Lebensmittel-Lieferdienste sind für Menschen in ländlichen Regionen kaum vernünftig nutzbar. Zu diesem Ergebnis kommt der „Marktcheck Online-Lebensmittelhandel“ der Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg.
Die Online-Bestellung von Lebensmitteln ist noch ein vergleichsweise kleines Geschäftsfeld, bietet aber enorme Potenziale. Die Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg haben im vergangenen Sommer einen Vergleichstest mit mehreren Lieferdiensten durchgeführt. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. Das Fazit fällt dabei durchwachsen aus, denn: Wichtig für ein positives Einkaufserlebnis scheint vor allem zu sein, wo man lebt. Die Basics beherrschen mittlerweile die meisten Anbieter.
Auf dem Land „keine alltagstaugliche Alternative“
Getestet wurden die überregionalen Anbieter Allyouneedfresh und Mytime sowie lokale Edeka-Händler, die über ein Online-Portal erreichbar sind. Zudem wurde mit je einer Person in Berlin und Brandenburg Amazon Fresh überprüft, das zum Testzeitpunkt gerade gestartet war. Etwas überraschend ist das Angebot von Rewe – das Umfragen zufolge in Deutschland am meisten genutzt wird – nicht dabei. Die Verbraucherzentralen begründen das mit der geringen Verfügbarkeit im Berliner Speckgürtel. Die Warenkörbe wurden standardisiert mit 26 verschiedenen Lebensmitteln gefüllt, darunter tiefgekühlte Produkte wie Fisch oder Erbsen, gekühlte Produkte wie frisches Fleisch und länger haltbare Lebensmittel wie Milch und Tomaten.
Bei der Zustellung zeigten sich gravierende Unterschiede zwischen Stadt und Land. Sind in Berlin und Potsdam etwa Direktlieferungen auswählbar, muss man im ländlichen Raum Brandenburgs mit dem normalen Paketservice vorlieb nehmen. Das sorgt gerade für Kunden in ländlichen Regionen für sehr große Mengen an Verpackungsmüll, etwa Kartons, Styroporboxen oder Kühltaschen, die man entweder selbst entsorgen oder kostenpflichtig zurückschicken muss. Ein weiteres großes Problem sind die sehr langen Lieferzeitfenster von zehn Stunden. In dieser Zeit muss ständig jemand vor Ort sein, um die Lieferung anzunehmen. Allyouneedfresh verschickt gefrorene und nicht gefrorene Lebensmittel zudem in zwei Einzellieferungen – für die Annahme muss man also an zwei Terminen zu Hause sein.
„Für Berufstätige ist dieser Service praktisch nicht nutzbar“, so Annett Reinke von der Verbraucherzentrale Brandenburg laut Golem. Die Verbraucherschützer kritisieren im Fazit letztlich auch dieses Missverhältnis. Gerade in der Fläche mit einer geringeren Dichte an Supermärkten wären Online-Lieferdienste eine sinnvolle Alternative, aber gerade dort sind sie kaum alltagstauglich nutzbar.
Überwiegend gute Qualität, nicht immer einwandfreie Kennzeichnung
Qualität und Zustand der Lebensmittel erweist sich im Test als überwiegend gut, nur vereinzelt gibt es Mängel. Einmal wurde die Kühlkette nicht eingehalten und in einem Fall hatte „frischer“ Fisch nach einer um fünf Tage verspäteten Lieferung das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten. Die Preise bewegen sich auf dem Niveau der stationären Supermärkte, allerdings merkte ein Tester an, dass das Portfolio hauptsächlich aus teureren Markenprodukten bestehe, die günstigen Eigenmarken dagegen weniger vertreten sind.
Bei der Kennzeichnung der Lebensmittel arbeitete der Dienst von Edeka nicht einwandfrei. Bei den Produktbeschreibungen fehlten häufig Angaben zu Zutaten, Allergenen und auch die Nährwertkennzeichnung – diese Angaben werden von der Lebensmittelinformationsverordnung aber vorgeschrieben. Zudem wird bzw. wurde der Vertrag bei Edeka erst an der Haustür geschlossen, online gab es keine Widerrufsbelehrung. Der Kunde musste trotzdem eine Service-Pauschale zahlen, wenn er sich kurz vor Schluss gegen den Kauf entscheidet. Diese Gebühr war wiederum beim Bestellprozess für den Kunden nicht ersichtlich. Nach einer Abmahnung eines lokalen Edeka-Händlers der Verbraucherzentrale Berlin wird dies nun gekennzeichnet.
Den kompletten „Marktcheck Online-Lebensmittelhandel“ können Sie sich an dieser Stelle anschauen.
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Alles Quatsch mit Soße. Nudeln, Müsli, Konserven usw. sind sicherlich kein Problem, da nicht sofort verderblich, aber alles andere wird niemals wirklich und flächendeckend funktionieren.
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LIDL hat sich mit Lebensmitteln nun ja komplett in deren Onlineshop verabschiedet. Es gibt gar nichts mehr. Weder Milch noch Katzenstreu, oder Kaffeepads. Schade.
Also Ersatz wollte ich dann beim REWE online bestellen. Aber das ging dann nicht, weil immer die Meldung kam, dass die nicht an uns liefern. Obwohl meine Stadt Cham (93413) doch schon 20000 Einwohner hat und ein REWE Markt da ist. Aber die wollen anscheinend nur in der Grossstadt wie Berlin.
Bei Kaufland online das selbe Dilemma.
Die einzigen wo man derzeit anständig Katzenfutter, Katzenstreu, Laktosefreie Milch, Hülsenfrüchte, Hygieneartikel (also mein Interessenberei ch insgesamt) bestellen kann ist Netto online (leider ein sehr mageres Sortiment und horrende Lieferzeiten), Rossmann online und Edeka24.
Über die Online Essens Lieferdienste die ja massiv Werbung im TV machen möchte ich gar nicht sprechen. In unserer 20000 Einwohner Stadt gibt es bei den ganzen Lieferhelden usw. kein einziges Angebot. Anscheinend ist das auch nur für Grossstädte wie München Zentrum oder Hamburg interessant. Mich wundert daher wie die nur durch Grossstädte überleben können bzw. Einnahmen für diese massive Werbung generieren können.
viele
grüsse
matthias
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Ich kenne kleine regionale Händler die völlig flexibel liefern können. Waren werden die nicht mal "getestest"?
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