Es gibt Händler, die möchten ihre Amazon-Shops bzw. Unternehmen verkaufen. Ebenso finden sich solche Anbieter, die sich vorstellen können, selbst andere Unternehmen zu kaufen, um auf diesem Wege zu wachsen. Für beide Parteien möchte DragonFlip eine adäquate Anlaufstelle sein. Wir haben mit Timo Bock, einem der DragonFlip-Gründer, gesprochen und sind tiefer in die Welt des digitalen Unternehmensverkaufs vorgedrungen.
OnlinehändlerNews: Was genau ist DragonFlip?
Timo Bock von DragonFlip: DragonFlip ist ein Marktplatz zum Kaufen & Verkaufen von Amazon-basierten Unternehmen.
Und wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen solchen Marktplatz zu starten? Wie groß ist der Bedarf des Marktes?
Ich wollte selbst ein E-Commerce-Projekt verkaufen und wurde von allen internationalen Brokern abgelehnt, weil ein deutsches Projekt für primär englischsprachige Investoren nicht interessant ist. Es gibt natürlich auch deutsche Broker, aber niemanden, der auf Amazon spezialisiert ist. Mit DragonFlip wollen wir diese Lücke für deutsche Händler schließen.
Seit unserer Gründung vor einem halben Jahr haben wir fünf Transaktionen erfolgreich begleitet und weitere sind im Prozess. Wenn man bedenkt, dass wir komplett ohne Marketingausgaben gestartet sind, bin ich überrascht wie schnell wir Käufer und Verkäufer zusammenbringen konnten. Insbesondere auf der Käuferseite ist das Interesse enorm. Wir haben inzwischen über 700 Investoren, für die wir attraktive Angebote suchen.
Woher weiß ein Online-Händler, wie viel sein Geschäft wert ist? Wie genau läuft die Bewertung ab? Welche Kriterien gibt es?
Vorab: Wir konzentrieren uns auf Private Label Marken. Händler, die primär Handelsware verkaufen, können wir nicht bewerten.
Die einfache Antwort ist, das Business ist so viel wert, wie viel jemand bereit ist, dafür zu bezahlen. Die komplizierte Antwort ist, der Verkaufspreis ist ein Multiple auf den monatlichen Deckungsbeitrag. Dieser liegt normalerweise zwischen 18 und 36. Das ist natürlich eine große Bandbreite, deshalb habe ich nachfolgend die Faktoren aufgelistet, die sich positiv auf den Multiple auswirken:
- Timing: Aufwärtstrend ist optimal.
- Abwesenheit von (zu vielen) negativen Produktrezensionen.
- Amazon Historie (je älter, desto weniger Risiko für den Käufer)
- Sortimentsgröße (je mehr Produkte, desto weniger Risiko für den Käufer)
- Mehrere Amazon Marktplätze (je mehr, desto weniger Risiko pro Marktplatz)
- Emanzipation von Amazon durch zusätzliche Marktplätze (z. B. Ebay) oder eigener Shop
- Traffic Diversifikation: Newsletter, Facebook, Google Shopping, etc.
- Nutzung von Offline-Vertriebskanälen.
- Schützbarkeit: Nicht nur Markenschutz, sondern auch Gebrauchsmuster oder sogar Patente
Kann es eigentlich vonseiten Amazons zu Problemen kommen, wenn Geschäfte verkauft oder übertragen werden? Wie sieht es da in der Praxis aus?
Beim Verkauf einer Kapitalgesellschaft bleibt der Account in der Gesellschaft. So gesehen findet auch keine Übertragung statt. Amazon muss allerdings über den Gesellschafterwechsel in Kenntnis gesetzt werden. Bei einem Einzelgewerbe kann der Account nur mit Zustimmung von Amazon übertragen werden. In der Praxis haben wir gesehen, dass es zumindest möglich ist, man sollte sich aber nicht auf eine schnelle Bearbeitung von Amazon verlassen.
In den meisten Fällen ist eine Übertragung des Accounts aber nicht erforderlich. Die Schreibrechte bekommt auch ein neuer Account durch die Übertragung der Marke. Bis auf wenige Ausnahmen hat der Markeninhaber immer die höchsten Schreibrechte. Die Markenregistrierung beim DPMA ist von Amazon nicht nur anerkannt, sondern mittlerweile sogar Voraussetzung für die Eintragung oder Übertragung einer Marke bei Amazon. Umso wichtiger für Händler, die ihr Business verkaufen möchten, rechtzeitig die Marke beim DPMA zu registrieren.
Bei einem erfolgreichen Verkauf: Wie hoch liegt die Provision?
Für Käufer ist das Angebot komplett kostenlos. Für Verkäufer ist die Erstellung des Listings ebenfalls kostenlos. Nur bei einem erfolgreichen Verkauf fallen 15 Prozent Provision an.
Kommt ein Verkauf direkt über DragonFlip zustande? Wie sieht es mit der Haftung aus?
Der Verkauf findet immer zwischen Käufer und Verkäufer statt. Als Marktplatz unterstützen wir natürlich beide Seiten und stellen auch Musterverträge zur Verfügung, aber eine Haftung können wir dafür nicht übernehmen. Beide Parteien sollten sich eigenen rechtlichen Rat einholen. Es ist aber immer einfacher und günstiger, wenn man dem eigenen Anwalt einen konkreten Vertrag zur Prüfung vorlegt, als wenn man einen neuen Vertrag erstellen lässt.
Wenn das komplette Unternehmen verkauft wird, sollte eine Prüfung durch den Steuerberater vorgenommen werden. In den meisten Fällen wird aber nicht die Kapitalgesellschaft, sondern nur einzelne Vermögensgegenstände verkauft, wobei die Marke fast immer der wichtigste Vermögensgegenstand ist.
Wie wollen Sie DragonFlip bekannter machen und welche Ziele haben Sie für die kommenden Monate?
Unser Engpass sind Verkaufsangebote. Durch die Partnerschaft mit dem Händlerbund wollen wir mehr Händler auf die Möglichkeit aufmerksam machen, das eigene Business oder auch nur Teile davon zu verkaufen.
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