Amazon zu sein ist manchmal nicht einfach. Denn egal in welche Richtung man blickt, alle scheinen sich gegen einen zu verschwören. Ob Mitarbeiter, Medien oder Mitbewerber: Jeder findet Kritik- und Angriffspunkte. Nun hat Amazon eine neue Kampagne gestartet, mit deren Hilfe sich das Unternehmen aus den Negativschlagzeilen retten möchte.

 

Amazon will sein Image aufpolieren

(Bildquelle Zwischen Sonne und Sturm: wavebreakmedia via Shutterstock)

Hintergrund: Amazons Leiharbeiter, fehlende Tarifverträge, geschickte Steuertricks

Rund 10 Monate ist es her, seitdem ein ARD-Bericht über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Leiharbeitern bei Amazon öffentlich an den Pranger gestellt wurden. Folglich hagelte es Kritik vonseiten der Mitbewerber, die Amazon schon immer als den Belzebub des E-Commerce betrachteten. Auch viele Händler, die das Portal als Verkaufskanal nutzten, stellten den Vertrieb hiernach ein und Wechselten zur Konkurrenz.

Sogar die sonst so zufriedene Kundschaft, für die Amazon alles tut, reagierte mit Entsetzen und Empörung: „Ich schäme mich für jeden bestellten Artikel bei euch! Nicht nur dass ihr es mit der Sklaverei sowieso schon auf die Spitze treibt, müsst ihr auch noch dämliche Nazis anstellen! Das wars für mich mit Amazon!“, schrieb damals eine Kundin und verwies mit ihrem Kommentar auf das umstrittene Sicherheitsunternehmen Hensel European Security Services (H.E.S.S.), das der ARD zufolge mit der rechtsradikalen Szene in Verbindung steht, und für das Logistikzentrum Amazon Bad Hersfeld zuständig war.

Neben diesem medienwirksamen Skandal gab es immer wieder Beschwerden über Amazons Vergütungs-Gebaren. Denn Amazon bezahlt seine Angestellten in den Lagern nach Konditionen der Logistik, wogegen Verdi seit Monaten streikt. Die Gewerkschaft forderte das globale Unternehmen immer wieder auf, seine Mitarbeiter nach den besseren Bedingungen der Versandhandels-Branche zu vergüten. Bisher ohne Erfolg.

Besonders im europäischen Ausland wie Frankreich und Großbritannien sah und sieht sich Amazon außerdem immer wieder einem heftigen Kreuzfeuer ausgesetzt: Kritisiert werden dabei die ausgeklügelten Steuerpraktiken, die das Milliardenunternehmen dazu nutzt, um in vielen Staaten nur geringe steuerliche Abgaben leisten zu müssen.

Mit Videos zum neuen Image

Obwohl Amazon im in- und ausländischen Online-Handel eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist und kaum ein anderes Unternehmen mit dieser „Supermacht“ mithalten kann, hat sich das Bild bei vielen Kunden im Laufe der Zeit gewandelt – oder ist zumindest ins Wanken geraten. Dort, wo steter Tropfen den Stein höhlt, legen auch immer mehr Kunden Wert auf die sozialen Eck- und Gesichtspunkte von Händlern. Und bevor das Image von Amazon weiteren Schaden nimmt, wird diesem Negativtrend nun entgegengewirkt – mit hübschen Worten und „menschlichen Videos“.

Die vielen kurzen Videos, mit denen Amazon nun um sein Image wirbt, zeigen verschiedene Mitarbeitern, mit unterschiedlichen kulturellen, beruflichen, bildungs- und alterstechnischen Hintergründen. In den Clips erläutern sie zumeist ihren Werdegang und ihre Zukunftspläne innerhalb des Unternehmens.

Besonderen Wert legen die interviewten Mitarbeiter auf das gute Betriebsklima und die nette Zusammenarbeit im Arbeitsalltag: „Das Arbeitsklima ist echt super. Also ich habe bis jetzt noch keine Probleme gehabt und es sind sehr nette Leute und man kann auch mal außerhalb der Arbeit was unternehmen…“, sagt der 25-jährige Izidor Delimar.

Neben dem menschlichen Miteinander verweisen jedoch auch viele Angestellte auf die guten beruflichen Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bei Amazon. Sowohl die junge, aufstrebende Generation, die am Anfang des Berufslebens steht, als auch die ältere Generation, die sich bei dem Online-Riesen gut aufgehoben fühlt, sieht den Kommentaren zufolge hoffnungsträchtige Chancen und Möglichkeiten im Unternehmen.

Eva Brandner, frisch im Arbeitsleben, sagt: „Bei Amazon finde ich es super, weil hier immer was los ist und hier kann man jeden Tag etwas Neues lernen. Und jeder Tag ist anders hier.“ Die vielen verschiedenen Kurz-Interviews lassen alle keinen Zweifel: Amazon ist ein toller Arbeitgeber, der sich mitfühlend und sorgsam um seine Angestellten kümmert und ihnen auf ihrem beruflichen Werdegang unterstützend unter die Arme greift.

Man darf nur hoffen, dass die Lobeshymnen halten, was sie versprechen.