Der Cloud-Dienst Seafile war von Paypal nach einem Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen des Zahlungsanbieters dazu aufgefordert worden, den Datenverkehr seiner Nutzer zu überwachen. Seafile verweigerte die Überwachung und wurde nun von Paypal ausgeschlossen.
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Der Cloud-Dienst Seafile darf seit dem 19. Juni 2016 keinen Paypal-Zahlungen mehr akzeptieren. Das teilte das Unternehmen in einem Blogpost mit. Paypal habe Seafile demnach aufgefordert, „den Datenverkehr und die Daten unserer Kunden auf illegale Inhalte zu überprüfen und zu überwachen“, heißt es in dem Beitrag. Weiterhin habe der Bezahldienst gefordert, dass Seafile „detaillierte Statistiken“ über jene Daten vorlegt, die die Kunden des Cloud-Dienstes synchronisieren und teilen.
Seafile habe der Aufforderung von Paypal keine Folge geleistet, da die Forderungen gegen europäische beziehungsweise deutsche Datenschutzgesetze verstoßen würden und für das Unternehmen auch moralisch „nicht in Ordnung“ seien. Paypal habe Seafile daraufhin am 14. Juni aufgefordert, Paypal als Zahlungsmethode sowie alle Hinweise auf den Zahlungsanbieter bis zum 19. Juni von den Internetseiten zu entfernen. Seafile war damit auch gezwungen, alle aktiven Paypal-Abos seiner Kunden zu kündigen. Der Anbieter betont, dass in diesem Zug keine Cloud-Konten geschlossen werden und die Nutzer sich keine Sorgen machen müssen.
Seafile bietet kostenfreie Konten als Übergangslösung
Als Übergangslösung hat Seafile sich entschlossen, seinen Cloud-Dienst zunächst kostenfrei anzubieten. „Sobald wir das alternative Bestellsystem mit Anbindung eines deutschen Payment Service Providers bereitgestellt haben, werden die kostenfrei bestellten Konten zu kostenpflichtigen Konten konvertiert“, erklärt das Unternehmen. „Wer nach der Migration zum neuen Bestellsystem nicht damit einverstanden ist, kann den Service natürlich außerordentlich kündigen.“
Paypal habe Seafile Anfang Juni darüber informiert, dass der Cloud-Dienst mit einer Transaktion gegen die Paypal-Nutzungsbedingungen verstoßen habe. Zudem habe der Payment-Anbieter 16 „ausführliche“ Fragen zum Geschäftsmodell mitgeschickt. Bei Seafile haben diese Fragen offenbar den Eindruck erweckt, dass Paypal den Dienst als Filesharing- oder Torrent-Website einstuft. In den Fragen habe Seafile schließlich abgelehnt, Daten seiner Nutzer offenzulegen, und wurde daraufhin von Paypal aufgefordert, den Dienst nicht mehr zu nutzen.
Andere Unternehmen verwenden Seafile als Software
Auf erneute Nachfrage bei dem Zahlungsdienstleister habe sich die Service-Mitarbeiterin „sehr überrascht“ gezeigt. „Da andere Dateisynchronisierungsdienste Paypal als Zahlungsmethode anbieten dürfen, sollte es keinen Grund geben, warum wir das nicht auch dürfen“, so Seafile. „Die Paypal Mitarbeiterin versprach, unser Anliegen an die zuständige Abteilung weiterzugeben und war guter Dinge, dass sich die ganze Situation als unglückliches Missverständnis ergeben würde.“ Einen Tag später habe Seafile allerdings die „ernüchternde Mitteilung“ von Paypals Brand Risk Management Team erhalten, dass der Zahlungsdienst nicht mehr genutzt werden dürfe. „Dass andere Unternehmen Paypal für vergleichbare Dienste einsetzen dürfen, sei egal. Auch, dass diese Dienste teilweise sogar Seafile als Software verwenden, sei egal“, erklärt Seafile weiter.
OnlinehändlerNews hat Paypal um Stellungnahme zu dem Fall angefragt. Eine Antwort von Paypal ist bislang noch nicht erfolgt.
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