Bislang zeigt Amazon in Deutschland noch die unverbindliche Preisempfehlung als Vergleich für die eigenen – oft deutlich niedrigeren – Preise an. In den USA griff das Unternehmen auch auf den Listenpreis zurück. Doch diese Strategie ändert sich nun.
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Amazon verzichtet in den USA zunehmend darauf, den Listenpreis als Vergleichspreis auf seinen Produktseiten anzuzeigen. Damit verändert das Unternehmen seine Preisstrategie und die Art und Weise, wie die Kunden zum Kauf angeregt werden sollen. Denn bislang wurde den Kunden vor allem das Schnäppchen direkt ins Blickfeld gestellt: Durch den Vergleich mit dem Listenpreis zeigte Amazon, wie viel sie sparen konnten. „Jetzt verzichtet Amazon in vielen Fällen auf die Anzeige des Listenpreises. Es gibt nur noch einen Preis. Kauf es oder lass es sein“, kommentiert die New York Times die geänderte Strategie des Unternehmens.
Dieser neue Ansatz hängt offenbar mit einer vermehrten Anzahl an Anzeigen zusammen: Zunehmend würden Kunden gegen Preisnachlässe im Online- und Offline-Handel klagen, da diese niedriger ausfallen als zunächst angezeigt. Dazu komme, dass Amazon derzeit eine Umstellung durchlebe und von einem einfachen Online-Shop zunehmend zu einem wahren Ökosystem heranwächst. „Amazon will so fest im Leben eines Kunden verankert sein, dass der Einkauf so natürlich geschieht wie das Atmen – und auch fast genauso häufig“, so die New York Times.
Die unverbindliche Preisempfehlung zeigt die große Ersparnis. Amazon ändert nun aber seine Strategie. (Screenshot: Amazon)
Amazon hat sein Ziel erreicht
Larry Compeau, Professor an der Clarkson University, sieht in der aktuellen Änderung ein deutliches Zeichen, dass das Unternehmen sein langersehntes Ziel erreicht hat: „Als Amazon vor 21 Jahren anfing, gehörte es zur Strategie, bei jedem Verkauf Verlust zu machen und das mit dem Verkaufsvolumen auszugleichen. Das Unternehmen hat sich auf die Zukunft vorbereitet und seine Zeit ist jetzt gekommen. Amazon muss Kunden nicht mehr mit einem Angebot überzeugen, weil sie ohnehin einkaufen werden.“
Trotzdem sind Schnäppchenangebote ein starkes Mittel, um Kunden vom Kauf zu überzeugen. Amazon scheint sich auch nicht gänzlich von einem Preisvergleich zu verabschieden: Erste Produkte zeigen nicht den Listenpreis als Vergleichspunkt, sondern den Preis, den das Produkt vorher auf Amazon hatte. Eine genaue Angabe darüber, zu welchem Zeitpunkt dieser Preis auf dem Marktplatz galt, gibt das Unternehmen aber offenbar nicht an.
Damit könnte das Unternehmen allerdings einen besseren Vergleichspunkt für die Kunden schaffen – schließlich verkauft kaum ein Händler wirklich zum Listenpreis. Bei einigen von der New York Times untersuchten Produkten hat selbst der Hersteller seine Preisempfehlung unterboten und das Produkt zum ähnlichen Preis wie Amazon verkauft. Der Listenpreis verliert dadurch an Aussagekraft.
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