Bei Amazon-Marketplace-Händlern liegen kurz vor Weihnachten die Nerven blank. Der Grund: Seit mindestens Freitag letzter Woche blendet Amazon den Zusatz „Lieferung eventuell nach Weihnachten“ bei Produkten von Marketplace-Händlern ein. Wie jetzt bekannt wurde, soll dies ohne Absprache mit den betroffenen Händlern erfolgen.
(Bildquelle pünktliche Lieferung: Nata-Lia via Shutterstock)
Die pünktliche Lieferung von Weihnachtsgeschenken zum 24. Dezember ist im Online-Handel eigentlich Pflicht. Und viele Händler geben ganz genau an, bis wann der Kunde bestellen kann, um seine Waren pünktlich zum Fest in den Händen zu halten. Solche Lieferversprechen müssen tatsächlich auch eingehalten werden.
Viele Händler machen sich entsprechend Gedanken darüber und kalkulieren das genaue Datum. Amazon scheint jedoch nicht wirklich darauf zu achten, was die Händler für Daten angeben. Denn wie der Online-Weinhändler Vineola.de gegenüber Internet World Business belegt, versieht Amazon seit spätestens Freitag Produkte des Händlers mit dem Zusatz „Lieferung eventuell nach Weihnachten“, ohne dies vorher mit dem Anbieter abgesprochen zu haben. Dabei, so heißt es weiter, sei der Online-Händler durch eine exzellente Anbindung an DHL und UPS durchaus in der Lage, sein Lieferversprechen einzuhalten.
Lieferzeitangabe senkt die Bestellungen
Tatsächlich wird das Thema Lieferzeitangabe im offiziellen Verkäufer-Forum von Amazon stark diskutiert. Dabei fällt auf, dass viele Händler einen Zusammenhang zwischen der Angabe und zurückgehendem Bestellvolumen vermuten. So heißt es unter anderem von dem User ‚Frankenmaedchen‘: „Na, jetzt wundert mich ja gar nichts mehr, warum plötzlich tote Hose ist. Und im vergangenen Jahr war das haargenau so. Konnte mir das nur nicht erklären. Zumindest könnte man mal eine Info von Amazon dazu bekommen.“ Andere Händler nehmen die neue Angabe mit Sarkasmus und Ironie auf. So schreibt ‚Joerch‘ einen Brief:
Hallo Herr Amazon,
ich möchte mich rechtherzlich für die letzten Wochen bis heute bei Ihnen für die Teilnahme am Weihnachtsgeschäft bedanken. Meine Mitarbeiter und ich gehen mittlerweile am Stock und wir freuen uns auf die hoffentlich etwas ruhigeren Tage zwischen den Jahren.
Ich habe zwar noch einige Artikel im Bestand, die ich eigentlich noch gerne verkaufen würde, allerdings scheinen Sie ein Einsehen mit meinen Mitarbeitern zu haben und erfreuen diese mit dem nachfolgenden Zitat bei jedem unserer Artikel:
Lieferung evtl. nach Weihnachten
Dann werden wir halt das Feld Ihren Mitarbeitern überlassen und den Verkauf nach Weihnachten fortsetzen.
Schade, dass Sie den Verkäufern auf Ihrem Marktplatz nicht zutrauen zumindest genauso schnell zu liefern, wie Amazon selbst. Auch wenn viele der hier zu findenden Verkäufer meist sogar schneller als Amazon selbst versenden und liefern.
Noch mal vielen Dank, dass ich an diesem Weihnachtsgeschäft teilnehmen durfte und Sie, Herr Amazon, ein Einsehen mit meinen Mitarbeitern haben.
Mit freundlichen Grüßen
Joerch
Alle Jahre wieder
Auf Nachfrage bei Händlersupport erhielt der Online-Weinhändler nach eigener Aussage die Antwort, dass es sich um eine Vorgabe aus den USA handle und man dies seitens Amazon Deutschland nicht entfernen könne.
Ob es sich bei der Lieferzeitenangabe tatsächlich um eine Strategie seitens Amazon handelt, um die Kunden zum Einkauf direkt bei Amazon als Händler zu bewegen, ist spekulativ und kann nicht nachgewiesen werden. Wobei ein Blick über die Produkte schon eine gewisse Tendenz erkennen lässt. So sind Produkte von Amazon als Händler oder Produkte von Händlern, die Fulfillment by Amazon nutzen, auf den ersten Blick nicht von den Lieferzeitangaben betroffen, während externe Händler, die auch den Versand selbst regeln, mit der Kennzeichnung ausgestattet sind.
Übrigens: Das Prozedere ist nicht unbedingt neu. Bereits im letzten Jahr zog Amazon mit gleichen Angaben die Wut der Händler auf sich.
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Ihre Schlussfolgerun g ist in zweierlei Hinsicht leider falsch.
1. Ich gehöre ebenfalls zur Zunft Online-Händer und ich boykottiere die amazon-Plattfor m wo es nur geht. Meine Artikel verkaufe ich dort nicht, obwohl diese auch dort von anderen Händlern angeboten werden. Ich bin somit nicht nur "Verbraucher".
2. Hier geht es sehr wohl um den Artikel des guten Joerch, der sich sehr über die jährlich wiederkehrende Praktik des Herrn amaz0n beschwert.
Nur scheint er zu vergessen, dass er auch einer ist, der hier mit macht. Somit verkauft er sich (teilweise) und seine Produkte und unterwirft sich den Geschäftsbeding ungen des Herrn amaz0n. Im Gegenzug erhält er den Zugang zu einem riesigen Kundenportfolio , welches zum Großteil aus konditionierten "Geizistgeilich bindochnichtblö d-Kunden" besteht.
Für diesen letzten Satz werde ich hier womöglich gesteinigt. Doch ich bleibe bei meiner Einschätzung.
Auch wenn die beiden großen Händler mit aller Macht versuchen den o.g. Slogan, den sie selbst geschaffen haben wieder aus den Köpfen der Verbraucher zu bekommen (Die Geister die ich rief.....), so wird das wenigstens noch eine Generation dauern.
Mein abschließenden Appell geht an alle Onlinehändler: bitte hört mit dem irrsinnigen Preiskampf auf der Plattform des Herrn amaz0n auf und macht Euch und Eure Shop-Seiten attraktiver! Es gibt Kunden die gerne nach Alternativen suchen, sofern sich diese bieten. Auf Euren Seiten bestimmt Ihr, wie schnell und bis wann Ihr Pakte vor Weihnachten verschicken könnt. Und auch Euer Geld bekommt Ihr sofort und müsst drauf nicht noch Wochen warten.
So, damit ist von meiner Seite aus genug gesagt!
Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2016!
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Nur: was genau hat das jetzt mit dem hier besprochenen Thema an sich zu tun?
Genau: nichts.
Danke!
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Wir haben Amazon eine Absage erteilt, da wir der Ansicht sind, dass Amazon sich entscheiden muss, ob sie Händler oder Plattform sein wollen. Wer schützt uns davor, dass Amazon unsere Produkte selbst auf den Markt bringt, wenn sie merken, dass sie gut laufen?
Unsere Produkte finden auch ohne Amazon ihre Kunden!
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die Verbraucher kaufen da, wo es ihnen am billigsten erscheint.
Ich orientiere mich bei meinem Wunschartikel gerne erstmal bei amaz0n und suche dann meist den Shop des Händlers direkt auf. Und was muss ich feststellen? Der Preis im "eigenen" Shop ist oftmals teurer als bei amaz0n. Tja, was soll ich da als konditionierter "Geizistgeilich bindochnichtblö d-Kunde" tun?
Also liebe Onlinehändler, wenn es Euch nicht gelingt in euren eigenen Shops bessere Preise zu machen und so den irrsinnigen Wettbewerb auf der Plattform zu entzerren, dann kauft die Welt weiter fleißig bei amaz0n und Ihr drückt die fast 15% weiterhin ab.
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Da fragt man sich doch sarkastischerwe ise, ob Amazon jetzt die Informationspfl ichten im Fernabsatz neu definiert hat und diese ab jetzt nur noch für Prime-Kunden gelten.
Nicht nur mit Ihrer Resistenz gegenüber der Forderung, die "Tell-a-friend" -Funktion zu überarbeiten und an-/abwählbar zu machen, sondern nun auch mit der Entfernung der VOR DEM BESTELLVORGANG anzuzeigenden Lieferzeiten liefert der Branchenprimus seine Händler relentless/gnad enlos den Abmahnhaien aus! Mal abgesehen davon, dass bei DEN Händlern, bei denen diese nicht angezeigt wird, seither natürlich auch der Umsatz zurückgegangen sein dürfte ...
Screenshot von heute, 12:51 Uhr: goo.gl/meGQiO (Dort wo meine roten Bemerkungen stehen, stand sonst immer "versandbereit in x-y Tagen" oder "auf Lager" o. ä.)
Dass DAS die Händler so einfach hinnehmen, wundert mich viel eher.
Oder auch nicht. Sind wahrscheinlich SELBST alle PRIME-Kunden und kriegen es daher gar nicht mit ...
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Wer kauft schon "B" wenn da steht das die Ware nicht mehr pünktlich kommt? Dann schaue ich doch noch mal was Amazon sonst hat und dafür noch zum Fest untern Weihnachtsbaum liegt....
Das es gegebenenfalls nicht rechtens ist und die Wettbewerbshüte r bei Amazon wegsehen finde sehr schade, ich als kleiner Händler werde aus eigenem Interesse nichts machen.
Aber wie ich finde diese Praxis finde, schreibe ich hier besser nicht rein.
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gut dass Ihr über dieses Verhalten von Amazon gegenüber seinen Händler berichtet, fällt aber meines Erachtens sehr vorsichtig formuliert aus. Diese Vorgehensweise von Amazon ist schlicht und ergreifend geschäftsschädi gend! So etwas sollte eigentlich zur Anzeige gebracht werde. Aber wie immer versteckt sich Amazon hinter seinen AGB und wie immer sind die Händler die Deppen und Amazon streicht satte Gewinne ein.
Solange die Verbraucher immer mehr bei Amazon einkaufen, wird sich das auch nicht ändern. Früher oder später sollte man sich schon genau überlegen ob diese Abhängigkeit von der Plattform als Händler Zukunft hat. Stationärer Handel und andere Vertriebswege sind auf jeden Fall anzuraten.
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besten Dank für den Hinweis. Wir haben den Namen geändert.
Schöne Grüße und ein schönes Weihnachtsfest wünscht die Redaktion
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