Immer wieder kommt es im Online-Handel auch zu Betrugsfällen. Vor allem im Bereich Mode ist das Potenzial groß, da viele Kunden hier auf Rechnung bestellen. Doch die Überreaktion der Händler, um sich vor Betrug zu schützen, kostet sie Milliarden.

weggeworfenes Geld

(Bildquelle Weggeworfenes Geld: Sergey Nepsha via Shutterstock)

Online-Händler, die Mode verkaufen, stellen sich oft selbst ein Bein. Das hat eine aktuelle Untersuchung des Betrugsmanagementanbieters Riskified ergeben. Demnach weigern sich viele Modehändler in den USA, ihre Waren ins Ausland zu verkaufen oder gänzlich online anzubieten. Damit entgehen diesen Händlern nach Schätzung der Experten potenzielle Verkäufe im Milliardenwert, wie Internet Retailer berichtet.

Andy Freedman, CMO von Riskified, betrachtet das als eine riesige Chance, die die Händler aufgrund ihrer Angst und Vorsicht ungenutzt lassen. „Die Überreaktion auf Betrug bedeutet aus Händlersicht, vor allem für kleinere und mittelständische Unternehmen, dass sie eine riesige Möglichkeit zur Marktexpansion ungenutzt lassen. Es wird ihnen gesagt, dass ein ausländischer Markt riskant ist, also machen sie die Grenzen dicht.“

Drei Cyber Mondays mehr im Jahr

Das Problem ist aber keineswegs nur auf den Online-Handel bezogen: Sowohl im Online-, als auch im Stationärgeschäft lehnen die Händler Verkäufe im Wert von 118 Milliarden US-Dollar ab. Der E-Commerce und mobile Verkäufe machen neun Milliarden Dollar davon aus. „Man könnte drei zusätzliche Cyber Mondays jedes Jahr haben, indem man Bestellungen annimmt, die echt sind“, verdeutlicht Freedman das ungenutzte Potenzial. Am Cyber Monday wurden in den USA im vergangenen Jahr drei Milliarden Dollar online umgesetzt. Für den stationären Handel ist der Ausfall demnach sogar noch schwerwiegender.

Riskified hat sich bei der Untersuchung auf den Modehandel konzentriert, da hier besonders viele grenzüberschreitende Verkäufe getätigt werden. Die Warenkorbwerte beim internationalen Verkauf sind ebenfalls beachtlich: Eine Bestellung aus dem Ausland hat im Schnitt einen 3,5 mal höheren Warenkorbwert, als eine heimische Bestellung. Doch viele Händler haben offenbar nicht die Ressourcen und Möglichkeiten, um grenzüberschreitende Verkäufe abzuwickeln.

Kunden kommen nicht zurück

„Es gibt die irrige Meinung, dass Online-Bestellungen betrügerisch sind, wenn der Kunde mit einer Kreditkarte bezahlt, die außerhalb des Landes ausgestellt wurden, wo der Einkauf getätigt wird“, heißt es im Bericht. Dass davon aber auch Reisende und Urlauber betroffen sind, vergessen viele Händler offenbar. „Händler, die etwa eine Burberry-Jacke verkaufen, gehen beim Verkauf äußerst vorsichtig vor. Manche Händler lehnen 70 Prozent der Bestellungen, die sie erhalten, ab“, erklärt Freedman.

Eine Kundenbindung wird damit unmöglich: 42 Prozent der Kunden, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind, kommen nach einer fälschlicherweise abgelehnten Bestellung nicht wieder. Bei Kreditkartenbesitzern mit hohem Einkommen (100.000 Dollar oder mehr) sind es sogar 58 Prozent, die nach einer fälschlichen Ablehnung nicht mehr wiederkommen, oder ihre Einkäufe bei dem betreffenden Händler zumindest einschränken.