Drastische Umstrukturierung nach großer Entlassungswelle: Für den Design-Store Fab sieht es in Europa nicht gut aus. Mit dem neuen, verminderten Angebot scheint quasi der Ausstieg aus dem Europageschäft vollzogen zu werden. CEO Jason Goldberg will aber weitermachen und sich auf die langsame Vergrößerung eines stabilen Geschäfts konzentrieren.
Im November wurde zunehmend ersichtlich, dass Fab trotz seines selbstbewussten Auftretens innerlich mit Problemen zu kämpfen hat: 50 bis 100 Mitarbeiter, auch aus der Führungsebene, sollten entlassen werden – wir berichteten ebenfalls über die Entwicklungen. Um etwa die Hälfte soll sich die Belegschaft des Design-Stores aus den USA durch die Entlassungswellen reduziert haben.
Nun scheint es dem Europageschäft so richtig an den Kragen zu gehen: Das Angebot des Online-Shops präsentiert sich neuerdings in neuem Gewand und stark reduziert. Auch Handelskraft berichtet von einem Imagewechsel. Kein „trendiger Kitsch mitsamt der witzigen Wohnaccessoires“ mehr – Fab will stattdessen nun „eine eigene Kollektion bezahlbarer Maßmöbel“ anbieten, wie auf der Shopseite angekündigt wird. Ein Schritt, der von vielen nicht als simple Neuausrichtung, sondern als Anfang des Endes vom Europageschäft gedeutet wird.
Fab-CEO: Das Gesamtbild aus den Augen verloren
Dass Fab ernsthaft in der Klemme steckt, wird vor allem von Tech.eu berichtet: Das neue Angebot sei ein absolutes Minimalangebot und es sei zweifelhaft, ob Fab jemals wieder zu seinem alten Angebot zurückkehren werde. Eine Nachricht von CEO Jason Goldberg unterstreicht diesen Eindruck. „Ich gebe offen zu: Wenn man Jahr für Jahr Umsatzsteigerungen von 500 Prozent erreicht und über Nacht ein Liebling der Medien wird, ist es schwierig, das Gesamtbild im Auge zu behalten“, schreibt Goldberg. „Ohne Zweifel haben wir das Gesamtbild bei Fab aus den Augen verloren. Wir haben angefangen von Milliarden zu träumen, als wir uns darauf hätten konzentrieren sollen, einfach einen Tag besser als den vorherigen zu machen“. Aufgeben will Goldberg trotzdem nicht – er ist sich sicher, dass Fab es schaffen kann, sich wieder zu fangen.
Neuausrichtung nur temporär?
So liest sich auch die Erklärung in den FAQ des Shops: Hier heißt es, man werde „momentan von dem Verkauf anderer Design Labels absehen“ – im Englischen wird sogar davon gesprochen, dass man nur eine Pause einlegt: „we’re taking a break from selling products made by others in the EU region at this time“. Das deutet auf eine temporäre Ausrichtung hin. Angesichts der großen Probleme bleibt aber fast zu hoffen, dass die Neuerungen langfristig angedacht sind, und Fab nicht bald gänzlich vom Europamarkt verschwinden muss.
Die Neuausrichtung macht die Rettung des Europageschäftes zudem nicht leicht: Bestandskunden sollen sich laut Handelskraft nicht mehr einloggen können. Und für die alten Fans des Shops dürfte das neue Angebot ohnehin nur bedingt attrakt
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