Großbritannien hadert immer noch mit dem Brexit. Dieser hat auch deutliche Auswirkungen auf den Online-Handel des Landes, verhindert aber keineswegs eine Expansion ausländischer Händler in den britischen Markt. Wir haben mit Andy Mulcahy von dem zuständigen Handelsverband IMRG über die Situation in Großbritannien gesprochen.
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OnlinehändlerNews: Was zeichnet die britische E-Commerce-Industrie und das Online-Kundenverhalten aus?
Andy Mulcahy: Der britische E-Commerce-Markt ist sehr dynamisch und wettbewerbsfähig. Käufer möchten günstige Preise, aber zunehmend auch hohe Qualität und bequeme Konditionen - von Lieferoptionen über optimierte Seiten für alle Geräte bis hin zu einfachen Retouren etc. Die Erwartungen an kurze Lieferzeiten nehmen ebenfalls zu, zahlreiche Einzelhändler bieten bereits eine kostenlose Next-Day-Delivery an (ab einem bestimmten Mindestwert). Amazon und Argos, zwei der größten Händler, bieten Same-Day-Delivery, was den Druck auf andere große Händler erhöht, es ihnen gleichzutun.
Was sind die größten Herausforderungen, vor denen britische Online-Händler stehen?
Durch den Brexit herrscht eine große Ungewissheit. Obwohl dies ein mehrjähriger Prozess sein wird, gab es bereits unmittelbare Auswirkungen, so z. B. durch den Wertverlust des britischen Pfunds. Dies führte dazu, dass Waren- und Materialimporte teurer wurden, was in Zukunft zu Preiserhöhungen für einige Einzelhändler führen kann. Exporte hingegen wurden günstiger, was zu einem Anstieg der Verkäufe geführt hat, die vor allem von internationalen Käufern getätigt wurden. Es wird sicherlich auch weiterhin Höhen und Tiefen geben, aber was genau der Brexit bewirken wird, wird sich im Laufe der Zeit erst zeigen.
Welche britischen Marktplätze und Plattformen werden am häufigsten genutzt?
Amazon, Ebay, Rakuten and Tesco sind am weitesten verbreitet.
Vor welchen Herausforderungen stehen ausländische Online-Händler, wenn sie in den britischen Markt einsteigen wollen?
Der britische E-Commerce Markt ist sehr wettbewerbsfähig und saturiert. Neue Markteinsteiger müssen genau wissen, was sie wollen, um sich auf dem Markt behaupten und halten zu können. Generell sollte man sich an die gängigen Best-Practice-Beispiele halten: den Markt vor dem Markteintritt gründlich analysieren und das Verhalten der Verbraucher und deren Erwartungen verstehen (besonders das der anvisierten Zielgruppe).
Das Brexit-Votum der Briten hat die Märkte in Europa verunsichert. Was denken Sie? Welches Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien wäre für Händler in Zukunft am vorteilhaftesten?
Das ist ein sehr komplexes Thema, klar ist aber, auch wenn Großbritannien für den Austritt aus der EU gestimmt hat, bleibt das Interesse am Handel mit Europa dennoch hoch. Es ist nicht möglich, vorauszusagen, welche Art von Vereinbarung am ehesten ausgehandelt werden könnte, da die britische Regierung sich sehr bedeckt bezüglich Details verhält. Es ist aber möglich, dass die De-minimis-Subventionswerte (Schwellenwerte, ab denen Steuern und Zölle fällig werden) ein wichtiger Punkt für Interessenvertretungen werden. Derzeit sind diese Zuwendungen sehr gering innerhalb der EU. Werden sie erhöht, könnte dies eine Möglichkeit sein, britische Einzelhändler beim grenzüberschreitenden Handel weiter zu ermutigen und sämtliche Kosten, die mit zunehmender Komplexität verbunden sind, aufzurechnen.
Der Brexit – Großbritanniens Entscheidungsstunde
Das Brexit-Votum hat für hohe Wellen in der EU gesorgt. Die Auswirkungen des Austritts von Großbritannien aus der EU sind kaum absehbar, in einer ersten Reaktion kam es aber zu Turbulenzen in den Finanzmärkten. Wir haben das Thema bereits in einigen Artikeln beleuchtet:
Großbritannien stimmt für Brexit: Was jetzt auf den Handel zukommt
Brexit-Entscheidung: Das sagt die Branche zum Ergebnis des Referendums
Ebay und Etsy informieren Händler über Brexit-Auswirkungen
Berlin profitiert: Auswirkungen des Brexits auf die StartUp-Branche
Brexit – Das Ende des gemeinsamen AGB-Rechts und kein Happy End für einen vielversprechenden Markt?
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