konnte nicht von dem schwachen Nutzerwachstum und dem eher trüben Geschäftsausblick ablenken. Die Investoren zeigen sich verärgert und erwarten eine umfassende Lösung der Probleme.
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Bei Twitter geht es momentan zu wie auf einem Rummel – zumindest wenn man sich den Aktienverlauf der letzten Tage ansieht. Den Grund für diese Achterbahnfahrt liefert der gestern veröffentlichte Geschäftsbericht, der auf den ersten Blick mit sehr guten Zahlen punkten kann. So konnte Twitter im zweiten Quartals 2015 mit einem ordentlichen Umsatzplus von 61 Prozent auf 502 Millionen US-Dollar (Q2 2014: 312 Millionen US-Dollar). Mit dem Plus überraschte Twitter die Analysten, denn diese waren, nach Angaben von Internetworld.de, von einem Umsatz zwischen 470 und 485 Millionen US-Dollar ausgegangen.
Twitter-Aktie fährt Achterbahn
Auch die Werbeeinnahmen nahmen um 63 Prozent zu und stiegen damit auf 452 Millionen US-Dollar. Der Anteil an mobilen Anzeigen auf Tablet und Smartphone macht 88 Prozent aus. Auch wenn der Umsatz stieg, in puncto Gewinn kommt Twitter nur langsam voran und ist nach wie vor tief in den roten Zahlen. In diesem Quartal waren es mit einem Minus von 137 Millionen US-Dollar aber immerhin acht Millionen weniger als im Vorjahresquartal (145 Millionen US-Dollar).
Das enorme Umsatzwachstum ließ die Twitter-Aktie nachbörslich trotzdem steigen. Zwischenzeitlich sogar um ganze zehn Prozent. Doch das Glücksgefühl währte nicht lange, denn die Aktie stürzte plötzlich um bis zu zehn Prozent ab und liegt aktuell bei gerade einmal 29,4 US-Dollar (Stand: 29.07. 10:40 Uhr) und damit sehr nah an dem ursprünglichen Ausgabepreis von 26 US-Dollar. Die Gründe: schwaches Nutzerwachstum und ein trüber Geschäftsausblick.
Geringes Nutzerwachstum und eine fehlende Strategie
„Unsere Quartalsergebnisse zeigen gute Fortschritte bei der Monetarisierung, aber wir sind mit unserem Nutzerwachstum nicht zufrieden“, erklärte Interimschef Jack Dorsey in der Unternehmensmeldung. Tatsächlich liegt die Zahl der User, die mindestens einmal im Monat Twitter nutzen, bei 316 Millionen. Im Vergleich zum ersten Quartal 2015 stieg die Zahl damit nur um acht Millionen Nutzer.
Laut heise.de schworen Twitters Mitgründer und Interimschef Jack Dorsey und Finanzvorstand Anthony Noto in einer Analystenkonferenz die Investoren auf eine schwere Zeit ein. Denn die schlechten Nutzerzahlen sind nur ein Teil des Problems, welches Twitter bewältigen muss. Denn das Unternehmen steckt in einer Übergangsphase: Erst Ende Juni 2015 verließ Dick Costolo nach fast fünf Jahren auf Druck der Investoren Twitter. Ein neuer CEO wird noch gesucht, denn Jack Dorsey kann Twitter nur in Teilzeit führen, da er parallel den Bezahldienst Square leitet. Entsprechend wenig Hoffnung sollen sich die Anleger machen: "Wir erwarten kein nachhaltiges, bedeutendes Wachstum, bevor wir den Massenmarkt erreichen", sagte Finanzchef Noto. Wann es so weit sein wird, ist ungewiss. Mit der fehlenden Strategie und dem halbherzigen Management scheint jedoch eine weitere Option immer wahrscheinlicher, denn Twitter wird schon länger als Übernahmekandidat gehandelt.
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