Auch Traditionsunternehmen müssen sich mit dem digitalen Wandel auseinandersetzen. Der Stahlhändler Klöckner hat das bereits erkannt und will nach eigenen Angaben auch große Ziele verfolgen. 2020 soll die Hälfte des Umsatzes im Netz erwirtschaftet werden.

Stahlkabel
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Es gibt sie, diese Floskeln. „Wir wollen das Amazon für xy“ werden ist genau so eine. Auch der Stahlhändler Klöckner, ein über 110 Jahres altes Unternehmen, lässt sich im Zuge der Digitalisierung nicht von dieser Aussage abhalten. Man wolle das „Amazon des Stahlhandels“ werden, so der Vorstandsvorsitzende Gisbert Rühl laut Gründerszene. Doch Klöckner scheint dieser Floskel auch konkrete Maßnahmen folgen zu lassen: 17 Prozent des Umsatzes erwirtschafte der Stahlhändler bereits online – das summiere sich auf einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro. Bis 2020 soll die Hälfte des Umsatzes im Netz generiert werden.

Und um dem Amazon-Vergleich gerecht zu werden, will Klöckner seinen Online-Auftritt auch für andere Anbieter und Produkte öffnen. Damit kann das Unternehmen sein Sortiment erweitern, etwa durch Kupferrohre, die man vorher nicht im Programm hatte. Zusätzlich habe man eine „neutrale Industrieplattform“ an den Start gebracht, an der der Stahlhändler eine Minderheitsbeteiligung hält. Dort bieten sowohl Klöckner als auch die Wettbewerber ihre Produkte an.

Dass man den Mitbewerbern damit eine Bühne bietet, sei dem Unternehmen bewusst gewesen, so CEO Rühl. Der Markt fordere aber eine derartige Plattform – und die wäre auch gekommen, meint der Klöckner-Chef. „Wenn wir es nicht machen, macht es jemand anders“, habe er einmal gesagt. First-Mover-Bewusstsein also beim Traditionsunternehmen.

Mitarbeiter brauchen eine Zukunft im Netz

Doch gerade für Traditionsunternehmen stellt der Wandel besondere Hürden auf. Denn vor allem Mitarbeiter in besonderen Bereichen fürchten um ihren Job, sobald das Unternehmen den Online-Handel vorantreibt. Vertriebsmitarbeiter, etwa. Dessen ist man sich bei Klöckner aber offenbar bewusst. „Die Transformation klappt nur, wenn man den Mitarbeitern eine Zukunft in der Onlinewelt gibt“, erklärt Rühl. Es müsse auch ein Umdenken in den Köpfen der Mitarbeiter stattfinden: Durch den Verkauf über den Online-Kanal hätten sie schließlich mehr Zeit für ihre Kunden und neue Kunden.

Um sich weiteres Know-how für die Digitalisierung ins Boot zu holen, investiert Klöckner auch in StartUps. Die Verschmelzung von digitalen Jungunternehmen und traditionsreichen Unternehmen ist inzwischen kein Novum mehr am Markt. Klöckner ist bereits am Werkzeughändler Contorion beteiligt und auch am 3D-Druck-Pionier BigRep hält der Stahlhändler Anteile. Wahllos wolle Klöckner keinesfalls in StartUps investieren, wie CEO Rühl erklärt: „Wir investieren nur um unsere Stahlhandelsplattform herum.“