Amazon passt mal wieder seine Richtlinien für Bewertungen und Rezensionen an. Dieses Mal sind vor allem die Rezensenten von den Regelungen betroffen, nicht die Verkäufer. Mit einer 50 US-Dollar-Grenze will Amazon Fake-Bewertungen verhindern, doch am Ende greifen die Neureglungen zu kurz, denn bei den sogenannten „Gefälligkeitsbewertungen“ ändert sich nichts.

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Fake-Bewertungen bzw. Fake-Rezensionen sind für Amazon ein enormes Problem, weswegen der Online-Marktplatz verstärkt dagegen vorgeht. Im Oktober sorgte Amazon für Aufsehen, weil über 1.000 Nutzer der Seite Fiverr verklagt wurden. Diese sollen auf der Freelancer-Plattform gefälschte Kundenrezensionen angeboten haben. Im April dieses Jahres ging es weiter, erneut wurden Portale, auf denen gefälschte Bewertungen angeboten wurden, verklagt. Zu guter Letzt ging Amazon sogar gegen Händler vor, die Fake-Bewertungen gekauft haben sollen.

Amazon-Bewertungen: 50 US-Dollar pro Amazon Account

Nun geht Amazon einen weiteren Schritt und ändert dafür (mal wieder) seine Rezensionsrichtlinien. In den USA dürfen laut der neuen Richtlinien von 23. September 2016 nur noch Kunden eine Rezension schreiben, die mit einem Amazon Account Waren im Wert von 50 US-Dollar gekauft haben. Diese 50 US-Dollar beziehen sich aber nicht auf eine einzelne Transaktion – so marketplace-analytics.de – sondern auf die Gesamtausgaben des Accounts!

Was bedeutet das nun? Prinzipiell ist die Einschränkung ein Schritt in die richtige Richtung. Unter der Prämisse, dass mit einem Fake-Account mindestens 50 US-Dollar ausgegeben werden müssen, dürfte die Anzahl der Fake-Bewertungen zurückgehen. Wer es jedoch damit ernst nimmt, die eigenen Produkte zu bewerten oder fremde Produkte abzuwerten, dem dürften 50 Dollar nicht sonderlich stören. Auf der anderen Seite versperrt die neuen Regelungen neuen Amazon-Kunden, die beispielsweise ihren ersten Einkauf bewerten wollen, die Bewertungsmöglichkeit. Entsprechend zweischneidig ist die neue Richtlinie.

Gefälligkeitsbewertungen bleiben außen vor

Ein weiteres Problem: Die neuen Richtlinien klammern das Thema „Gefälligkeitsbewertungen“ völlig aus. Doch diese sind genauso anfällig für Manipulationen. Erst letztens hatte eine Studie herausgefunden, dass Incentive-Rezensenten durchschnittlich eine Bewertung von 4,73 Sternen vergeben. Der Durchschnitt bei normalen Bewertungen liegt bei 4,4 Sternen. Nach den neuen Rezensionsrichtlinien bleibt die ordnungsgemäße Nutzung von rabattierten oder kostenlosen Produkten im Tausch gegen eine ehrliche Bewertung nach wie vor explizit erlaubt.

Wie marketplce-analystics.de schreibt, ist die Einführung einer Betragsgrenze nicht neu. Schon im Juli wurde eine solche eingeführt, doch die Grenze lag mit fünf US-Dollar wohl zu niedrig, um den erwünschten Erfolg zu zeigen. Der Kompromiss von 50 US-Dollar dürfte entsprechend einige Fake-Rezensenten vom Bewerten abhalten, aber es normalen Kunden im Großen und Ganzen nicht unmöglich machen, zu bewerten. Zudem wird davon ausgegangen, dass die meisten ehrlichen Rezensionen ohnehin von Nutzern mit über 50 US-Dollar Ausgaben verfasst werden.

In Deutschland gibt es bisher nur die eine Einschränkung bei der Frage, wer Bewertungen schreiben darf. In den deutschen Richtlinien heißt es nach wie vor: „Um eine Rezension verfassen zu können, müssen Sie ein Amazon-Kundenkonto haben und bereits mindestens ein Produkt oder eine Dienstleistung erstanden haben (kostenlose Downloads zählen nicht dazu). Rezensionen zum selben Produkt von Kunden aus dem gleichen Haushalt sind nicht gestattet.“ Es ist anzunehmen, dass sich dies aber ändern könnte. Sollten die neuen Rezensionsrichtlinien in den USA erfolgreich sein und Fake-Bewertungen weniger werden, ist es durchaus denkbar, dass Amazon die Richtlinien auch in Deutschland entsprechend anpassen wird.