Eine Kundendienstmitarbeiterin des Bewertungsportals Yelp hat in einem offenen Brief an ihren Chef die Gehälter als zu niedrig angeprangert. Noch am selben Tag wird sie entlassen. Doch Yelp-CEO Jeremy Stoppelman dementiert, dass die öffentliche Kritik am Lohn der Grund für die Kündigung gewesen sei.
(Bildquelle Brief: Laborant via Shutterstock)
Mit einem offenen Brief an ihren Chef hat sich eine Kundendienstmitarbeiterin des Bewertungsportals Yelp offenbar eine Menge Ärger eingehandelt: Talia Jane hat in dem Brief an Yelp-CEO Jeremy Stoppelman die Gehaltspolitik des Unternehmens an den Pranger gestellt. „Ich habe keine Lebensmittel mehr gekauft, seitdem ich diesen Job angenommen habe“, schreibt Jane, die nach eigenen Angaben zwar eine Wohnung und ein Auto besitzt, dazu aber auch einen Berg Schulden. „Brot ist ein Luxus, auch wenn du einen Kühlschrank voll davon im achten Stockwerk hast. Aber wir dürfen nichts davon mit nach Hause nehmen, weil es für den Verzehr auf Arbeit gedacht ist.“ Anderen Kollegen gehe es noch schlechter als ihr selbst, beschreibt Jane.
Janes Aussage zufolge sind 80 Prozent ihres Gehalts für die Mietzahlung ihrer Wohnung vorbehalten. Besonderer Kritikpunkt: Auch wenn es sich bei dem Job im Kundendienst um einen Einstiegsjob handelt, habe man Jane nach dem Umzug und dem ersten Arbeitstag eröffnet, dass sie ein gesamtes Jahr bei Yelp arbeiten müsse, bevor sie überhaupt die Chance erhalten könne, in eine andere Abteilung zu wechseln – offenbar zu viel Zeit für die 25-Jährige. Dabei bezeichnet sie die Tatsache, nach dem College-Abschluss und mit wenig Berufserfahrung zunächst im Kundendienst zu arbeiten als „fair“.
Gehalt deckt nicht die Lebenserhaltungskosten
Einer Aufschlüsselung ihrer Kosten zufolge bekomme Talia Jane alle zwei Wochen 733 Dollar von ihrem Arbeitgeber ausgezahlt. Ihre Miete belaufe sich auf 1245 Dollar, die Wohnung liege etwa 50 Kilometer von ihrer Arbeitsstelle entfernt und sei die günstigste Wohnung gewesen, die sie habe finden können. Hinzu kommen Stromrechnungen und die Bahntickets für den Weg zur Arbeit. Rundum: Das Gehalt, das Yelp ihr zahle, sei für die Lebenserhaltungskosten in San Francisco schlicht zu niedrig.
Den Brief beendet sie mit einigen Lösungsvorschlägen, die sie bereits an ihren direkten Vorgesetzten geschickt habe. Nur wenige Stunden nach Veröffentlichung des Briefes erklärt Jane allerdings, dass sich das Unternehmen von ihr getrennt habe. „Das war absolut ungeplant (aber ich nehme an, nicht absolut unerwartet?)“, schreibt Jane und bittet nun um Spenden, damit sie die Zeit der Arbeitslosigkeit überbrücken könne. Jeremy Stoppelman erklärte unterdessen auf Twitter, dass er weder an der Kündigung beteiligt gewesen sei, noch der offene Brief eine Rolle dabei gespielt habe.
3/5 I've not been personally involved in Talia being let go and it was not because she posted a Medium letter directed at me.
— Jeremy Stoppelman (@jeremys) 20. Februar 2016
Kommentar schreiben