Gucci gehört zu den Mode-Marken, deren Artikel wohl am eifrigsten kopiert werden. Um den Plagiaten Einhalt zu gebieten, versucht das Unternehmen es im Internet mit rabiaten Mitteln und will ganze Websites sperren lassen. Zudem unternimmt Gucci Zensurversuche gegen Google, Facebook und Twitter.
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Die Mode-Marke Gucci versucht derzeit, den Vertrieb von Plagiaten einzudämmen. Dabei scheint dem Unternehmen die Tatsache ein Dorn im Auge zu sein, dass viele legale Websites auf Online-Shops verlinken, die die Gucci-Plagiate vertreiben. Seit Monaten ist Gucci nun darum bemüht, wie das Portal Gulli berichtet, Internet Service Provider und Suchmaschinen dazu zu bringen, Websites mit „vermeintlich illegalen Inhalten zu sperren“.
Google, Facebook und Twitter wehren sich gemeinsam
Aktuell strebe Gucci die Sperrung von 221 Websites an und hat vor dem Gericht des Southern Districts in Florida eine 30-seitige Klageschrift eingereicht. Sie wirft den mutmaßlichen Tätern vor, Gucci-Plagiate zu vertreiben. Aber damit soll noch lange nicht Schluss sein: Das Unternehmen fordert auch etliche legale Portale auf, nicht mehr auf die angekreideten Websites zu verlinken. Davon sind vor allem Google, Facebook und Twitter betroffen. Ihnen will Gucci verbieten, Links zu den betreffenden Websites zu veröffentlichen.
Google, Facebook und Twitter wollen die versuchte Zensur der Mode-Marke allerdings nicht hinnehmen und wehren sich nun gemeinsam dagegen. Die drei Unternehmen haben nach Angaben von Gulli eine Allianz gegründet, „um gegen die neue Welle an Zensuranträgen vorzugehen“. Damit verfolgen die Unternehmen zwei Ziele: Zum einen solle die Inhaltsfreiheit im Internet gesichert werden, zum anderen würde eine derartige Zensur einen „enormen Arbeitsaufwand“ mit sich bringen, da der gesamte nutzergenerierte Content gefiltert werden müsse.
"Eine Gefahr wie der SOPA-Entwurf"
Die Nichtregierungsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF), die sich für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt, sieht das Vorgehen von Gucci ebenfalls kritisch. „Vage formulierte Beschwerden werden dazu benutzt, mehrere Internet-Dienstleister zum Zensieren und Filtern von Websites zu zwingen“, so Mitch Stoltz von der EFF gegenüber TorrentFreak. „Das ist ein Missbrauch des Gesetzes und eine Gefahr ähnlich wie sie der berüchtigte SOPA-Gesetzesantrag dargestellt hat.“
Der SOPA-Entwurf (Stop Online Piracy Act) sah vor, dass gesetzliche Verfügungen gegen Website-Betreiber beantragt werden konnten, wenn diese gegen das US-amerikanische Urheberrecht verstießen. Den Zweck der Maßnahme hätte dabei der Antragsteller wählen können – so hättte per Verfügung die Zusammenarbeit von Werbeagenturen und Bezahldiensten mit Inhabern der beanstandeten Website verboten und auch die Anzeige in Suchmaschinen unterbunden werden können – für Online-Shops hätte so etwas das Ende bedeutet. Der Verabschiedungsprozess des SOPA-Entwurfs war im Jahr 2011 nach heftiger internationaler Kritik gestoppt worden.
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