Was ist da los auf Amazon?! Seit Wochen und Monaten treiben Betrüger auf dem Marktplatz ihr Unwesen – offenbar ungehindert. Denn bisher scheinen Maßnahmen durch den Konzern nicht von Erfolg gekrönt. Die Gefühlswelt der Händler schwankt zwischen Empörung, Hilflosigkeit, Wut und Unverständnis. Wir haben einige Lesermeinungen zusammengetragen.
In den vergangenen Wochen haben wir bereits mehrfach über die massiven Probleme auf dem Amazon Marktplatz berichtet. Dabei erstellen Betrüger eigene, neue Fake-Shops oder hacken sich in bestehende Shops seriöser Händler und missbrauchen diese für eigene Zwecke. Die Maschen variieren leicht, laufen jedoch immer darauf hinaus, dass Kunden ihr Geld auf (meist ausländische) Konten überweisen und dann um ihr Geld und ihre Ware gebracht werden. Auch Verbraucherschützer mahnen seit Längerem die Kunden, Vorsicht walten zu lassen.
Die Lage ist ernst – sowohl für Händler als auch für Kunden. Und gerade der Umstand, dass Amazon anscheinend nicht Herr der Lage wird, gibt vielen zu denken: „Ein Unternehmen, dass auch schon Kundenkonten aufgrund einiger weniger Retouren gesperrt hat, sollte doch auf derartig auffällige Verhaltensweisen eines Händlerkontos reagieren können, oder etwa nicht?“, schrieb beispielsweise unser Redakteur Michael Pohlgeers in einem Kommentar auf dem Amazon Watchblog.
„Als wäre es unser Job die Fake Verkäufer raus zu suchen“
Natürlich haben sich mittlerweile zahlreiche Händler gemeldet und in Kommentaren ihrem Ärger Luft gemacht. „Wir haben noch niemals so viele Betrüger gesehen, gemeldet, etc. und kaum einen interessiert es, ist ja nur bei der größten Verkaufplattform der Welt. Täglich entdecken wir 2-5 neue Fake-Verkäufer auf Amazon und machen Amazons Job und melden dies ganz brav ... wenn wir es nicht machen würden, würde es Amazon erst merken wenn sie den Kunden das Geld erstatten müssen!“, schrieb uns ein Leser namens Christian.
Auch an anderer Stelle wird darauf eingegangen, dass es eigentlich nicht die Aufgabe der Händler sein dürfte, die schwarzen Schafe herauszupicken: „Wir melden täglich neue Fake Verkäufer und Amazon löscht diese teilweise nicht einmal weil wir es nicht ausreichend begründen. Als wäre es unser Job die Fake Verkäufer raus zu suchen.“ Ein anderer kommentiert: „Man kann allerdings nicht viel machen, außer Amazon konstant die Betrüger melden. Das ist natürlich mit einem Aufwand für Dokumentation und Meldung verbunden, den Amazon natürlich nicht belohnt.“
„Amazon versagt hier in einer erbärmlichen Art und Weise“
Obwohl Amazon in den vergangenen Wochen immer wieder radikal Händler bzw. Angebote gelöscht zu haben scheint und zwischenzeitlich tatsächlich großflächig viele Fake-Shops verschwunden waren, tauchen sie dann doch immer wieder auf. Auch Händler kritisieren diesen Punkt scharf: „Hier muss man mal ganz deutliche Worte finden. Amazon versagt hier in einer erbärmlichen Art und Weise, dass es schlimmer nicht geht. Es ist ein leichtes diese Anbieter zu erkennen, man muss es nur wollen. Ein winziges Stück Software und 2-3 Mitarbeiter und 99% der Angebote sind weg.“
„In den letzten Wochen melden wir Amazon täglich über Fake - Shops die sich über unsere Produkte schreiben, teilweise hängen sogar drei verschiedene Betrüger an unseren exklusiven Produkten“, erklärt ein Händler auf OnlinehändlerNews. „Der Schaden ist enorm und Amazon hat das ganze überhaupt nicht im Griff, denn es sind immer wieder dieselben FakeShops.... Ein Ende dieses Horrors für jeden Internethändler ist wohl noch nicht so schnell in Sicht!“
Viele Händler müssen hilflos zuschauen und fühlen sich allein gelassen
Besonders tragisch für Händler ist es, wenn ihre Shops missbraucht werden, sie aber keine Gegenmaßnahmen einleiten können und Amazon sich nicht rührt. Auf dem Amazon Watchblog kommentierte ein betroffener Anbieter: „Mein Verkäuferkonto wurde gestern angegriffen. Über meinen Namen werden Unmengen unterschiedlicher Artikel zu vermeintlichen Schnäppchenpreisen angeboten. Meine Telefone klingeln im Sekundentakt, mein Email-Postfach läuft über. Ich habe keinen Zugriff auf mein Verkäuferkonto. Über Impressum@amazon.de habe ich mehrfach das Problem geschildert - keine Reaktion!“
Und dies ist kein Einzelfall: „Unser Amazon-Konto wurde am Samstag den 22.10.16 gehackt und auf amazon.it, wo wir normal nichts verkaufen. Es wurden über 76.000 Produkte […] hochgeladen und für -40% des eh schon günstigen Amazonpreises angeboten. […] Wir haben innerhalb von 22 Stunden fast 1000 Bestellungen im Wert von 534.000€ bekommen!!! Unsere WaWi hat sich förmlich überschlagen. […] Das Geld wurde aber nicht bei uns auf das Amazonkonto gebucht - nichts!“
Auch mehrfache Hacks scheint es immer wieder zu geben: „Unsere Verkäuferkonto wurde schon 3 Mal gehackt. […] wir sind ratlos.. was sollen wir jetzt tun? enden diese Angriffe nie?“, fragt sich ein User. Ein anderer schreibt: „Mein Amazon Verkäufer-Account wurde innerhalb von 10 Tagen 2 x gehackt. ca. 55000 Fake Angebote in meinem Account auf amazon.de und amazon.es. Habe sofort nach dem ersten Angriff Strafanzeige erstattet. Mein Rechner wurde von der Kripo auf Keylogger, PischingTransaktionen etc. hin analysiert und ist sauber. […] Amazon hat desweiteren nicht nur die FakeAngebote gelöscht sondern völlig einwandfreie ca. 500 Markenartikel meines Shops. Der Umsatz ist seither um ca. 80% eingebrochen. Die Artikel müssen nun wieder angelegt werden. […] Habe die letzten 24 Stunden damit verbracht, ca 700 Fakebestellungen zu stornieren sowie etwa gleichviele Nachrichten zu beantworten.. ohne Worte“.
„Amazon behauptet die Sicherheitslücke läge bei uns“
Mit den Reaktionen von Amazon scheinen die wenigsten Händler zufrieden. Ein Händler erzählt: „Unser Shop ist heute gehackt worden - 5.10.16 ', Amazon wiegelt ab und behauptet die Sicherheitslücke läge bei uns. Was nicht der Fall ist. Man kümmert sich nicht richtig um das Problem, kein Rückruf, nur vorgefertigte Stellungnahmen die darauf hinauslaufen, dass die Schuld nicht bei Amazon liegt. So ein Shop kostet viel Zeit un Nerven, ich erwarte Service und Hilfe!“
Und gerade mit Blick auf die wichtigste Zeit des Jahres bangen Unternehmen um ihre Geschäfte. Doch es geht nicht nur um Weihnachten – auch langfristig könnte der Schaden nicht unerheblich sein: „Gerade jetzt vor Weihnachten sollte Amazon das Problem in den Griff bekommen. Ansonsten sehe ich einen fetten Imageschaden der es in sich haben wird“, schreibt Equipster.
Natürlich hat auch die Redaktion von OnlinehändlerNews versucht, mit Amazon in Kontakt zu treten. Doch auch unsere Anfrage zu den massiven Problemen hat das Unternehmen nicht beantwortet. Sollten sich an dieser Stelle Neuigkeiten ergeben, werden wir Sie natürlich umgehend informieren.
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Zunächst habe ich mehrere Email erhalten mit er Bitte ich solle Amazon mitteilen von welchen Ländern ich auf mein Account zugreife? Das habe ich Amazon mitgeteilt. Ich bin als Vertriebs- Ingenieur tätig und bin ständig vor allem in Osteuropa unterwegs. Bin auch in China unterwegs gewesen. Habe ein Paar Mitarbeiter aus Weißrussland gehabt, die für Mich Produkte eingestellt und Beschreibung gemacht haben.
Dann sollte ich Amazon die genauer Standtorte mitteilen, von wo ich aus auf mein Konto zugreifen. Ich haben Amazon die Städte benannt und Amazon mitgeteilt, dass ich jedes Mal in verschiedenen Hotels absteige und kann nur die Städte abgrenzen.-
Darauf hin hat Amazon unseren Account gesperrt und ohne irgend eine Mitteilung. Nach 90 Tagen und huderte Email hat Amazon mein privates Konto entsperrt aber das Verkäuferkonto ist zu. Vor ein Paar Wochen habe eine Email von Amazon Key Account Manager erhalten mit einer Telefonnummer. Die Nummer habe sofort gewählt und erfahren, dass mein Verkäuferkonto endgültig gesperrt worden ist und ich darf kein Konto mehr auf meinen Namen anmelden. Wenn ich weiter bei Amazon verkaufen möchte, soll ein neues Konto eröffnen aber auf den Namen meiner Frau, was ich sofort gemacht habe aber das neue Konto ist nach ein Paar Stunden gesperrt worden. Ich denke es hat an der IP Adresse gelegen.
Also mein Fazit ist. Finger weg von dem Unternehmen.
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Das stimmt selbstverständl ich. Jedoch gehört es zu einem sicheren Passwort dazu, dass es eben gerade nicht auf zig anderen Plattformen verwendet wird.
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Amazon Konten können nur übernommen werden, wenn der Angreifer das Passwort kennt. Ausgenutzte Schwachstellen auf den Webseiten von Amazon, die eine andere Möglichkeit des Einbruchs in ein Konto bieten, sind bisher nicht bekannt.
Passwörter werden, das ist kein Geheimnis, sehr oft durch Phishing ausgespäht. Da hilft seitens der Verkäufer nur Achtsamkeit und der gesunde Menschenverstan d. Die einschlägigen Hinweise zur Computersicherh eit sollten natürlich eh beachtet werden.
Schwache Passwörter sind ein weiteres Einfallstor. Bekommt ein Angreifer persönliche Informationen vom Verkäufer heraus (Adresse, vielleicht die Telefonnummer aus dem Impressum, Ergebnisse aus Google-Suchen mit Angaben zu Hobbys, Familie etc.) hat er oft bald einen Treffer beim Ausprobieren von Passwörtern. Wie Menschen sind nun mal alle ein wenig faul und nehmen dann gerne Namen oder Daten aus unserem persönlichen Umfeld als Passwörter. Da hat ein Angreifer dann leichtes Spiel. Dagegen hilft nur die Verwendung eines definitiv ausreichend langen Passwortes, welches nicht auf einem Wörterbucheintr ag beruht und nach Möglichkeit keinen erkennbaren persönlichen Bezug hat.
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Danke für Deinen Beitrag.
Ist es wirklich so, dass die Accounts an und für sich sicher sind, insofern man sich Gedanken über mehrstellige Passwörter und deren Verwahrung macht?
Ist es nur möglich einen Account zu "hacken", wenn man die Zugangscodes irgendwoher ergaunert oder gibt es noch andere Wege?
Ansonsten wäre die Abwehr von "Hackerangriffe n" ja schnell erledigt.
Wer nur Passwörter wie "Oma1000" oder ähnliches vergibt, ist dann wohl selber mit verantwortlich?
Danke!
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Zitate wie "Wir haben innerhalb von 22 Stunden fast 1000 Bestellungen im Wert von 534.000€ bekommen!!!" machen deutlich welche Reichweite und Marktkraft Amazon hat.
Damit diese Masche Erfolg hat braucht es drei Dinge:
1. Amazon
2. Verkäufer deren Zugangsdaten ausgespäht werden können, oder deren Passwörter nicht sicher genug waren
3. Eine Schar von gutgläubigen Konsumenten, die die Grundregeln des E-Commerce leider noch nicht verstanden haben und an solche fremde Vorkassen schicken
Wenn Amazon dann die Sicherheitsrich tlinien angezogen hat, dann kommt als nächster Artikel der vom Reifenhändler, dessen Account zum Start der Winterreifen Saison zugemacht wurde, weil sein Umsatz zu sprunghaft angestiegen ist.
So geschehen auf ebay glaube ich...
Aber natürlich muss Amazon hier tätig werden, nicht mehr lange und die Passwörter für Seller Accounts müssen strenge Sicherheitsrich tlinien erfüllen müssen und werden nur noch begrenzt haltbar sein.
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Innerhalb von 2 Stunden nach dem Angriff wurde dieser von Amazon bemerkt, meine Angebote auf inaktiv gesetzt und ich erhielt entsprechende Informationen per Mail. Mit einigen Telefonaten mit dem Amazon-Verkäufe rservice bekamen wir das Problem schnell in den Griff.
Unglücklich bei Amazon ist besonders, dass der Verkäuferservic e keine Möglichkeit hat, mit der Performance-Abt eilung direkt zu kommunizieren. So kann der Verkäuferservic e immer nur raten, was die Performance gerade macht.
Es ist also nicht so, dass Amazon gar nichts macht. Nur, wenn Amazon vernünftig arbeitet, schreibt niemand einen entsprechenden Artikel.
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Wie kann es sein, dass es für chinesische "Händler" keine Impressumspflic ht gibt, während unsereins mit Impressum, Anbieterkennzei chnung und regelmäßiger Prüfung des wirtschaftlich Berechtigten steter Überwachung unterliegt? In unserem Bereich kommt es praktisch täglich vor, dass sich chinesische Anbieter auf lizenzierte Produkte hängen und dem Kunden entweder Raubkopien oder eben gar nichts schicken. Die Personen dahinter sind vollkommen anonym und absolut unangreifbar und Amazon reagiert -wenn überhaupt- nur mit sehr starker Verzögerung und im Hintergrund. Auch darüber gibt es keine Informationen.
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