China hat den WhatsApp-Messenger in weiten Teilen blockiert und verstärkt damit seine Bemühungen um eine Zensur des Internets.

WhatsApp mit Schloss
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China hat vor einem großen Treffen der kommunistischen Partei im kommenden Monat die App WhatsApp in großen Teilen des Landes blockiert. Das berichtet die New York Times. Vor allem für Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der die Messenger-App aufgekauft hat, dürfte das eine große Schlappe sein. Zuckerberg hatte sich in den vergangenen Monaten darum bemüht, wieder in den chinesischen Markt eintreten zu können – dafür hat der Facebook-Chef sich auch intensiv mit der chinesischen Sprache Mandarin auseinandergesetzt.

WhatsApp war die letzte App von Facebook, die auf dem Festland Chinas verfügbar war. Facebook selbst ist seit 2009 in dem Land blockiert, auch Instagram kann in China nicht genutzt werden. Mitte Juli begannen die Zensurbehörden des Landes damit, Video-Chats und das Verschicken von Fotos über WhatsApp zu blockieren. Auch Sprachnachrichten wurden nach und nach eingeschränkt. Diese Einschränkungen wurden allerdings nach einigen Wochen wieder aufgehoben.

Nutzer lassen auf Weibo ihrem Unmut freien Lauf

Nun scheint es aber großflächige Störungen bei WhatsApp in China zu geben. Das deute darauf hin, dass die chinesischen Behörden eine neue, spezialisierte Software entwickelt haben, die auch verschlüsselte Textnachrichten blockieren kann. „Das ist nicht die typische technische Methode, mit der die chinesische Regierung etwas zensiert“, erklärt Nadim Kobeissi, Verschlüsselungstechniker beim Pariser StartUp Symbolic Software. Das Unternehmen habe erste Störungen bei WhatsApp in China vergangenen Mittwoch bemerkt – am Montag waren die Effekte dann deutlich spürbar.

Die Zensur von WhatsApp fällt mit einem großen Treffen der kommunistischen Partei in Peking zusammen. Am 18. Oktober wählt der Kongress die Parteiführung und damit die Regierung des Landes. Die Blockade ist zudem ein weiterer Schritt in der verstärkten Zensur in dem Land, die seit einigen Jahren immer weiter vorangetrieben wird. Die Nutzer lassen ihren Unmut derweil auf der Plattform Weibo freien Lauf.

China erlaubt Apps, die sich leichter überwachen lassen

„Ich verliere den Kontakt zu meinen Kunden und werde wieder zurück in das Zeitalter von Telefon und E-Mail für die Arbeit zurückgetrieben“, schreibt ein Nutzer laut der New York Times. Ein anderer fürchtet, dass er bald keine Arbeit mehr haben könnte, wenn WhatsApp blockiert bleibt.

Die Alternative für die chinesische Bevölkerung: Sie können auf die Messenger-App WeChat zurückgreifen. Diese ist nicht in dem Land blockiert, könnte von der chinesischen Regierung aber leicht überwacht werden. Auch westliche Programme, darunter etwa Skype, werden in China nicht blockiert – weil sie nicht über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verfügen und damit leichter von der Regierung überwacht werden können.