Auch der E-Commerce-Markt in der Schweiz wächst, aber auch dort schwächt sich das Wachstum kontinuierlich ab. Die kleine E-Commerce-Gruppe Happyshops zeigt dem Trend die lange Nase und schreibt beeindruckende Zahlen. Der Grund: Mit Nischenshops bestellt das Unternehmen ein Feld, das noch gehöriges Potenzial bietet.

Happyshops

© happyshops Group AG

Der E-Commerce-Markt in der Schweiz befindet sich – wie auch im Rest Europas – im Aufwind. Um 12,3 Prozent wuchs der Umsatz im vergangenen Jahr, das liegt etwa im europäischen Durchschnitt. Für das laufende Jahr erwartet man wieder etwas mehr. Grundsätzlich gilt: Der Markt wächst, aber das Wachstum verlangsamt sich. Die Potenziale werden weniger. Wenn dann ein Anbieter die Wachstumsraten der Konkurrenz erheblich hinter sich lässt, dann lässt das aufhorchen – wie etwa beim Schweizer E-Commerce-Unternehmen Happyshops.

Von Mono zu Multi

Die Happyshops-Gruppe konnte im ersten Halbjahr 2016 ein Umsatzwachstum von 51 Prozent erzielen. Genaue Umsatzzahlen nennt das Unternehmen zwar nicht, doch man befinde sich im zweistelligen Millionenbereich. Woher kommt der Aufschwung? Dass ein Unternehmen über dem Schnitt liegt, ist keine Seltenheit, doch so weit darüber? Sébastien Turpain, Geschäftsführer der Happyshops Group AG, erklärt das Konzept: „Unsere neue Strategie, vom Mono- zum Multishop-Anbieter mit Fokus auf wachstumsträchtige Nischenthemen, hat sich ausgezahlt.“

„Nische“ ist in dem Fall das Zauberwort. Angefangen hat man mit dem Geschenkportal geschenkparadies.ch und soliden Umsatzzahlen. Im vergangenen Jahr entschied man sich für einen Strategiewechsel, weg vom Mono-, hin zum Multishop-Anbieter. In 14 Monaten hat das junge Unternehmen sechs neue Online-Shops gestartet, ein weiterer ist in Planung. Dank eigenem, inhouse produziertem, Webshop-Management geht die technische Entwicklung schnell von der Hand. Synergie-Effekte im Product Management, in der Logistik und im Vertrieb beflügeln das Wachstum.

Das Unternehmen gehört zu den am schnellsten wachsenden, unabhängigen E-Commerce-Unternehmen in der Schweiz mit mittlerweile 250.000 Kunden. Das Kerngeschäft bildet immer noch geschenkparadies.ch, dessen Verkäufe aber saisonal sehr unterschiedlich ausfallen. Die Hälfte des Jahresumsatzes wird im Weihnachtsgeschäft gemacht. Auch das war ein Grund, von Mono auf Multi umzubauen, um saisonale Dürrephasen auszugleichen. Was einmal besteht, ist dabei nicht in Stein gemeißelt. Im Interview mit dem Zürcher KMU stellt Mitgründer Marc Görtz klar: „Wir haben im Bereich Ressourcen und Marketing klare quantitative und zeitliche Parameter definiert, die ein neuer Shop erfüllen muss. Werden diese nicht erreicht, haben wir kein Problem, den Shop wieder zu schließen. Trial and Error ist in der extrem schnelllebigen E-Commerce-Welt überlebenswichtig.

Mobile-Anteil über dem Durchschnitt

Ein wichtiger Treiber für den Erfolg ist der Fokus auf Mobile Shopping. „Die einfache Zugänglichkeit via Mobile ist in unserer Strategie elementar. Die Zahlen beweisen, wie wichtig es für Shopbetreiber geworden ist, sich dem mobilen Nutzungsverhalten der Kunden radikal anzupassen. Bis 2017 werden drei von vier unserer Kunden über Mobile bei uns einkaufen“, erklärt Turpain. Schon jetzt besuchen 2 von 3 Kunden die Happyshops-Portale über mobile Endgeräte, der Umsatzanteil beträgt 45 Prozent, in einzelnen Shops bis zu 70 Prozent.

Man darf zwar anzweifeln, dass das Wachstum in einer ähnlichen Geschwindigkeit weitergeht, doch der aktuelle Erfolg spricht für sich. In einem Markt, der von globalen Big Playern dominiert wird, findet das Unternehmen den Erfolg in der Nische. Auch, weil die Schweiz für derartige Projekte (noch) ein dankbarer Markt ist, in dem Amazon bislang nur über den Umweg Deutschland auftritt. Görtz gegenüber dem Zürcher KMU: „Wären wir wie Österreich in der EU, wäre E-Commerce in der Schweiz ein ganz anderer Markt. Natürlich spüren auch wir den Preisdruck, insbesondere bei Artikeln im kleinpreisigeren Bereich, welche von Amazon in die Schweiz geliefert werden. Aber das bereitet uns keine Kopfschmerzen.“ Man sieht bei Happyshops derzeit eben keine Veranlassung, sich mit Worst-Case-Szenarios auseinanderzusetzen.