Bei einem Test haben acht von zehn Online-Apotheken verschreibungspflichtige Medikamente verschickt – ohne dass dabei ein gültiges Rezept vorgelegt wurde. Um diesem Umstand Herr zu werden, sind verschiedene Lösungen im Gespräch, sodass zukünftig nicht mehr so leicht gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen werden kann.
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Acht von zehn Online-Apotheken liefern Medikamente aus, ohne dabei die jeweilige Bestellung entsprechend zu prüfen. Zu diesem Ergebnis kommt das Portal Testbericht.de, das die Ergebnisse exklusiv der Welt zur Verfügung gestellt hat. „Nur zwei Online-Apotheken haben das eingeschickte Rezept so eingehend geprüft, dass die eingebauten Ungereimtheiten aufgefallen sind“, meint der zuständige Testleiter Daniel Brückner. Unter den acht Online-Apotheken, die die Bestellung ohne eingehende Prüfung versendet haben, boten laut der Welt drei sogar eine Bezahlung per Rechnung an.
In dem Test wurden zehn verschiedene verschreibungspflichtige Medikamente geordert – darunter beispielsweise das Potenzmittel Viagra sowie das Beruhigungsmittel Lorazepam. Ein Problem bei der Verschreibung sei in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass bei Privatrezepten kaum formale Beschränkungen vorhanden sein sollen. „Ein Privatrezept kann vom Arzt im Prinzip auch auf einem weißen Zettel ausgestellt werden“, erklärt Brückner.
600 Millionen Rezepte jährlich
„In einer Zeit, in der Rezeptformulare und Arztstempel anonym über das Internet bestellt werden können, muss man das Privatrezept in seiner jetzigen Form als verbesserungswürdig bezeichnen“, so Bettina Kira Habicht, Inhaberin der EU-Berlinda Versandapotheke. Jährlich sollen hierzulande rund 600 Millionen Rezepte ausgestellt werden, weswegen eine Prüfung aller Bestellungen nur schwer möglich sei.
Um sicherzustellen, dass zukünftig nur noch diejenigen die notwendigen Medikamente erhalten, die auch vom zuständigen Arzt verschrieben wurden, soll das dazugehörige System insgesamt überarbeitet werden. Hier sind verschiedene Lösungen im Gespräch. Dazu gehört unter anderem die Einführung eines einheitlichen Formulars, das lediglich Ärzte bekommen können. Aber auch eine digitale Lösung sei im Gespräch.
Brückner von Testbericht.de warnt jeden vor einer Nachahmung: „Kunden würden sich strafbar machen, wenn sie Rezepte fälschen würden, um sich auf diesem Weg Medikamente zu besorgen.“ Gleichzeitig betont er, dass die erhaltenen Medikamente mittlerweile entsorgt sein sollen.
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