Durch Online-Betrug gehen Unternehmen Jahr für Jahr Millionen Euro verloren. Weil die Vorgehensweisen der Kriminellen zum Teil immer komplexer und perfider werden, gehören Festnahmen längst nicht zum Alltag. Doch nun ist einer Spezialeinheit der Polizei ein Schlag gegen ein organisiertes Netzwerk gelungen.
Der sogenannten „Task-Force Cybercrime“, einer Spezialeinheit der Göttinger Polizei, ist es gelungen, ein groß angelegtes, kriminelles Netzwerk aufzuspüren. Dieses Netzwerk soll sich über Ländergrenzen hinweg erstrecken und für E-Commerce-Schäden in Millionenhöhe verantwortlich sein. Betroffen seien nicht nur Unternehmen in Deutschland, sondern auch in anderen westeuropäischen Ländern.
Online-Bestellungen wurden zu Geld gemacht
Nach Informationen von Heise sei die Rede von „einem europaweiten und beständig weiterlaufenden Betrugs- und Geldwäschenetzwerk“, das straff organisiert und hierarchisch aufgebaut sei. Alles in allem soll das kriminelle Netzwerk Produkte im Wert von mindestens zehn Millionen Euro unterschlagen haben.
Das Vorgehen der Kriminellen basiere dabei auf der Unterstützung von mehr als Tausend Helfern, die mutmaßlich ahnungslos waren und dementsprechend nichts von dem kriminellen Netzwerk wussten. Über diese Helfer wurden hochwertige Waren wie Drohnen oder Smartphones bei Online-Händlern bestellt. „Bestellt wurde dabei eigentlich alles, was sich hinterher leicht zu Geld machen lässt“, erklärte Oliver Knabe, Leiter der „Task-Force Cybercrime“, laut Heise.
Betrugsnetzwerk mit Tausenden Helfern
Die Helfer seien als sogenannte „Warenassistenten“ zum Einsatz gekommen, die die Bestellungen zuhause empfangen und dann weitergeleitet hatten. Um die Koordination und Regulierung der Warenströme und Helfer zu vereinfachen, sei eine Website auf einem rumänischen Server zum Einsatz gekommen. Auf diesen Server hätten die Beamten im Rahmen ihrer Ermittlungen Zugriff erhalten, wodurch sie tiefere Einblicke in die kriminellen Strukturen bekamen.
Um genügend Helfer anzulocken und einen vertrauenswürdigen Eindruck zu machen, hätten die Kriminellen den arglosen „Warenassistenten“ zum Teil sogar Arbeitsverträge zukommen lassen: „Damit gelangen die Täter nach Erkenntnissen der Polizei an die Personaldaten der Helfer, mit denen dann Kundenkonten eingerichtet und Bestellungen aufgegeben werden“, schreibt Heise weiter. Auch geklaute Kreditkartennummern würden bei solchen Bestellungen genutzt.
Obwohl die Helfer nichts von den kriminellen Strukturen geahnt haben sollen, müssen sie wohl dennoch strafrechtliche Konsequenzen aufgrund von Geldwäsche befürchten, da sie widerrechtlich erlangte Waren weiterleitet haben. Auch auf zivilrechtlicher Ebene könnten Forderungen gegen sie entstehen.
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