Der starke Boom im Online-Handel hat während der Weihnachtsfeiertage US-Lieferdienste wie UPS überfordert: Sie kamen mit der Lieferung der Weihnachtsbestellungen nicht mehr hinterher. Während die Online-Kunden sich mithilfe sozialer Netzwerke wie Facebook beschwerten, vermuten Experten die Schuld für die Engpässe auch bei Online-Händlern wie Amazon.
Ein unerwartet starker Online-Handel hat in den USA für Lieferschwierigkeiten bei großen Kurier- und Logistikunternehmen gesorgt. Obwohl zahlreiche Statistiken und Umfragen einen starken Anstieg des Online-Handels während der Weihnachtsfeiertage prognostiziert hatten, übertraf die Anzahl der Online-Bestellungen die Planung und Erwartung der großen US-Logistikunternehmen UPS und FedEx. Nachdem viele Weihnachtsgeschenke erst nach der Bescherung angekommen sind, suchen die Logistikunternehmen jetzt nach einer Erklärung für die Lieferengpässe.
Trotz zusätzlicher Mitarbeiter überfordert
„Man kann in die Flugzeuge nur soviel packen, wie hineinpasst“, sagte Natalie Black, Sprecherin des Logistikunternehmens UPS gegenüber der New York Times. Der weltweit größte Kurierdienst soll laut der US-Zeitung besonders große Probleme mit der Auslieferung der Weihnachtspakete gehabt haben. Obwohl das Unternehmen, wie jedes Jahr für das Weihnachtsgeschäft, zusätzlich 55.000 Mitarbeiter eingestellt hat, habe es die Vielzahl der Online-Bestellungen offenbar nicht bewältigen können.
Wie viele Weihnachtsbestellungen nicht pünktlich angekommen sind, ist nicht bekannt. Zahlreiche Kunden ließen ihrem Frust allerdings besonders in sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook freien Lauf. So schrieb eine enttäuschte Verbraucherin zum Beispiel auf der Facebook-Seite von UPS USA: „Ich habe die Geschenke für meinen Sohn am 9. Dezember bestellt. Bei der Bestellung hieß es, die Lieferung würde bis zum 18. Dezember erfolgen. Bislang habe ich aber nur einen Teil davon bekommen. Die Ausrede der Lieferdienste, es liege am Wetter, wird langsam alt. Es gab bei uns in den vergangenen Wochen keinen Schnee und Schnee hat auch nichts damit zu tun, dass man beim Kundendienst nicht ans Telefon geht.“
Amazon besänftigt Kunden mit Gutscheinen
Die Enttäuschung der Online-Kunden wurde auch durch die Versprechen großer Online-Händler wie Amazon befördert, die im Vorfeld verstärkt mit pünktlichen Lieferungen zu Weihnachten geworben hatten. Amazon soll derweil Kunden laut Medienberichten mit Gutscheinen im Wert von 20 US-Dollar für verspätete Weihnachtsgeschenke entschädigt haben. Gleichzeitig beteuerte Amazon USA in E-Mails an seine Kunden, dass die Schuld für die Verspätung nicht am eigenen System liege, sondern bei den Lieferdiensten.
Am Mittwoch hatte der Logistikdienstleister UPS erklärt, die Zahl der Pakete hätte die Kapazität der Luftfracht überstiegen, zum Teil wurde die Schuld auch auf schlechte Wetterbedingungen geschoben. Doch auch die unerwartet hohe Anzahl an Online-Bestellungen wurde von den Unternehmen als Grund genannt. So hatte eine Studie von IBM bereits im Vorfeld einen Anstieg an Online-Bestellungen für das Weihnachtsgeschäft von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr prognostiziert.
Online-Kunden falsch konditioniert
Während Online-Händler wie Amazon die Schuld bei den Lieferdiensten sehen, äußerten sich Experten kritisch gegenüber den großen Online-Unternehmen. Diese würden Kunden mit ihren Lieferversprechen unverhältnismäßig konditionieren.
„Die Leute sind durch den Konkurrenzkampf mit Amazon verrückt geworden“, erklärte zum Beispiel die Analystin Krista Clark vom Beratungsunternehmen eMarketer. Dienstleistungen wie Amazon Prime hätten dazu geführt, dass Kunden nun von allen Online-Händlern schnelle Lieferungen erwarten würden, gleichzeitig aber seien die Verbraucher nicht bereit, für schnellere Lieferdienste zu bezahlen: „Die Leute interessieren sich heute mehr für kostenlose, als für schnelle Lieferung“, so Clark.
Nicht umsonst arbeiten Unternehmen wie Amazon, eBay oder gar Google an eigenen Lieferdiensten: Dass große Zustelldienste mit Programmen wie eBay Now, die Lieferungen binnen einer Stunde versprechen, konkurrieren können, ist bislang undenkbar.
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